SBO-Lana-Völlan: Die Corona-Pandemie beherrscht seit Monaten unser Leben. Die negativen Folgen der Krise sind in allen Lebensbereichen deutlich zu spüren. Alle leiden unter dem Lockdown und dem Kontaktverbot und verlieren manchmal den Glauben an eine bessere Zukunft. So ergeht es auch uns Bäuerinnen.
Im folgenden Interview erzählt uns eine junge Bäuerin mit ihrer Frohnatur, wie sie es in ihrem Alltag trotzdem schafft, mit Zuversicht in die Zukunft zu schauen.
Hallo Nadja! Stelle dich uns kurz vor!
Ich bin Nadja Gasser, bin 29 Jahre alt und bewirtschafte zusammen mit meinem Mann Ulrich einen landwirtschaftlichen Betrieb in Völlan.
Zuhause hält mich meine 2jährige Tochter Katharina auf Trapp.
Was und wo arbeitest du?
Ich bin gelernte Köchin und unterstütze zurzeit meine Eltern und Geschwister auf ihrem Hof. Sie erzeugen am „Marklhof“ in Naraun Produkte, wie Speck, Salami, Kaminwurzen (aus dem Fleisch) von hofeigenen Schweinen und backen Brot aus dem Getreide, das auf ihren Feldern wächst. Die Erzeugnisse werden auf den Bauernmärkten in Lana, Meran und Bozen vermarktet. Sehr beliebt sind bei den Kunden die großen Bauernkrapfen und andere Süßspeisen. Je nach Jahreszeit wird auch Obst vom Hof, wie Marillen, Blaubeeren und Äpfel verkauft. Im Herbst ergänzen Nüsse und Kastanien das Angebot.
Was gefällt dir an deiner Arbeit?
Ich liebe es mit meinen eigenen Händen Produkte herzustellen. Wenn die Menschen an unseren Marktstand kommen und sich über die hofeigenen Produkte freuen, ist das für mich das schönste Geschenk. Zugleich ist es auch der größte Lohn für unsere mühevolle Arbeit. Die Kunden genießen unser Brot und unsere Krapfen und wertschätzen die regionalen hofeigenen Lebensmittel. So falle ich früh abends, nach einem langen Tag, der an Markttagen um halb fünf Uhr morgens anfängt, erledigt, aber zufrieden und glücklich ins Bett und freue mich schon auf den nächsten Morgen.
Was bereitet dir besondere Freude?
Wenn ich Zeit habe, gehe ich gerne in die Natur, in die Felder meines eigenen Hofes, den mein Mann fleißig bearbeitet und wo ich mitarbeite, wenn es mich braucht. Ich mag Blumen sehr gerne und habe im letzten Jahr viele Tulpen und Narzissen gepflanzt. Heuer sind viele Rosensträucher dran. Mit den Blumen möchte ich zukünftig unseren Marktstand zieren und sie zum Verkauf anbieten.
Wie ergeht es dir mit der jetzigen Krisensituation?
Die Arbeit ist auch für uns Direktvermarkter zurzeit mit strengen Auflagen verbunden. Das Tragen der Maske und Handschuhe gehören inzwischen zum Alltag. Trotzdem freue ich mich sehr, wenn Stammkunden an unseren Stand kommen und uns, trotz Corona, ein paar nette, witzige Worte schenken. Jede Begegnung, wenn auch auf Distanz, ist für mich wertvoll. Belastend hingegen sind für mich derzeit, die ständig wechselnden Verordnungen der Landesregierung. Sie verunsichern uns und die Kunden und ermöglichen kaum eine kontinuierliche Tätigkeit. Mittlerweile haben wir zum Glück, mit unserem Marktstand, die Verkaufstätigkeit wieder aufnehmen können.
Was sind deine persönlichen Wünsche?
Ich wünsche mir wieder ein bisschen Normalität zurück. Für meine Arbeit wünsche ich mir, dass die Menschen die Krise zum Anlass nehmen, um vermehrt regional einzukaufen und auch in Zukunft unsere bäuerlichen Produkte wertschätzen.
Was möchtest du uns noch mit auf den Weg geben?
„Alles hat ein Ende und dann fängt wieder etwas Neues an!“, so denke ich auch im Hinblick auf die Pandemie. Wir müssen uns in Geduld und Zusammenhalt üben, den Mut und die Zuversicht nicht verlieren und versuchen, uns auf das Morgen zu freuen. In der Pandemie habe ich persönlich erfahren wie gut mir Menschen tun und wie sehr ich Kontakte brauche. Ich habe auch gelernt mit weniger zufrieden zu sein. Ich bin stolz Bäuerin zu sein und mit meinen Händen wertvolle Produkte zu schaffen, die für mich und meine Familie unverzichtbar sind. Ich finde es auch wunderschön, wie meine Tochter Katharina inmitten der Natur und zusammen mit unseren Tieren aufwachsen darf.
Bleibts gesund, auf dass wir uns bald wiedersehen! Eure Nadja
Bäuerinnen säen Zukunft!
Zuversichtlich blicken wir Bäuerinnen nach vorne.
In der Monatszeitschrift für Lana und Umgebung finden die Leser ein kleines Säckchen mit ein paar Samen und der Aufforderung:
Säet sie und seht geduldig und voller Hoffnung, was aus den Überraschungssamen heranwächst, denn „Einen Samen zu säen bedeutet an Morgen zu glauben.“.
Auf ein baldiges Wiedersehen freuen sich eure Bäuerinnen von Lana und Völlan!
Ein Dankeschön gilt auch der Landwirtschaftlichen Hauptgenossenschaft für die bereitgestellten Samen.