Die christliche Fastenzeit beginnt mit dem Aschermittwoch und dauert 40 Tage. Die Caritas veranstaltet in dieser Zeit alljährlich die „Aktion Verzicht“. Mit dabei unter anderem die Südtiroler Bäuerinnenorganisation, der Verein Freiwillige Arbeitseinsätze trägt die Aktion mit.
Mit dem Ascheauflegen am Aschermittwoch, beginnt die Fastenzeit. Früher wurde in dieser Zeit streng gefastet, die Beichte wurde abgelegt und die Kreuzwegandacht täglich besucht. Bis Ostern waren Hochzeiten, Tanzveranstaltungen und andere Vergnügungen Untersagt, wie im Buch „lebedige Bräuche“ der Südtiroler Bäuerinnenorganisation (SBO) eindrucksvoll beschrieben wird. Die SBO nimmt wie jedes Jahr auch heuer wieder an der „Aktion Verzicht“ der Caritas der Diözese Bozen Brixen teil und stellt diesmal das Fasten als lebendigen Brauch in den Mittelpunkt. Der Verein Freiwillige Arbeitseinsätze trägt die Aktion wie viele andere Vereine und Verbände im ganzen Land mit.
Die Südtiroler Bäuerinnenorganisation lässt also in diesem Jahr die Bräuche der Fastenzeit verstärkt in den Vordergrund treten. Schließlich nahm man das Fasten in dieser Zeit viel ernster als heute und die Fastenregeln wurden streng eingehalten. Sie waren durch Verzicht geprägt. So war es selbstverständlich, dass jeden Freitag auf Fleisch verzichtet wurde. Heute gilt oft nur noch der Aschermittwoch als voller Fastentag mit Fleisch- und Abbruchfasten.
„Wir möchten heuer im Rahmen der ,Aktion Verzicht‘ die Fastenbräuche zum Thema machen und von ihnen erzählen, wie z.B. vom Hollepfann-Sunnta“, sagt Landesbäuerin Hiltraud Erschbamer. Heute seien die Fastentage, die früher durch Verzicht geprägt waren, eher zu Genusstagen, an denen Fischspezialitäten wie das Stockfisch-Gröstl wieder auf dem Speiseplan stehen. „Fastenzeiten gibt es in allen Kulturen. Die innere und äußere Reinigung spielt dabei eine zentrale Rolle. Menschen, die vom Fasten überzeugt sind, sagen: ,Wer fastet verzichtet eigentlich nicht, man gewinnen dazu, man hat mehr vom Leben.` Ich ermutige deshalb uns alle, den Wert des christlichen Glaubens und die dazugehörigen Bräuche bewusst zu leben und so auch den Aschermittwoch und die Fastenzeit.“
Aschen als Symbol der Reinigung
In einigen Kirchen wird am Aschermittwoch das Bild des Kirchenpatrons durch ein Fastenbild, das Christus mit den schlafenden Jüngern am Ölberg zeigt, ersetzt. An diesem ersten Fastentag besuchen Gläubige die Kirche zur „Äscherung“. Der Priester gibt etwas geweihte Asche auf das Haupt und erinnert an die Vergänglichkeit des Lebens: „Memento homo quia pulvis es et pulverem reverteris – Gedenke, oh Mensch, dass du Staub bist und wieder zu Staub zurückkehrst.“ Die Asche stammt aus den verbrannten Palmzweigen des Palmbuschen des Vorjahres. In früheren Zeiten wurde mit Asche gewaschen. Die Aschenlauge diente als Reinigungsmittel, und das Aschenkreuz auf der Stirn soll ein Symbol für das „Reinwerden“ sein. Der Rosenkranz, der früher an allen Sonn- und Feiertagen am Nachmittag in der Kirche gebetet wurde, wird ab Aschermittwoch durch die Kreuzwegandachten ersetzt.
