Montag, 18 März 2024

Witwenehrung 2024

Seit 1985 werden im festlichen Rahmen des Landesbäuerinnentages Witwen für besondere Leistungen für Hof und Familie mit freundlicher Unterstützung der Stiftung Sparkasse geehrt. Dieser geschätzte Preis ist Ausdruck der Anerkennung für den Mut und die Kraft einer Bäuerin, die trotz des unerwarteten und tragischen Verlustes ihres Mannes, mit viel Energie und Eigeninitiative in vorbildlicher Weise die Familie betreut und den Hof weitergeführt hat. Der Preis zeichnet die jahrelangen und oft harten Bemühungen, den Hof und die Familie zu sichern, aus. Heuer wird für die Stiftung Sparkasse Sr. Mirjam Volgger die Ehrung der sechs Witwen vornehmen. Die Anerkennung besteht aus einer Urkunde und einem Geldbetrag. Hierfür wird der Stiftung Sparkasse ein besonderer Dank ausgesprochen.

Erika Unterkofler Wwe. Laner, Wegmann, Flaas/Jenesien

Hier am Wegmann ist Erika aufgewachsen. Früh schon starb ihre Mama, Erika war damals 20 Jahre alt. Es war immer schwierig, erzählt Erika: „Ollm wor Elend am Hof.“ Ihre jüngere Schwester hat weggeheiratet. Erika musste dableiben, sie hatten 11 bis 12 Kühe im Stall. Zum Glück hat der Gruber Natz gekuppelt und den Luis aus Hafling zum „Viehchor onschaugn“ geschickt. Luis war 24 Jahre älter als Erika, doch wo die Liebe auch hinfällt. Drei Jahre später, im Jahr 1985, wurde geheiratet und es ging aufwärts. Ein Mann, der mitanpackte, war nun auf dem Hof. Luis arbeitete als Pferdefütterer, die Arbeit auf dem Hof war ihm deshalb nicht fremd. Er kümmerte sich, kaufte einen Traktor und einen Miststreuer. Bald schon erblickte Sabine das Licht der Welt, ein Jahr später, 1987, dann die Andrea und 1999 der Martin. Das Leben auf dem Wegmannhof war nicht einfach, doch die Familie versuchte weiterzukommen. Das Wohnhaus war in einem sehr schlechten Zustand. Zum Glück konnte durch externe Hilfe und durch den Verkauf des Sägewerkes im Jahr 2004 das neue Wohnhaus aufgestellt werden. Der Einzug ins neue Haus war ein besonders schönes Erlebnis, beschreibt Erika diesen Moment. Doch ein Jahr danach verstarb Luis – ausgehend von einer Verletzung eines Muttermals, das nicht mehr zuheilte. Ohne Luis, alleine mit den drei Kindern, Martin war 6 Jahre alt – wie sollte das gehen? Erika schaffte die Arbeit nicht und verkaufte vorerst das Vieh und verpachtete die Wiesen. Es kamen gesundheitliche Probleme hinzu - Operationen, Bluthochdruck u.a. Im Stall waren die Schafe eines Bekannten untergebracht, doch auch der Stall war baufällig. Die Zeit verging und die Kinder wurden größer. Es war Martin, der dann beschloss, Kühe am Hof zu halten: Der 15-jährige wollte wieder Vieh im Stall haben und er begann selbst das Dach zu reparieren. Später dann hat der gelernte Maurer den Laufstall gebaut und 2020 den Hof übernommen. Heute leben 32 Stück Vieh im Stall - Simmentaler und Schwarzbunte. Er hat das Vieh gern, so wie Erika. Nebenher geht Martin als Maurer arbeiten. Erika ist zufrieden, wenn sie ihren gewohnten Arbeiten nachgehen kann. Die Hausarbeit ist nicht ihres, sie ist viel lieber draußen, auf den Wiesen, vor allem das Holzarbeiten mag sie gern. „Lei net im Haus“, sagt sie. Zum Glück hatte sie den Führerschein. Es ging nicht ohne Auto, wie auch: Alleine, mit den drei Kindern, weit weg vom Dorf. „Orbetn und sporn, so isches gongen“, sagt Erika, wenn sie zurückdenkt. Wegziehen kam für sie nicht in Frage. Sie hat immer kämpfen müssen, um weiterzukommen, auch als Luis noch lebte. Doch wenn sie sieht, mit welcher Freude und Fleiß Martin mit seiner Freundin Sandra heute den Wegmannhof bewirtschaftet, dann hat sich all die Mühe ausgezahlt. Erika mag ihren Garten, ihre „Brennete Liab“, die Holzarbeit und sie ist zufrieden so wie es ist. Wichtig sind Erika auch ihre Töchter Andrea und Sabine, und sie freut sich vor allem über ihre „Enkelen“, die geben ihr Hoffnung. Wichtig sind ihr. „Gsund bleibm, dass olls a bissele guet geat und dass dor Martin do sein konn und do seine Huemet hot“!

