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Dienstag, 10 August 2021

Jungbäuerin Magdalena Tanzer vom Zörnlabhof

In dieser Ausgabe möchten wir euch Magdalena Tanzer vom Zörnlabhof vorstellen, die als eine von wenigen Frauen in Südtirol im Verwaltungsrat einer Obstgenossenschaft sitzt.

 

Bitte stelle dich kurz vor

Mein Name ist Magdalena Tanzer Aspmair, ich bin 40 Jahre alt und zusammen mit meinem Mann, unserer Tochter und meinen Eltern am Zörnlabhof in Niederlana zuhause. Nach dem Besuch des Realgymnasium Meran, verschiedenen Fachausbildungen im Bereich Informatik und Verwaltung, einer Ausbildung im Projekt- und Eventmanagement und einem längeren Aufenthalt in London, habe ich bei verschiedenen öffentlichen und privaten Arbeitgebern wertvolle Erfahrungen in verschiedenen Positionen gesammelt. In meiner letzten Arbeitsstelle war ich in einem internationalen Unternehmen für den Ein- und Verkauf von Verpackungsmaterial für Obst und Gemüse zuständig. Dort habe ich viele interessante Blicke "hinter die Kulissen" dieser Branche werfen können. 2015 habe ich dann mit meinem Mann Roman den elterlichen landwirtschaftlichen Betrieb übernommen, es ist ein reiner Apfelanbau. Seit Herbst 2020 bin ich Mitglied im Verwaltungsrat der OG Lanafruit.

 

Wie sieht deine Arbeit am Hof aus

Roman bearbeitet unsere Wiesen und wird von meinem Vater unterstützt, meine Mutter kümmert sich um alles rund ums Haus und den großen Gemüsegarten. Ich selbst bin zuständig für die gesamte "Zettelwirtschaft": durch meine diversen Erfahrungen kann ich den Großteil dieser Arbeit selbst erledigen, wo andere Bauern sich auf diverse Dienstleister verlassen müssen. Außerdem bin ich seit 2 Jahren Mama, betreue unsere Hanna zuhause und helfe überall mit, wo es Hilfe braucht. Im Moment beschäftigen wir uns mit der längerfristigen Zukunft unseres Betriebes: wie können wir nachhaltig sein? Womit können wir unsere Monokultur ergänzen, um mehr Nutzen für uns und die Natur zu erzeugen? Welche Produkte können wir noch anpflanzen, um unsere Ernährung vielfältig aus eigenen Erzeugnissen zu gestalten? Wieviel Nachfrage besteht im Dorf nach 0-km Produkten direkt vom Erzeuger?

 

 

Was gefällt dir besonders an deiner Arbeit als Bäuerin

Was ich nach fast 20 Jahren im Büro besonders genieße ist die freie Zeiteinteilung, die viele Zeit an der frischen Luft und die tägliche Bewegung.

Was mich immer wieder sehr nachdenklich stimmt, ist die Tatsache, dass man als Bauer/Bäuerin so oft angefeindet wird, dass die Landwirtschaft im Gegenzug zu vielen anderen Branchen immer wieder in Frage gestellt wird und jeder darüber Bescheid zu wissen glaubt.

Die Gratwanderung zwischen den Forderungen des LEH (Lebensmitteleinzelhandel, Ketten wie COOP, Spar, Netto, Edeka, Lidl, ...) und den romantischen Vorstellungen vieler Konsumenten scheint oft ein Ding der Unmöglichkeit. Landwirtschaftliche Produkte sollten einwandfrei und ohne Makel sein, am besten aber unbehandelt. Der Bauer hat mittlerweile sehr wenig Entscheidungs-freiheit, wenn er seine Produkte verkauft wissen will. Außerdem stellen die Bauern in und ums Dorf viele Spazierwege zur Verfügung, wo im Gegenzug leider oft der Respekt fehlt, Thema Müll und Hundekot. Daher bin ich froh, dass ich langsam bei einigen Mitbürgern ein Bewusstsein für die Umwelt, für Regionalität, Nachhaltigkeit und kurze Wege spüren kann.

 

Wie fühlst du dich als einzige Frau im Verwaltungsrat der Lanafruit

Es war von Anfang an nie Thema, dass nun eine Frau mit am Tisch sitzt. Ich denke, die Tatsache, dass ich im Gegensatz zu den meisten Kollegen im Verwaltungsrat nicht so sehr operativ im Betrieb tätig bin, dafür aber einiges an anderen Erfahrungen mitbringe, gibt mir oft die Möglichkeit eines anderen Blickwinkels. Ich selbst schätze die offene Kommunikation bei den Sitzungen und dass wir sehr viele Einblicke in alle Abläufe bekommen.

 

Vor welchen Herausforderungen stehst du als Frau in einer „Männerdomäne“

In unserem Land ist es in den Köpfen der Bevölkerung Großteils noch so, dass "der Bauer" der Chef im Betrieb ist. Tatsächlich führen mittlerweile viele junge Mädchen und Frauen ihre Betriebe mit Fleiß und Freude. Ich bin stolz, dass ich diese Bäuerinnen in Lana und Umgebung im Genossenschaftswesen vertreten kann und habe gern ein offenes Ohr für ihre Anliegen.

Was möchtest du uns zum Schluss noch mit auf den Weg geben

Was ich mir und uns allen wünsche: dass wir mehr Bewusstsein für Regionales und Saisonales entwickeln, dass wir nicht das ganze Jahr über dasselbe Obst und Gemüse zur Verfügung haben müssen, dass wir Lebensmittel nicht mehr aus Übersee importieren, um unsere Erzeugnisse dann nach Asien zu verkaufen. Dass wir resistente und schmackhafte neue Sorten entwickeln, die wenig Behandlungen erfordern. Dass wir ein konstruktives Miteinander zwischen uns Bauern und unseren Mitbürgern anstreben, von dem alle profitieren. Dass Projekte, wie die neuen Schrebergärten und Erlebniskindergärten, bzw. Kinderbetreuung in der Natur viel Zuspruch und Unterstützung bekommen.

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