Montag, 24 Februar 2025

Zwischen Feldarbeit und Fürsorge

Zwischen Feldarbeit und Fürsorge:

Offen und verdeckt geäußerte Belastungen durch freiwillige und unfreiwillige Pflege Angehöriger im häuslichen Umfeld: Christine Niens von der Georg-August-Universität Göttingen (Deutschland) im Rahmen der Internationalen Tagung Frauen in der Landwirtschaft am 4. April in Bozen.

Arbeitsplatz Landwirtschaft – Welche Möglichkeiten bietet der Bauernhof den Frauen? Was heißt Bäuerin sein? Welche Herausforderungen und Perspektiven bringt der Arbeitsplatz Bauernhof mit sich? Ist die sogenannte Care-Arbeit immer noch Sache der Frauen und was bedeutet das? Das sind die Themen, die im Rahmen der Internationalen Tagung Frauen in der Landwirtschaft am 4. April in Bozen besprochen werden. Unter anderem wird Christine Niens das Thema “Belastungen pflegender Landwirtinnen” genauer unter der Lupe nehmen. Die Pflege Angehöriger stellt eine besondere Herausforderung dar. In der Landwirtschaft ist die informelle Versorgung im häuslichen Umfeld besonders weit verbreitet, und in der Praxis sind es fast immer die Frauen auf dem Betrieb, die die Versorgung der Pflegebedürftigen übernehmen. Ein Thema, welches für viele Frauen sehr aktuell ist.

Was hat das Thema Pflegende Angehörige mit dem Thema Arbeitsplatz Landwirtschaft zu tun?

Auf landwirtschaftlichen Betrieben fallen sehr unterschiedliche Arbeiten an. Hierzu gehört neben der geldwertschaffenden Arbeit, auch die sogenannte Care-Arbeit, welche auch die Pflege Angehöriger umfasst. Diese wird ganz überwiegend von den Frauen auf den Betrieben übernommen. Viele Frauen wenden einen erheblichen Teil ihrer Arbeitszeit für die pflegerische Versorgung Angehöriger auf, und dies an 365 Tagen im Jahr, auch nachts.

Inwieweit ist die Belastung pflegender Angehörige eine große Herausforderung für die Frauen in der Landwirtschaft?

Die Belastungssituation der Pflegenden ist sehr unterschiedlich. Einige Frauen können die Pflege durch die Hilfe weiterer Familienmitglieder und das Hinzuziehen ambulanter Pflegedienste gut in den Alltag integrieren. Dies gilt oft auch für Frauen, die pflegebedürftige Kinder versorgen.

Andere Frauen sind, insbesondere wenn das persönliche Verhältnis zu den Pflegebedürftigen schlecht ist und sie einer außerbetrieblichen Berufstätigkeit nachgehen, sehr stark physisch und psychisch belastet. Dabei übernehmen diese Frauen die Pflege in der Regel auch nicht freiwillig, sondern auf Druck der Familie.

Es gibt aber auch Frauen, die die Pflege Angehöriger als Ersatzberuf begreifen. Dies sind meist Frauen, die nicht außerbetrieblich berufstätig sind und mehrere Pflegebedürftige in hohen Pflegegraden versorgen und dafür ein hohes Pflegegeld erhalten, dass bis zu ca. 2000 € betragen kann. Diese Frauen sind zwar belastet, das Pflegegeld wird jedoch als Einkommen verstanden und die Belastungen eher toleriert, ähnlich wie bei einer erwerbsmäßigen Tätigkeit.

Wenn sie von offen und verdeckt geäußerten Belastungen reden, was genau meinen Sie damit?

Einige Frauen können ihre pflegebedingten Belastungen ganz offen zugeben, aber bei weitem nicht alle. Zum Teil verbieten die engen Solidaritätsbeziehungen in der Familie sich über die Pflege zu „beschweren“ oder der Wunsch, dem Ideal einer „guten“ und unendlich belastbaren Bäuerin zu entsprechen steht der offenen Äußerung der Belastungen entgegen. Dann sind bestimmte Interview- und Auswertungstechniken notwendig, die es ermöglichen indirekt geäußerte Belastungen zu erkennen.

Wird dieses Thema in der Öffentlichkeit und auch im privaten Umfeld zu wenig kommunizieren und diskutiert?

Insgesamt schon, allerdings bin ich optimistisch, dass sich dies angesichts des drohenden Pflegenotstands und auch vor dem Hintergrund eines Wandels der Wertorientierungen in landwirtschaftlichen Familien ändern wird.

Welche Unterstützungsmaßnahmen braucht es hier? Was brauchen die Frauen, wenn es um das Thema pflegende Angehörige auf den Höfen geht?

Sehr wichtig sind die innerfamiliäre Kommunikation und Unterstützung, ebenso wie die Einsicht, dass es manchmal professionelle Hilfe braucht. Ebenso wichtig ist, sich einen Ausgleich zu schaffen, durch ein Hobby oder ein Ehrenamt.

Auch die Angebote der Pflegekassen zur Erholung und Weiterbildung wirken entlastend. Schließlich spielt das Pflegegeld eine wichtige Rolle für Frauen, die Angehörige in hohen Pflegegraden versorgen. Dies sollte auch bei längeren Krankenhausaufenthalten der Pflegebedürftigen fortgezahlt werden, da es für die Frauen eine wichtige Einnahmequelle darstellt, besonders wenn die außerbetriebliche Berufstätigkeit aufgegeben wurde.

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