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Donnerstag, 26 Juni 2014

Jahresthema 2014 - Meine Tracht, ...

Die Vielfalt der Trachten ist wie die Vielfalt an Dialekten, Schlössern oder Bergen kennzeichnend für Südtirol. Die einzelne Tracht spiegelt genau den Teil Südtirols wieder, an dem sie getragen wird. Um das Gesamtbild entstehen zu lassen, braucht es das Einzelne. So ist jede Tracht aus jedem Dorf wertvoll und unerlässlich oder unersetzlich. Heimat hat auch mit „fehlen“ zu tun. Ziehen wir in die Ferne, so fehlt uns die Heimat, fehlt uns das Essen, fehlt uns unser Dialekt und fehlen uns unsere Freunde. Heimat hat mit Gefühl zu tun: dem Gefühl, verstanden zu werden, dem Gefühl, akzeptiert zu werden, dem Gefühl, zu spüren, dass der Platz der richtige ist. Heimat ist, wo man sich nicht zu erklären braucht. Heimatgefühle zu zeigen oder sich dafür stark zu machen, wurde oft lange Zeit belächelt. Doch in einer Welt, in der man schnell den Boden unter den Füßen verliert, ist das Gefühl wieder willkommen. Und was, wenn nicht Heimat, vermittelt Zugehörigkeit und Halt? Sie ist ein Stück Unvergänglichkeit in der vorbeirauschenden Zeit und ein Ort, zu dem man gehört. Wohin jede von uns gehört, kann man heute an ihrer Tracht erkennen. Viele von uns haben die Tracht mit Hilfe von Trachtenschneiderinnen - aus der Heimat - genäht. Vervollständigt wird die Tracht durch ihre Trägerin: Ihr Stolz, ihre Freude, ihre Verbundenheit und Identifikation mit der Tracht macht das einst ehemalige tägliche Kleidungsstück zu einem unersetzlichen Kulturgut unserer Heimat.

Uns als Bäuerinnenorganisation ist die Pflege von Brauchtum und Kultur ein großes Anliegen. Mit unserem Trachtenbuch wollen wir dazu beitragen, dass die Tracht als lebendiges Brauchtum auch weiterhin bestehen bleibt. Die Tracht ist ein Stück Brauchtum und Bräuche sind Volksgut, ein Stück Kultur. Das Überliefern von altem Wissen, Traditionen ist weiblich und daher unserer Organisation seit jeher ein großes Anliegen. Aus diesem Grunde strebt die Südtiroler Bäuerinnenorganisation die Einführung eines „internationales Tages des Brauchtums“ an. An diesem Tag soll das Brauchtum eines jeden Landes, einer jeden Region, Provinz oder eines jeden Tales mit besonderen Aktionen in den Mittelpunkt gestellt werden. Wir sind bereits in Kontakt mit dem „Internationalen Informationszentrum der Vereinten Nationen für Westeuropa“, eine Art Abteilung der UNO, welches für die Einführung internationaler Tage zuständig ist.

Landwirtschaft versorgt uns mit Lebensmitteln. Bäuerinnen und Bauern müssen produzieren dürfen was sie wollen, und nicht, was ihnen vorgeschrieben wird. Die Masse der Konsumenten hat keinen Bezug mehr zu den Lebensmitteln, zu der Herstellung und zur Verarbeitung. Hier liegt die große Herausforderung in der Landwirtschaft für Südtirol: qualitativ hochwertige Lebensmittel zu produzieren. Mit dem erzielten Preis muss es den Bäuerinnen und Bauern möglich sein, zu leben. In keinem anderen Sektor gehen Inhaber oder Mitarbeiter des Betriebes noch zusätzlich einer anderen Arbeit nach, um den Betrieb über die Runden zu bekommen. Dieser Mehrfachbelastung vor allem für unsere Bäuerinnen muss man entgegenwirken – durch Sensibilisierung, durch die entsprechenden gesetzlichen Rahmenbedingungen, beispielsweise dass 0 km Produkte bei Wettbewerben den Vorteil erhalten. Landwirtschaft kümmert sich nicht nur um die Ernährung der Menschen, sondern auch um den Lebensraum, in dem diese Menschen leben. Was das Brauchtum für den Menschen, ist die Landwirtschaft für das Land.

Was wir brauchen - mehr als zuvor – ist Respekt, Wertschätzung, Achtung für das, was unsere bäuerlichen Familien leisten. Viele der bäuerlichen Betriebe müssen sich einen Nebenerwerb suchen, um ihren Betrieb am Leben zu erhalten. Zwei Mal arbeiten, um einmal leben zu können. Ich kenne keinen anderen Wirtschaftszeig, der diese Mehrfachbelastungen auf sich nimmt. In den anderen Wirtschaftszweigen wird die Tätigkeit aufgelassen, man verkauft die Firma oder das Geschäft. Wir Bäuerinnen und Bauern lassen unsere Höfe nicht auf - nein – wir suchen nach Möglichkeiten, um zu überleben. Diese - vor allem für uns Bäuerinnen – Mehrfachbelastungen dienen einzig und allein den Hof über die Runden zu bringen. Diese Vielfachbelastung ist kein Spaziergang, sondern bedeutet harte Arbeit und Verzicht auf Vieles. Dass diese schwere Last jetzt auch noch zusätzlich besteuert werden soll, darf nicht sein. Familie ist das Ursprüngliche; das, was sich über die Jahrtausende bewährt hat. Familie ist auch Sinnbild für das helfende Miteinander. Das „Internationale Jahr der Familienbetrieben Landwirtschaft“ ist wie gemacht für Euch. In keiner anderen Bergregion wie hier in Südtirol ist die Landwirtschaft noch so eng an die Familie geknüpft. Aus einer historischen Notwendigkeit wurde so jetzt ein Erfolgsmodell, auf das ganz Europa blicken kann. Wir werden dieses Modell heuer in den Mittelpunkt unserer Arbeit stellen. Und die Bäuerinnen sind das Herzstück der Familie. Frauen schenken Leben und kümmern sich um Leben, Frauen bilden Gemeinschaften und pflegen Gemeinschaften, Frauen schaffen Heimat und schützen Heimat.