Fasten
Manche verzichten das ganze Jahr über jeden Freitag auf Fleisch. Der Aschermittwoch gilt heute noch als voller Fastentag mit Fleisch- und Abbruchfasten. Früher wurden die Fastenzeiten streng eingehalten. Bereits im Mittelalter war der Verzicht auf Fleisch, Milch, Käse und Eier vorgeschrieben. Eier waren verboten, weil sie für „flüssig Fleisch“ angesehen wurden. Es gab nur eine volle Mahlzeit pro Tag und zwei kleine Stärkungen. Es hieß, dass man von Aschermittwoch bis Ostersonntag das Fleisch nur in der Selche über dem offenen Herd der Küche sah, aber kein „Zaderle“ auf dem Tisch. Statt der täglichen Fleischgerste gab es die Fastengerste, und die schmeckte ohne den gselchten Knochen nur halb so gut. Die Fastengerste wurde in Wasser mit Kraut oder Kartoffeln gekocht. Ein beliebtes Fastenessen am Aschermittwoch ist das Stockfisch-Gröstl, das früher vor allem in den Klöstern gerne auf den Tisch kam. Da der Fisch teuer war, wurde mancherorts ein Fischzins eingeholt „als Nahrung für die Fastenzeit“. Weitere Fastenspeisen waren Fastensuppen wie Fastenknödelsuppen, Brennsuppen, Reissuppen oder Bohnensuppen. In Lana erhielten die Priester und Ministranten nach den Fastenprozessionen Fastenbrezen. Trotz der Einfachheit der Speisen gab es aber auch in der Fastenzeit noch Vielfalt auf dem Tisch.
Fastentücher
Die Kirche verzichtet in der Fastenzeit auf Blumen und Kirchenschmuck und verhüllt die Altäre mit Tüchern. Diese violetten Tücher gelten als Symbol des Verzichts und des Fastens. Die eigentlichen Fastentücher waren mit Szenen aus der Bibel bemalt und vor dem Altarraum aufgehängt. Sie wurden im 18. Jahrhundert abgeschafft.
Mehr Infos zur „Aktion Verzicht“: hier
Aktion Verzicht
Platz machen für Neues „Viele verzichten während der Fastenzeit bewusst auf Fleisch, Süßigkeiten oder Alkohol, andere nützen diese Zeit, um sich wieder neu in Schwung zu bringen oder sie halten bewusst inne, um ins Gleichgewicht zu kommen – auch wenn die Methoden verschieden sind, so haben sie doch eines gemeinsam: sich selbst zu hinterfragen, auf Gewohntes zu verzichten und dadurch Platz für eine neu, bewusstere Lebensweise zu schaffen. Das stärkt die Persönlichkeit, tut der Gesundheit gut und festigt auch die Beziehungen. Die 40 Tage in der Fastenzeit bieten dazu den idealen Rahmen“, sagt Peter Koler vom Forum Prävention, das gemeinsam mit der Caritas, dem Katholischen Familienverband, dem deutschen und ladinischen Bildungsressort und der Arbeitsgemeinschaft der Jugenddienste die Aktion vor 14 Jahren gegründet hat. Der „Aktion Verzicht“ haben sich von Jahr zu Jahr mehr Institutionen, Einrichtungen und Vereine angeschlossen, heuer sind es insgesamt 66.
Auch die Südtiroler Bäuerinnenorganisation macht bei der „Aktion Verzicht mit, der Verein Freiwillige Arbeitseinsätze trägt sie mit. Die „Aktion Verzicht 2019“ beginnt am Aschermittwoch, 6. März, und endet am Karsamstag, 20 April. Für jeden Tag findet sich auf dem Plakat, das heuer dafür bewusst im Kalenderformat gestaltet wurde, ein Verzichttipp. Um möglichst viele zum Mitmachen bei der „Aktion Verzicht“ zu gewinnen, werden auf Facebook sog. Testimonials für die Aktion veröffentlicht werden. Gleichzeitig wird aber auch wie gewohnt über Plakate, Radio und Inserate auf die Aktion aufmerksam gemacht und es werden verschiedene Mitmach-Initiativen angeboten.