40 Jahre Bäuerinnen-Bezirk Vinschgau
Nach einer zweijährigen, pandemiebedingten Verschiebung war es am 9. April endlich soweit: der Bezirk Vinschgau der Südtiroler Bäuerinnenorganisation (SBO) konnte das 40-jährige Bestehen feiern. Den Auftakt bildete eine Wortgottesfeier mit Irmgard Platter in der Pfarrkirche in Laas, mitgestaltet von Sängerinnen der Gruppe „Einklang“ und Lektorinnen. Das Motto der besinnlichen Feier lautete: Wachsen ein Leben lang. Mit Bildern des Säens, Pflanzens, Wachsens und Werdens verwies Irmgard Platter auf das vielseitige Wirken der Bäuerinnen: „Oft geht die Saat gut auf, manchmal nicht so gut und manchmal dort, wo wir es nicht vermutet haben.“ Angesichts des Klimawandels, des Kriegsgeschehens und anderer Krisen „sind besonders von uns Frauen neue Ansätze gefragt. Wir dürfen von der Natur nicht nur nehmen, wir müssen nicht immer alles und das Beste haben, sondern wir können und müssen handeln, jeden Tag, bei jedem Einkauf.“
Von der Gründung bis heute
Bei der anschließenden Feier im Gasthof „Sonne“ blickte die Bezirksbäuerin Ingeborg Rechenmacher auf die Gründung des SBO-Bezirks Vinschgau am 24. Februar 1981 im Gasthaus „Goldener Löwe“ in Schlanders zurück. In den ersten Vinschger Bezirksbäuerinnenrat wurden Rosl Debiasi aus Tschars, Rita Gartner aus Laas, Margareth Wellenzohn uns Kortsch, Rosl Vill aus Schlanders und Frieda Weissenhorn vom Sonnenberg gewählt. Die Bezirksbäuerin freute sich, mit Rosl Debiasi und Frieda Weissenhorn zwei Mitbegründerinnen von damals begrüßen zu dürfen. Besonders willkommen hieß sie auch ihre drei Vorgängerinnen Rosl Debiasi, Christina Bernhart und Monika Rechenmacher, die in kurzen Rückblicken auf die Bedeutung und den Stellenwert des Bäuerinnen-Bezirks Vinschgau verwiesen. Wie Rosl Debiasi ausführte, waren vor allem die Anfänge nicht immer leicht. Mit ihren Nachfolgerinnen Christina Bernhart und Monika Rechenmacher stimmte sie darin überein, dass im Vinschgau eine lebendige, vielfältige, kompetente und selbstbewusste Frauengemeinschaft entstanden ist, die nicht mehr wegzudenken sei. „Es entstand ein Netzwerk, das hält, ein Mit- und Füreinander vieler engagierter Bäuerinnen“, so Monika Rechenmacher.
Langjährige Ortsbäuerinnen geehrt
Stellvertretend für viele Bäuerinnen, die sich in den Ortsgruppen über viele Jahre hinweg ehrenamtlich für das Wohl aller Bäuerinnen und Frauen im ländlichen Raum eingesetzt haben, wurden zwei langjährige Ortsbäuerinnen mit der Ehrennadel in Silber geehrt. Emma Ausserer aus Tschars und Anita Rufinatscha aus Taufers im Münstertal haben ihre Ortgruppen 12 Jahre lang geleitet. Anita arbeitete zudem 8 Jahre im Bezirksbäuerinnenrat mit, 4 Jahre davon als Schriftführerin. Die neuen Ortsbäuerinnen Elisabeth Tappeiner (Tschars) und Tamara Spiess (Taufers im Münstertal) würdigten den Einsatz und das Engagement ihrer Vorgängerinnen.
Turbulente Zeit
Die Bezirksbäuerin bedankte sich bei allen für den gemeinsamen Zusammenhalt und die jahrelange gute Zusammenarbeit. Nicht unerwähnt ließ sie allerdings auch die turbulente Zeit, in der wir leben: „Dieser grausame Krieg, die Pandemie, der Klimawandel, die hohen Energiepreise und Produktionsspesen … die Liste hört nicht auf.“ Die Bäuerinnen stünden in einer großen Verantwortung: „Unseren Familien, Betrieben, Mitgliedern und der Umwelt gegenüber, aber immer mehr auch der Gesellschaft gegenüber. Die Gesellschaft beobachtet unser Kaufverhalten und sie beobachtet unsere Arbeit, die sie leider oft zu wenig kennt“, so Ingeborg Rechenmacher. Es liege an den Bäuerinnen, „Aufklärung zu leisten und mit der Gesellschaft ins Gespräch zu kommen.“ Vieles habe sich in den vergangenen 40 Jahren verändert: „Die Frauen von heute sind anders als die Frauen vor 40 oder vor 20 Jahren. Sie haben alle einen Beruf erlernt, den sie auch ausüben wollen, viele haben ein Studium abgeschlossen, möchten ihr Wissen umsetzen, viele wollen arbeiten, sich selbst verwirklichen, und viele müssen arbeiten, weil es der Hof nicht hergibt, weil sie für das Alter abgesichert sein müssen, weil ein Einkommen allein heute nicht mehr ausreicht.“
„Macht weiter so“
Die Landesbäuerin Tona Egger dankte allen bisherigen und jetzigen Funktionärinnen für ihren Einsatz und rief die Bäuerinnen dazu auf, sich weiterhin zu engagieren, sich möglichst in allen Gremien einzubringen und mit ihren Ansichten und Meinungen nicht hinter dem Berg zu halten. Zu den Ehrengästen des 40-Jahr-Jubiläums gehörten u.a. auch die Bezirksbäuerin von Bozen, Veronika Stampfer, die Bezirksbäuerin von Meran, Heidi Innerhofer, und ihre Stellvertreterin Elisabeth Thuille. Leider nicht dabei sein konnte wegen eines kleinen Arbeitsunfalls der Bezirksobmann des Bauernbundes, Raimund Prugger. Abschließend kündigte Ingeborg Rechenmacher an, dass sie noch bis Februar 2023 im Amt sein wird und rief die Bäuerinnen dazu auf, sich rechtzeitig um eine Nachfolgerin und um weitere Mitglieder für den Bezirksbäuerinnenrat umzuschauen, „denn es geht um eure Standesvertretung im Bezirk und im Land.“ Sie selbst habe neben der Aus- und Weiterbildung stets großen Wert auf die Vernetzung mit anderen Frauenorganisationen gelegt und auch darauf, „dass unsere Frauen und Bäuerinnen zusammenkommen, sich austauschen, etwas gemeinsam erleben und gestalten können.“ Sepp