Waltraud Kienzl Wwe. Pircher, Larcherhof, Vöran

Waltraud war 33 Jahre alt, als sie Witwe wurde. Plötzlich – über Nacht, verstarb Robert im Alter von 36 Jahren. Herzstilltand. Julian war damals zehn Jahre alt und Nadin acht. Der letzte Gang, hinaus vom Haus, hin zum Dorffriedhof war sehr schwer zu ertragen. Waltraud hat oft mit dem Herrgott gehadert, doch wenn sie gar nicht mehr weiterwusste, hat sie ein Vater Unser gebetet: „Das hat mich beruhigt, und ich habe gespürt, Robert ist mir eine Stütze von oben, er hält mich, er ist da.“ Und diese Stütze hat Waltraud auch gebraucht. Den Hof aufzugeben, kam für die junge Bäuerin nicht in Frage. Die Kinder haben schon ihren Tata verloren, sie wollte ihnen nicht auch noch ihr „Huemat“ nehmen. „Wir sind olle gearn do afn Hof, es isch a feins Platzl, es ist jetzt meine Huemat.“ Robert war ein Vereinsmensch und auch Waltraud, und das machte sich bezahlt. Viele kamen zu helfen, vor allem die Schwiegermama, ihr Vater, die Geschwister, und das ganze Dorf. Waltraud war um jede Hilfe dankbar. Auch deshalb ist es ihr heute wichtig, anderen zu helfen, weil sie weiß, wie wichtig Hilfe sein kann. Der Tag von Waltraud ist lang: 4:45 Uhr aufstehen und in den Stall, dort warten 13 Kühe und mehrere Kälber auf sie. Irgendwann kommt jemand zu Hilfe, die Schwiegermama oder Julian. Um acht geht Waltraud dann zur Büroarbeit in der Firma Hydro Pircher ihres Schwagers Edwin, bis zu Mittag. Auch Robert hat bei der Firma seines Bruders gearbeitet. „Früher haben wir alle beide verdient, jetzt muss ich alles allein weiterziehen,“ sagt die Bäuerin. Es ist wichtig, dass die Frauen ihr eigenes Geld haben, vor allem auch in solchen Situationen. Man steht da, hat keinen Zugriff auf das Konto, das war schwierig. Waltraud denkt an die Situation ihrer Schwiegermama. Fast unvorstellbar, doch auch sie wurde mit 32 Jahren Witwe, ähnliches Schicksaal. Elisabeth wurde 2002 die Witwenehrung überreicht. Für Waltraud war klar: Auch sie möchte den Hof weiterbringen, für ihre Kinder. „Ich habe gesehen, dass Julian eine Freude mit der Landwirtschaft hat, und das hat mich motiviert, nach vorne zu denken.“ Für Waltraud war es wichtig, über Robert zu reden, zu weinen und zu trauern. Über den Tod vom Opa wurde nicht geredet und das wollte sie anders machen. „Er ist immer noch da. Mir ist es wichtig, dass unsere Fotos an der Wand hängen, ich muss ihn sehen.“ Am Abend, wenn Ruhe einkehrt, kommen die Gedanken, die Einsamkeit. „Lange noch hatte ich am Abend das Gefühl, jetzt kommt er heim,“ sagt Waltraud. Die junge Bäuerin hat aber stets weitergedacht und auch ihre ehramtlichen Tätigkeiten nicht aufgegeben. Das Ehrenamt hat ihr immer gutgetan. Es ist wichtig, eine Aufgabe zu haben. Heute ist Waltraud zudem Bürgermeister-Stellvertreterin in Vöran. Waltraud hat es sich so eingerichtet, dass sie alles allein schaffen kann, dass die Kinder nicht unbedingt zu Hause bei ihr sitzen müssen. Sie sollen gehen können, wenn sie möchten. Das ist ihr wichtig. Ihr Rat an die Witwen: Hilfe annehmen lernen, auch psychologische Hilfe. Und mit Hilfe geht es weiter. „Ich darf traurig sein, ich darf weinen, ich darf zeigen, dass es mir nicht gut geht. Keiner muss allein traurig sein, wir sind alle füreinander da – das war mir wichtig. 

