Die Weiterbildung der Bäuerinnen-Dienstleisterinnen und Anbieter für Schule am Bauernhof zeigte uns eines: wenn man für etwas brennt, kann man (be)-wirken.
So etwa der Sägemüllerhof in Gais: Seit über 20 Jahren öffnet der Sägemüllerhof seinen Türen für psychisch kranken Menschen. Geboten wird ein offenes Wohnhaus mit Arbeitsmöglichkeiten in den Bereichen Landwirtschaft, Wollverarbeitung, Weberei und Hauswirtschaft. Strukturleiter Andreas Schiner führt durch den Hof. Er erklärt, dass gemeinsam insgesamt 14 ha Fläche biologisch-dynamisch bewirtschaftet wird. Der Großteil davon bilden Getreideflächen, Ackerfutterbau und Kartoffeln. Das Getreide wird in der eigenen Mühle gemahlen. In der Backstube Brot gebacken und im Hofladen verkauft. Ebenso die Kartoffeln, Kräuterteemischungen, Spelz- und Kräuterkissen, Gemüse, hausgemachte Produkte (insbesondere Schlutzer), handgewebte Teppiche und Natur-Matratzen. Für letztere zwei gibt es auch einen eigenen Wollverarbeitungsraum / Weberei. Abnehmer der Produkte des Sägemüllerhofes sind vor allem die Dorfbewohner selbst, in der Zwischenzeit auch Restaurants der Umgebung.
Nützliche Aufgaben
Beim Sägemüllerhof erfahren die Klienten keine Beschäftigungstherapie, sondern arbeiten sinnvoll in der Landwirtschaft mit. „Ein großes Ziel für uns ist es, den Menschen zu helfen mit ihrer Krankheit umgehen zu lernen. Im Idealfall das Alltags- und Arbeitsleben zu meistern und auf eigenen Füßen zu stehen. Manchmal gelingt es und manchmal nicht“, erklärt Andreas Schiner. Und noch einen wichtigen Gedanken gibt er der Gruppe mit auf dem Weg: „Inklusion bedeutet nicht zwingend, dass das betreuende Personal langjährige Ausbildungen absolvieren muss, Inklusion bedeutet viel mehr, dass Menschen – Menschen wie du und ich – einen Mitmenschen in der Gemeinschaft aufnehmen.“
Praktisches Wissen
im Anbau Sabine Schrott, Hof- und Gartenführerin, präsentierte den 20 Teilnehmer wie Gemüseanbau mit samenfesten Sorten ohne Anwendung von Pflanzenschutzmittel funktionieren kann: „Jede Pflanze, jedes Gemüse hat seine Schädlinge, Parasiten, Pilzkrankheiten oder Beikräuter, welche der Kulturpflanze und dem Landwirt das Leben schwermachen!“. Das musste auch Sabine in den zahlreichen Jahren ihrer Anbauversuche erfahren. Als ehemaliges „Dorfkind“ von Barbian konnte sie auf den Felderhof in Uttenheim ihre Gemüseleidenschaft endlich ausleben. Anfangs war das nicht leicht – denn auch klimatisch ist Uttenheim um einiges verschieden als Barbian: Wichtig ist deshalb vor allem die richtigen Sorten (über 400 samenfeste Sorten) und den geeigneten Standort auszuwählen und auf einen vorteilhaften Fruchtwechsel und günstige Nachbarschaft zu setzen. Auch der passende Aussaatzeitpunkt muss beachtet werden. Als Stichtag fällt hier oft der St. Antoniustag, der 13. Juni. Sabine schwört auf thermische Verfahren zur Unkrautbekämpfung und auf Blühstreifen, welche ihr die Nützlinge in den Acker und Garten bringt. Und natürlich auf Franz, ihren Ehemann, der sie bei den vielzähligen Arbeiten unterstützt – übernimmt – wie den Kartoffelacker, bei dessen Anblick das Kartoffelherz aufgeht, so sauber gepflegt ist der Acker.
Samenfeste Sorten
Da Kultursorten oft schwer im Einkauf zu finden sind, erntet Sabine, wo möglich, selbst das Saatgut: Sie erhält somit lebendiges Kultur- und Naturerbe und trägt zur Sicherung der genetischen Vielfalt und Ernährungssouveränität bei. Es müssen nicht Hybridsorten sein: auf den Felderhof zählen Robustheit Anpassungsfähigkeit und Geschmack!