Längst ist Hausarbeit nicht nur mehr Frauensache, Rollenbilder haben sich verändert. Frauen sind gut ausgebildet, haben einen Beruf, wollen sich verwirklichen und die Zukunft aktiv mitgestalten. Doch verlässt die Frau das Land, weil sie dort die Rahmenbedingungen nicht vorfindet, wird sich der ländliche Raum mittel – und v.a. langfristig nicht weiterentwickeln können. Es ist unsere Aufgabe und die der Politik, dafür Sorge zu tragen, dass diese Abwärtsspirale erst gar nicht eintritt. Die Frauen am Land brauchen Zukunftsperspektiven: es darf kein Nachteil sein, im Dorf zu leben. Kinder sollen eine genauso gute Bildung vor Ort erhalten wie in der Stadt. Die Nahversorgung soll auf 1000 Metern Meereshöhe genauso möglich sein wie auf 500 Metern Meereshöhe. Transportmittel müssen zur Verfügung gestellt werden und kulturelle Angebote auch draußen im Dorf einen Platz haben.

Wir als Bäuerinnenorganisation haben bereits eine Reihe von Maßnahmen gegen diesen Trend gesetzt: Kinderbetreuung und in Zukunft auch Seniorenbetreuung am Bauernhof über die Sozialgenossenschaft Mit Bäuerinnen lernen – wachsen – leben; das Dienstleistungsportal „Südtiroler Bäuerinnen. Aus unserer Hand“, wo Bäuerinnen durch die Weitergabe ihres Wissens in Form von Kursen oder bei Veranstaltungen sich einen Zuerwerb sichern können. Unsere große Herausforderung als Organisation besteht darin, Frauen für den Beruf der Bäuerin zu begeistern. Wir sind hier bereits seit einiger Zeit dabei, ein eigenes Berufsbild der „Bäuerin“ zu entwickeln, mit speziellen Aus – und Weiterbildungen.

Was wir Frauen dringend brauchen sind die Anerkennung der Pflege- und Erziehungszeiten für die Rente. Wir Frauen bewahren das Sozialsystem vor einem Kollaps, indem wir unsere Zeit opfern und Angehörige zu Hause pflegen. Unsere jüngere Generation hat wenig bis kaum noch Bezug zur Landwirtschaft. Dieser Entfremdung muss bereits im Kindesalter entgegengewirkt werden. Neben schulischen Projekten zur gesunden Ernährung verfügen Bäuerinnen über ein Wissen, das in Zukunft für Schülerinnen und Schüler von enormer Wichtigkeit ist: Wertschätzung und Respekt für die Lebensmittel, der Umgang mit und in der Natur oder die Fähigkeit, die eigenen Hände zu gebrauchen.

Neben dem Neuen, was wichtig und gut ist, darf unsere Jugend den Bezug zu ihren Wurzeln nicht verlieren. Wurzeln geben nicht nur dem Menschen Halt und Identität, sondern auch dem Land, in dem diese Menschen groß werden. Wie „Ältere“ den Jüngern etwas beibringen, kann es auch umgekehrt sein. Viele von uns leben mit mehreren Generationen zusammen. Familie und Betrieb sind in enger Wechselwirkung und die Abgrenzung ist schwierig. Von zentraler Bedeutung ist dabei das gemeinsame Gespräch, Gefühle müssen offen angesprochen und Bedürfnisse klar definiert werden. Das Zusammenleben am Hof bildet die Grundlage für den wirtschaftlichen Erfolg der Betriebe. Wir wollen in Zukunft diesem immer wichtigeren Thema vermehrt Aufmerksamkeit schenken. Startschuss dazu ist die Tagung am 1. August „Vom Miteinander auf dem Hof“.

Ohne seine Wurzeln zu kennen, ohne zu wissen, woher man kommt, ist es schwierig, sich eine Zukunft aufzubauen. Wir in Südtirol sind fest verwurzelt. Wir haben etwas, das wir uns nicht kaufen können: wir haben Identität. Diese Identität ist vergleichbar mit einem Kleid des „Selbstbewusstseins“ – vergleichbar mit unserer Tracht: hergestellt mit viel Tatkraft und Liebe. Liebe Bäuerinnen, ich wünsche Euch, dass ihr Heimat dort vorfindet, wo ihr sie Euch vorzufinden wünscht. Ich wünsche Euch viel Kraft und Freude, diese Heimat mit Liebe und Begeisterung zu pflegen und zu schützen. Ich wünsche Euch die richtigen Worte und Handlungen, um diese Heimat auch für unsere Nachkommen wertvoll zu gestalten und erhalten. Ich schließe diese Vollversammlung ab mit dem schönen Zitat, das alles heute Gesagte in einem Satz zusammenfasst:

„Heimat ist nicht ein Ort, sondern Gemeinschaft und Gefühle“

Hiltraud Neuhauser Erschbamer, Landesbäuerin

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