Gabriela Mair Fleckinger Wwe. Pichler, Plankhof, Raminges/Sterzing

Gabriela wuchs auf einem kleinen Bauernhof in Thuins bei Sterzing auf. Sie hatte eine schöne Kindheit. Bei der Arbeit im Gastgewerbe lernte sie Walter kennen. Er arbeitete bei der Seilbahn am Rosskopf und Gabriela in der Bar nebenan. Nach zwei Jahren heirateten die beiden. Gabriela war damals 19 Jahre alt. Nach der Hochzeit zog Gabriela zu ihrem Mann auf den Plankhof in Raminges, den er kurz davor erbte. Schon bald kam Richard zur Welt, danach innerhalb 10 Jahre Rosi, Andreas, Elisabeth, Barbara, Daniela und Renate. Am 08. August 1998 plötzlich der Schock: Ein Feuer zerstörte das Stallgebäude und das Wohnhaus hatte einen Wasserschaden. Bedingt durch einen Fehler fiel der Versicherungsschutz sehr niedrig aus. Zurück blieb ein vom Feuer zerstörter Hof und ein hoher Schuldenberg. Die Familie stand da ohne zuhause und ohne Geld. Zunächst kamen sie im Pfarrhaus unter. Durch Spenden und harter Arbeit gelang es den Hof wieder aufzubauen. Jedoch ging es nicht allen so gut dabei. Walter hatte immer wieder mit Problemen zu kämpfen und 2005 verließ er diese Welt. Renate, das jüngste Kind, war damals sieben Jahre alt. Gabriele musste alles allein weitertragen: die Kinder, die Schulden, die Ungewissheit, wie es weitergehen sollte. „Ich war wütend auf Walter, weil er mich mit all den Problemen allein gelassen hat.“ Richard interessierte sich schon damals für den Hof, und es war klar: Er wird der Bauer. Gabriela fing wieder an zu arbeiten und so schafften sie es gemeinsam, die Schulden abzubezahlen. „Es war oft net leicht,“ sagt Gabriela heute: Die Hofübergabe an Richard war für Gabriela eine Erleichterung. Er hat inzwischen den Plankhof auf biologische Landwirtschaft umgestellt. Gabriela hat über den Tod ihres Mannes immer sehr offen mit ihren Kindern gesprochen. „Es ist einfach wichtig für den Trauerprozess.“ Für sie kam Selbstmitleid nie in Frage. Sie musste stark bleiben - für ihre sieben Kinder und den Hof. „Ich konnte mich entscheiden: Entweder zerbreche ich daran, oder ich wandle meine Trauer in neue Kraft um und mache weiter.“ 2007 kam ein Lichtblick: Ihr erster Enkel kam auf die Welt. „Er war unser kleiner Sonnenschein!“ Er war das, was die Familie brauchte, und es kam wieder Freude in die Familie.“ Inzwischen hat Gabriela elf Enkelkinder, die ihr Leben sehr bereichern. Eine große Freude bereiten ihr auch die Hühner, die möchte sie nicht missen. Gabriela hat viele Schicksalsschläge in ihrem Leben durchgemacht, gab aber nie auf, vielleicht auch deshalb ist sie heute noch eine so starke Persönlichkeit. Sie hat zudem ihren Schwiegervater und ihre Mutter gepflegt und dennoch Zeit fürs Ehrenamt gefunden. Sie ist heute noch aktiv bei den Bäuerinnen in Sterzing und sie singt im Bäuerinnenchor. Die 60-jährige Bäuerin hat nicht aufgehört sich weiterzubilden, u.a. machte sie die Ausbildung zur Seniorenbetreuung. Sie hilft heute, wo sie kann, und ist zufrieden. Ihr Ratschlag an Frauen mit einem ähnlichen Schicksal: „Nicht aufgeben, stark bleiben und positiv denken, dann geht’s weiter!“

