Das Fersental, „Bernstol“, im Italienischen Valle dei Moccheni genannt – eine deutsche Sprachinsel im benachbarten Trentino und gerade mal 40 km von Truden entfernt, war Ausflugsziel der SBO-Ortsgruppe Truden am Dienstag, 2. Juni.
Eine kleine, aber begeisterte Gruppe von 14 Personen startete am frühen Morgen mit dem Bus los und wahrscheinlich die wenigsten wussten was sie erwartet. „Guat kemmen“ heißt es auf dem Begrüßungsschild kurz nach dem Redebuspass, welcher ins Tal führt, wo es scheint als wäre die Zeit stehen geblieben. Die Einfachheit, Kargheit, steile Wiesen und Felder sind auch im Alltag für die knapp 1000 Einwohner der vier Gemeinden auf der linken Talseite Palai (Palù), Vlarotz (Fierozzo), Garait (Frassilongo) und Oachleit (Roveda) eine ständige Herausforderung. Doch die Verbundenheit zur Heimat und zur Tradition, ihr Tal und der Wille ihre Gemeinschaft lebendig zu erhalten, lässt sie bleiben. Auch wenn das einst von den deutschen Siedlern im 13. Jahrhundert gerodete Tal großflächig wieder zugewachsen ist tun die Menschen ihr möglichstes um die Äcker, Wiesen und Weiden zu pflegen. Im Laufe der Jahrhunderte lockte der Bergbau zahlreiche deutsche Bergleute an. Ab dem 18. Jahrhundert begann der Wanderhandel im Nebenerwerb zur vieh- und forstwirtschaftlichen Tätigkeit. Die sogenannten „Krumer“ sind vor allem den älteren Südtirolern gut in Erinnerung.
Erstes Besuchsziel war das Bersntoler Kulturinstitut in Palù, welches sich mit der Aufwertung und Erhaltung der Sprache und Kultur der Fersentaler Gemeinschaft befasst. Anhand von Tafeln, Fotos und Alltagsgegenständen erhielt man einen Einblick in die Geschichte und Besonderheiten des Tales. Zusätzlich gibt es zurzeit eine Sonderausstellung „Lem der Bolt“, welche in wunderschöner und liebevoll gestalteter Aufmachung die Verbundenheit des Lebens zum Wald verdeutlicht. Neben dem Holz waren es viele weitere Schätze, die der Wald bot.
Nächstes Ziel war die Besichtigung des Filzerhofes kurz vor Vlarotz. Ein Hof der deutschen Siedler aus dem 13. Jht., der großteils original erhalten ist. Zahlreiche Alltagsgegenstände aus früheren Zeiten werden ausgestellt. Die Lehensherren gewährten jedem Familienoberhaupt ein 20 ha großes Grundstück auf einer Höhenlage zwichen 800 und 1400 m, das sie urbar machen konnten. Dank der sehr kompetenten Führung durch das Bersntoler Kulturinstitut bekamen die Besucher einen sehr guten Einblick in das Leben der Fersentaler, ihre Kultur und viele interessante Informationen. Zum Beispiel, dass auch die Fersentaler als deutsche Minderheit optieren mussten.
Nach diesem interessanten Vormittag mit vielen neuen Eindrücken wurde im Hotel Belvedere zu Mittag gegessen. Der freundliche Wirt und seine Familie waren sehr erfreut über unseren Besuch und verwöhnten uns mit typischer Fersentaler Kost. So durften die „Kropfn“ auf dem Vorspeisenteller nicht fehlen – ein „Schlutzer“ gefüllt mit Wirsing, Porree und Käse. Und zum Abschluss natürlich die „Treccia mocchena“.
Gestärkt und freudig ging die Fahrt weiter bis nach Pergine im Val Sugana. Von dort gings wieder hoch ins Paralleltal Pinè. Ein Aufenthalt beim Wallfahrtsort Madonna di Pinè in Montagnaga und beim Serraia See in Baselga sorgten für einen gemütlichen Nachmittag.
Mit vielen neuen Eindrücken, geweckten Erinnerungen und vielleicht auch etwas Wehmut in eine Zeit, die es heute in unserer schnelllebigen Zeit nicht mehr gibt, auch wenn das Leben früher härter und karger war, gings heim nach Truden.