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„Zuhören, würdigen und stärken!"
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Freitag, 06 August 2021

„Zuhören, würdigen und stärken!"

Möchten Sie als Lebensberaterin oder Lebensberater bäuerliche Familien, die ein Gespräch suchen, ehrenamtlich begleiten?

Dann werden Sie doch Teil der Lebensberatung für die bäuerliche Familie.

Die Koordinatorin Nicole Irsara lädt Männer und Frauen zur Ausbildung zum Lebensberater und Lebensberaterin ein und sagt auch warum. Interview: Ulrike Tonner

Die Lebensberatung - Ein Dienst, der begleitet, hilft und bereichert. Das sind Worte, die die Lebensberatung doch gut kennzeichnen, oder?

Bereichernd ist der Dienst nicht nur für ratsuchende Bäuerinnen und Bauern, sondern auch für die LebensberaterInnen selbst. Ich höre immer wieder, dass sie selbst sehr viel zurückbekommen, weil sie sehr viel Dankbarkeit spüren. Sie schätzen es sehr, dass ihnen so viel Vertrauen entgegengebracht wird und dass sie unterstützen können. Wenn eine Situation, die anfangs vielleicht sehr verwoben erscheint, dann zum Schluss gut ausgeht, dann ist das einfach ein sehr schönes Gefühl.

Was ist die Motivation der LebensberaterInnen?

Sehr viele sagen, sie haben selbst mal eine schwere Zeit durchgemacht und hätten sich eine Beratung gewünscht, die sie aus verschiedenen Gründen damals nicht angenommen haben. Sie verstehen jetzt, dass Krisen und Schwierigkeiten zum Leben dazugehören und möchten nun andere Familien begleiten, damit diese es vielleicht nicht so schwer haben, wie sie selbst.

Braucht es bestimmte Voraussetzungen?

Also, die erste Voraussetzung ist die Freude im Umgang mit anderen Menschen, Freude am Gespräch und absolute Verschwiegenheit. Außerdem sollten sie Lebenserfahrung mitbringen und sich gut in andere Menschen und Situationen einfühlen können. Sie sollten gut zuhören können. Alles andere lernen sie in der Ausbildung. Die BeraterInnen sollten auch bereit sein, mit dem Auto längere Wege in Kauf zu nehmen, weil wir darauf schauen, dass LebensberaterIn und Ratsuchende/r nicht von derselben Umgebung kommen. Sie fahren, wenn gewünscht auf die Höfe. Genau, das ist auch eine der großen Stärken der Lebensberatung und fast einzigartig in Südtirol.

Ganz konkret: Was müssen Männer und Frauen wissen, die mit dem Gedanken spielen sich zu melden?

Sie müssen die gesamte Ausbildung mitmachen und sich verpflichten, den Dienst für mindestens drei Jahre ehrenamtlich auszuüben. Die meisten sind länger dabei, es gibt eigentlich wenige, die vorher aussteigen. Wenn, dann aus persönlichen Gründen, aber nicht weil es ihnen keine Freude mehr macht. Einmal im Monat wird an drei Standorten eine Supervision durch eine/n ausgebildete/n Supersivor/in angeboten, die ebenfalls sehr bereichernd ist und sie in ihrer Tätigkeit unterstützt. Die Fahrtspesen werden rückvergütet.

Es sind meistens Frauen, es bräuchte aber auch Männer?

Ja, das stimmt, so wie bei anderen sozialen Organisationen auch. Männer trauen es sich vielleicht nicht zu. Wir haben einen einzigen Lebensberater im Team und der macht seine Sache mit sehr viel Freude und Einsatz. Ich bin deshalb überzeugt, dass es Männer gibt, die als Lebensberater einen guten Job machen würden. Es geht auf dem Hof ja nicht nur um Männer- und Frauenthemen, sondern sehr oft geht es um das Unternehmen Bauernhof, in das die gesamte Familie involviert ist.

Warum melden sich dann so wenig Männer?

Männer können sich in Krisensituationen weniger vorstellen, Hilfe zu suchen. Es wird eher als Schwäche und nicht als Stärke gesehen. Und so sehen die Männer vielleicht auch nicht die Notwendigkeit selbst den Dienst auszuüben.

Was wünschen sie sich für die 5. Ausbildung und für die Zukunft?

Ich wünsche mir für den kleinsten und sensibelsten Bereich der Südtiroler Bäuerinnenorganisation Frauen und Männer, die einen Teil ihrer Freizeit der bäuerlichen Familie widmen möchten. Ich wünsche mir Menschen, die mit Herz und Verstand Teil unseres Teams sein möchten , so wie die aktuellen Lebensberaterinnen und eben unser einziger Lebensberater. Ich bin immer wieder erstaunt, was sie alles leisten und ich bin wirklich begeistert von den Geschichten, die mich dann teilweise auch zu Tränen rühren.

Bild: Nicole Irsara, Koordinatorin Lebensberatung für die bäuerliche Familie

Vom November 2021 bis Juni 2022 (1 Modul pro Monat) startet die Südtiroler Bäuerinnenorganisation mit einer fünften Ausbildung für freiwillig tätige Lebensberaterinnen und Lebensberater. Nähere Auskünfte unter Tel. 0471999460 oder lebensberatung@baeuerinnen.it, wwww.baeuerinnen.it

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