Zäzilia Weissteiner Wwe. Mayr, Schrott, Feldthurns

Zäzilia kannte ihren Sepp schon von klein an. Sie gingen gemeinsam zur Grundschule in Feldthurns. Zilli ist dort 1946 geboren als sechste von neun Kindern. In ihrer Kindheit brannte der gepachtete Hof vollständig ab und ihre Familie zog von Feldthurns weg. Sie arbeitete danach als Kindermädchen in Gröden. Mit 22 Jahren traf sie Sepp wieder und sie verliebten sich. 1977 heirateten die beiden. Gleich danach kam Tochter Michaela zur Welt. Auf ihr folgten drei weitere Töchter: Veronika, Elisabeth und Kathrin. Zilli und Sepp waren mir ihren vier Töchtern überglücklich. Auf dem Schrotthof wurden die Rollen klar gesetzt, erzählt Zilli: Ihre Schwiegermutter arbeitete auf dem Feld und sie blieb zu Hause bei den Kindern und führte den Haushalt. Zu dieser Zeit kamen Förster, die Böhmische oder sonstige Vereine vom Dorf zum Essen. „Wir sind ins Törggelen hineingeschlittert, irgendwann haben wir uns entschieden einen Hofschank aufzumachen,“ erzählt Zilli. Am 12. November 2000 dann der Schock: Sepp kam nach Hause, um der Familie beim Aufschank zu helfen. Doch bevor er zum Bedienen kam, versagte sein Herz – ganz plötzlich. „Ich realisierte gar nicht, dass er jetzt nicht mehr wieder kommt. Erst am ersten Jahrestag seines Todes wurde es mir bewusst.“ Zilli stand allein da, mit den Kindern, dem Hofschank und dem Hof. Auch für die Kinder war es eine sehr schwierige Zeit ohne ihren geliebten Tata. Wie soll es weitergehen? Der Hofschank wurde geschlossen und die Felder verpachtet - für drei Jahre, den Weinberg bearbeiteten sie weiterhin selbst. Sepp war ein sozialer Mensch, und das kam der Familie jetzt zugute. „Die Nachbarn haben uns sehr geholfen.“ Später entschied die Familie die Apfelanlage und den Hofaufschank wieder selbst in die Hand zu nehmen. 2005 konnte der Schrotthof an Michaela übergeben werden. Sie starteten mit dem Umbau des denkmalgeschützten Hofes. Zudem stellte sie den gesamten Hof auf Bio um. Nach dem Motto „Die hohe Kunst der Einfachheit“ gibt es im Herbst beim Schrott Kropfn, Knödl, Keschtn und Wein. „Sobald Michaela den Hof übernommen hat, habe ich mich bei Entscheidungen herausgehalten“, erzählt Zilli. Heute bewirtschaftet Michaela mit ihrem Mann Marius den Hof. Mit viel Liebe haben sie den Bauernhof aus dem 13. Jahrhundert renoviert. Zilli freut sich, dass alles einen guten Weg genommen hat. Die schwierigste Phase war die Zeit nach dem Tod ihres Mannes. „Ich habe mit meine Gitschn oft über den Tod von Sepp geredet, das hat uns allen sehr gut getan.“ Abwechslung fand sie bei den Bäuerinnen. Jetzt ist sie im Ausschuss bei den Senioren. Sie hat trotz ihres Schicksaals den Humor und die Lebensfreude nicht verloren, den Töchtern eine Ausbildung ermöglicht und den Hof weitergeführt. Heute bereiten ihr die Enkelkinder eine sehr große Freude. Sie hilft mit, wo sie kann, geht gerne in den Garten und kümmert sich um die Hennen. Trotz der schweren Zeit, ist Zilli zufrieden. „Mir mocht a Freid, wenn die Gitschn kemmen und sie sich guet verstiahn, wenn i gsund bin und außi gien konn, und wenn i in die Bäuerinnen und in die Senioren beim Kropfnmochn helfen konn.“

