Diesmal stellen wir euch in der Rubrik „Junge Bäuerinnen“ Manuela Tanzer vom Tannerhof in Niederlana vor.
Manuela Tanzer ist 37 Jahre alt und lebt mit ihren drei Kindern, ihrem Mann Ulrich und dessen Eltern am Tannerhof in Niederlana. Neben den Äpfeln bauen sie unter anderem auch Blaubeeren, Aronia, Johannisbeeren, Mais, Felsenbirnen, Vogelbeeren, Kartoffeln und eine Reihe von alten vergessenen Apfelsorten an. Auf dem Hof leben 800 Hühner und einige Schafe. Neben ihrer Arbeit am Hof machte Manuela die Ausbildung zur Direktvermarkterin und zur Botschafterin für bäuerliche Produkte.
Wie sieht ein Arbeitstag bei dir aus?
Mein Arbeitstag richtet sich hauptsächlich nach dem Tagesablauf der Kinder und nach der Jahreszeit. Das Aufnehmen und Sortieren der Eier gehört zu meinen täglichen Arbeiten. Bei der Herstellung der verschiedenen Sirupe und Säfte unterstützt mich meine gesamte Familie. Je nachdem wo Not am Mann ist, helfe ich bei der Bewirtschaftung des Hofes und der Versorgung der Hühner. Zweimal pro Woche biete ich unsere Produkte auf dem Bauernmarkt in Lana an.
Auf eurem Hof laufen Legehennen umher wo früher Apfelbäume standen, erkläre uns wieso?
Als ich nach Lana zu meinem Mann zog, waren 5 Hühner dort. Für unsern Sohn legten wir einer Glucke befruchtete Eier zum Brüten unter. Die Küken gefielen ihm so sehr, dass wir noch einige Male brüteten. Bald wurde der Stall zu klein und man baute einen Größeren. Natürlich hatten wir dadurch auch viele Eier, Bekannte und Nachbarn wurden unsere ersten Abnehmer. Durch Mundwerbung wurde die Nachfrage größer und wir entschieden uns die Hühnerhaltung zu vergrößern und die Eier am Bauernmarkt zu verkaufen.
Hattet ihr bei der Planung mit Hürden zu kämpfen?
Ja, die größte Herausforderung war der bürokratische Teil. Der Handel mit Eiern unterliegt sehr strengen gesetzlichen Richtlinien. Wir mussten neue Räumlichkeiten errichten. Auch dabei mussten wir uns exakt an die geltenden Bestimmungen halten. Die Eier müssen gewogen und mit dem hofeigenen Kodex versehen werden. Am Anfang machte ich dies alles noch von Hand. Mittlerweile besitzen wir eine kleine Sortieranlage. Sie erleichtert die Arbeit und spart Zeit.
Du verkaufst deine Produkte auf dem Bauernmarkt, was gefällt dir dabei?
Direkten Kontakt zum Kunden zu haben. Man kann sich Zeit nehmen etwas zu erklären oder auch mal ein kurzes Schwätzchen zu halten. Wenn man hinter seinen Produkten steht, übermittelt man dies automatisch den Kunden beim persönlichen Kontakt.
Du bist Botschafterin für bäuerliche Produkte, wie kam es dazu?
Vor einigen Jahren habe ich mir einen Brutautomaten für Hühnereier zugelegt. Mit diesem habe ich unter anderem auch in der Kindergartengruppe meiner Tochter und in der Schulklasse meines Sohnes Eier ausgebrütet. Nicht nur das Interesse der Kinder war riesig, auch das Betreuungspersonal war fasziniert. Um dieses Projekt offiziell anbieten zu können habe ich mich für die Ausbildung zur "Bäuerin-Botschafterin ihrer Produkte" entschieden.
Du gibst viel bäuerliches Wissen weiter, was ist dir dabei wichtig?
Wichtig ist mir Kindern wieder ein Gefühl für Lebensmittel zu geben. Der bäuerliche Stand wird in Südtirol häufig auf die Produktion von Äpfeln reduziert. Das Bewusstsein dass unser "täglich Brot" aber von Bauern produziert wird ist verloren gegangen. Ich möchte den Kindern die Möglichkeit geben, die Vielfalt der bäuerlichen Produkte in Südtirol zu erforschen. Sie lieben es einen Maiskolben selbst von den Körnern zu befreien, diese zu mahlen und Polenta daraus zu kochen. Das Projekt in Schulen Hühnereier zu brüten, soll Kindern die Chance geben, die Geburt und Entwicklung eines Lebewesens mitzuerleben.
Wie fühlst du dich als Bäuerin?
Ich bin zwar nicht auf einem Bauernhof groß geworden, habe als Kind aber viel Zeit auf dem benachbarten Hof im Stall verbracht. Für mich haben Tiere immer auf einen Bauernhof gehört. Seit wir wieder Schafe und Hühner am Tannerhof halten, fühle ich mich als richtige Bäuerin, da ich mich auch viel mehr im Betrieb eigenständig beweisen kann.
Was möchtest du uns noch sagen?
Durch meine Kinder wurde ich zu einer kritischeren Konsumentin und hinterfragte immer öfter die Herkunft, Produktion und Haltung unserer Lebensmittel. Ich habe auch die Erfahrung gemacht, dass Kinder, denen ein Grundwissen über den Kreislauf der Natur vermittelt wird, die Eltern zu kritischeren Kunden erziehen. Direkt am Hof, aus erster Hand, frisch vom Erzeuger zu kaufen wird immer beliebter. Alte, ursprüngliche Sorten kommen wieder in Mode. In diesem Bereich sehe ich noch nicht ausgeschöpftes Potenzial für den bäuerlichen Stand.