Liebe Bäuerinnen,
Ostern ist das Fest der Auferstehung und des Lebens. Inmitten der Coronakrise erleben wir dieses Fest heuer allerdings anders als bisher. Die Bewegungsfreiheit ist sehr eingeschränkt und die Sorge um die Gesundheit bestimmt das Denken und Tun der Menschen. Manche Familien in unserem Land hat die Krankheit schwer getroffen. Todesfälle sind zu beklagen und die gewohnte Weise sich von Menschen zu verabschieden ist unter diesen Umständen nicht möglich. Das schmerzt besonders. Jene, die in helfenden und sanitären Berufen tätig sind, arbeiten rund um die Uhr und sind mit verschiedensten Notsituationen konfrontiert. Besonders für die Verstorbenen, für die Kranken und Leidenden, aber auch für alle helfenden Menschen können wir in diesen Tagen beten.
Doch eine Krise, wie jene, die wir gerade durchleben, bringt Vieles ans Licht. Sie lässt uns erkennen, welche Menschen uns wichtig sind, auf wen wir uns verlassen können. Sie lässt uns aber auch entdecken, dass die eine oder die andere Person plötzlich eine Seite von sich entdecken lässt, die wir gar nicht kannten. Diese Krise schenkt uns die Zeit, dass wir uns wieder ganz aufeinander einlassen können, unsere Mitmenschen, mit denen wir täglich zu tun haben, einmal abseits vom Stress und der Hektik begegnen dürfen.
Viele Familien müssen in diesen Tagen wieder zusammenzurücken und lernen so neu füreinander da zu sein. Neulich sagte mir ein befreundeter Priester aus Österreich: So herausfordernd diese Zeit auch ist, sie zeigt uns wieder, dass es wichtig ist, füreinander da zu sein. Sie öffnet uns die Augen für unser Gegenüber.
Sich füreinander zu öffnen, einander zu tragen und auch zu ertragen, sich wieder neu zu entdecken und zu schätzen sind österliche Haltungen, die uns in diesen Tagen neu bewusstwerden können. Und wenn wir einander wieder neu entdecken, dann werden wir vielleicht auch wieder dankbarer füreinander. Diese Krise lässt uns nämlich erkennen, dass vieles, an das wir uns schon gewohnt hatten, keine Selbstverständlichkeit ist. Und vielleicht entdecken wir alle in diesen Tagen auch Gott wieder neu, unerwartet, unaufdringlich, inmitten des Alltags spüren wir seine Gegenwart.
Viele Menschen können in dieser Krisenzeit aber auch entdecken, wie wichtig regionale Kreisläufe in der Lebensmittelproduktion sind und wie dankbar wir sein dürfen, dass wir eine gut funktionierende Landwirtschaft in unserem Land Südtirol haben, die solch hochwertigen Produkte herstellt. Dafür sind auch Sie, liebe Bäuerinnen, mit verantwortlich.
Liebe Bäuerinnen, von ganzem Herzen wünsche ich Ihnen ein frohes und gesegnetes Osterfest im Kreis Ihrer Familien. Ich wünsche Ihnen ein offenes Herz füreinander und viele sinnvolle Tätigkeiten, die ihnen Freude bereiten an diesem besonderen Osterfest 2020. Möge die Kraft des Auferstandenen Jesus Christus Sie alle erfüllen und der Herr selbst Sie und Ihre Familien segnen. Halleluja! Der Herr ist wahrhaft auferstanden.
Markus Moling, Regens am Priesterseminar Brixen