Monica Costa Wwe. Clara, Planacer, St. Martin in Thurn-Kampill

Lebenslustig, musikalisch, engagiert - so präsentiert sich Monica heute noch mit ihren 78 Jahren. Aufgewachsen ist sie in Kampill. Bereits mit zehn Jahren ging sie im Sommer auf die Alm und verdiente ihr erstes Geld. Das Leben war sehr karg, mit der Wolle, die sie durch das Hüten der Schafe bekam, strickte ihre Mutter die Kleider. Sie waren warm, aber es juckte immer, erinnert sich Monica. Ihre Mutter war für sie eine wichtige Person. Von ihr hat sie die Fröhlichkeit und die Liebe zur Musik und zum Theater geerbt. Auch das Tanzen hat sie ihr beigebracht. Leider verstarb ihre Mutter, als sie 14 Jahre alt war. Ihr Vater heiratete ein zweites Mal. Monica entschied sich, zu ihrem Bruder nach Deutschland zu gehen und als Bedienung in seiner Eisdiele zu arbeiten. Sie blieb 11 Jahre dort. Es gab eine Jukebox, es war immer viel los, doch Monica hatte Sehnsucht nach den Bergen. Sie machte den Führerschein und fuhr mit einem alten VW nach Kampill. Mit Stolz zeigte sie, dass sie Autofahren kann, sie war die erste Frau im Tal. Sie wollte zurück ins Gadertal. Und so kam es, dass sie und ihr Bruder ein Hotel übernahmen - das Valbuna. Monica führte das Hotel. „Ich war zu Hause, das war das Wichtigste: meine Berge, meine Leute, ich konnte wieder Ladinisch reden.“ Und dann hat sie ihren Peter kennengelernt. Sie war damals 27, Peter war 12 Jahre älter. Als sie 1977 heirateten, waren die Leute erstaunt, dass sie als Hotelbesitzerin einen Bauern heiratete. Ein Jahr später kam schon Elio auf die Welt, zwei Jahre später Elke. Für Peter war es selbstverständlich, dass er auf die Kinder schaute, denn Monica hatte im Hotel zu tun. Und auch das sorgte für Gesprächsstoff. Später dann verkauften sie das Hotel. Monica wollte auf dem Hof bleiben. Sie ging mit Peter in den Stall, obwohl er das gar nicht wollte. Sie mochte aber die Tiere und die Ruhe. Sie hatten vier, fünf Kühe im Stall, ein paar Kälber. Zu tun gab es genug. Peter schenkte ihr sogar einen Traktor zum Geburtstag – die Überraschung gelang. Das Glück währte jedoch nicht lange. Peter verstarb an einem Herzinfarkt, ganz plötzlich während des Abendessens im Alter von 51 Jahren, sieben Jahre nach der Hochzeit. Elio war sechs Jahre alt und Elke vier. „Man funktioniert, macht, arbeitet, weiß eigentlich nicht wie und wieso,“ sagt Monica. Zum Glück wusste sie, was zu tun war - im Stall und auf dem Feld. Die erste Zeit half ein Nachbarjunge und die Schwägerin, doch Elio übernahm schnell die Arbeiten auf dem Hof. Ihm gefiel das. Das Schlimmste war die Bürokratie, doch auch das ging irgendwie. Die Musik hat ihr viel geholfen, sie hat viel mit den Kindern gesungen. Und auch das Ehrenamt. Unter anderem hat sie von 1991 bis vor einem Jahr die Witwenarbeit im Gadertal übernommen und viel organisiert. Das war für Monica eine wichtige Arbeit. Heute braucht sie nicht mehr arbeiten. Elio hat vor 22 Jahren den Hof übernommen, er bewirtschaftet den Hof im Nebenerwerb, am Hof tummeln sich Esel, Hennen und Katzen. Elio hat von Monica nicht nur die Freude an der Landwirtschaft geerbt, sondern auch die Liebe zur Musik und so dreht sich das Rad weiter. Monica verbringt die Zeit mit Klosterarbeiten, engagiert sich im Liturgiekreis, ist Kommunionhelferin, und vor allem liebt sie es, Zeit mit den Enkelkindern zu verbringen. „Ich brauche Beschäftigung“, sagt sie und ist froh, dass sie ihr Ziel erreicht hat, nämlich den Hof so weiterzugeben, wie sie ihn von Peter bekommen hat. Ihr Rat an die Witwen: „Nicht nur zu Hause zu bleiben, sondern rauszugehen, mit Leuten zusammenzukommen, sich mit anderen Witwen zu treffen – man ist nicht allein.“

Waltraud Eberhöfer Wwe. Forcher, Pinthof, Galsaun

Waltraud ist auf dem Spineid-Hof als zweites von vier Kindern geboren. Schon früh, als sie 18 Jahre alt war, starb ihre Mama. Damals arbeitete Waltraud im Gastgewerbe. Sie musste dann zu Hause bleiben und auf dem Hof mithelfen. Sie kümmerte sich um ihre Geschwister; sorgte für ihren Vater und erledigte die Arbeiten auf dem Hof. Schon in ihrer Jugend lernte sie Gustl auf einem Fest kennen und sie verliebten sich. Nach zwei Jahren heirateten sie und Waltraud zog auf dem Pinthof von Gustl ein. Ein Jahr nach der Hochzeit kam ihre erste Tochter Maria auf die Welt, zwei Jahre danach Andreas und einige Jahre später Daniela. Waltraud und Gustl machten fast alle Arbeiten zusammen, sei es bei der Heuarbeit oder beim Apfelklauben. In den Wintermonaten arbeitete Waltraud zusätzlich in der Obstgenossenschaft. Die große Tochter Maria passte dann auf ihre kleine Schwester auf, und so ging alles. Das Leben und Wirtschaften auf dem Pinthof war sehr schön und harmonisch. Doch 2011 bemerkte Gustl, dass sein Atmen immer schwerer wurde. Er hatte öfter Schmerzen im Brustkorb. Bald war schon klar: Ein Tumor in der Lunge. Nach einigen intensiven Therapien verstarb Gustl bereits ein gutes halbes Jahr später im Alter von 55 Jahren. Die Zeit danach war für Waltraud sehr schlimm. Das Alleinsein war für sie sehr schwer zu ertragen. „Vor allem die Urlaube mit ihm haben mir sehr gefehlt. Auch bei der Arbeit habe ich ihn immer vermisst, wir haben ja alles gemeinsam gemacht“. Gustl war Jäger, bei der Feuerwehr und ein sehr geselliger Mensch. Er setzte sich viel fürs Dorf ein und das machte sich nach seinem Tod auch bemerkbar. „Familie und gute Freunde haben mir sehr durch diese schwere Zeit geholfen. Man braucht diese Menschen, damit man diese Zeit übersteht,“ sagt Waltraud. Andreas hat zum Glück den Obst- und Weinbaubetrieb übernommen. Heute lebt er am Hof mit seiner Frau und den zwei Kindern. Das freut Waltraud sehr. Schwierige Momente gab es für Waltraud viele, aber besonders bei der Hochzeit ihrer Kinder hat ihr der Gustl sehr gefehlt. Diese Leere ist heute noch sehr präsent. „Er fehlt mir halt immer noch.“ Den Hof zu verlassen, kam für Waltraud nie in Frage. Sie wollte den Pinthof im Sinne von Gustl weiterbringen. Seit 2021 ist sie in Rente. Heute kocht sie noch für die ganze Familie und sie hilft, wo Not an der Frau ist. Als Ortsbäuerinnenratsmitglied und auch Ortsbäuerin der SBO-Ortsgruppe Galsaun suchte sie sich Ablenkung im Ehrenamt. Waltraud war auch langjähriges Mitglied der Höfekommission und Gemeinderätin. Sie übernahm die Patenschaft bei der Freiwilligen Feuerwehr. Immer noch hilft sie fleißig im Betrieb mit, auch ihrer Tochter Maria hilft sie gerne bei der Veredelung ihrer hofeigenen Produkte. Stolz ist sie auf ihre Blumen am Hof und ihren eigenen Garten. Sie fährt mit ihren Freunden in den Urlaub, das tut ihr gut. Und sie genießt das Zusammensein mit ihren fünf Enkelkindern. Sie wünscht sich für ihre Familie: „Dass alles so gut weitergeht, und dass wir alle gesund bleiben – das ist das Wichtigste. Und noch etwas ist wichtig: Familie und Freunde – die braucht es, damit dich jemand auffängt.“

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