Donnerstag, 20 Mai 2021

Beratung auf Augenhöhe

Damit eine gute Beratung gelingt, müssen auch die Lebensberaterinnen in ihrer Tätigkeit begleitet werden.

Die 30 Lebensberaterinnen und 1 Lebensberater verstärken ihre Tätigkeit durch regelmäßige Supervision und durch Weiterbildung.

Es gibt drei Supervisionsgruppen, in Bozen, Brixen und Meran. Sie treffen sich einmal im Monat und werden von einer Fachperson begleitet.

Heinrich Lanthaler ist der Supervisor der Gruppe im Meran. Aber worin besteht seine Tätigkeit als Supervisor?

Wir haben ihm einige Fragen gestellt.

Können Sie sich bitte kurz vorstellen und Ihre Tätigkeiten schildern?

Ich bin dipl. Sozialarbeiter/Sozialassistent, Psychotherapeut und Sexualpädagoge. Ich habe eine Praxis in Meran und Kufstein.

Und dann sind Sie seit einem Jahr auch als Supervisor bei der bäuerlichen Lebensberatung tätig? Was machen Sie da genau?

Stimmt. Ich begleite die ehrenamtlich tätigen Lebensberaterinnen und einen Lebensberater und unterstütze sie in ihrer Tätigkeit und denke mit ihnen nach, wie sie Menschen gut beraten können. Ich erarbeite mit ihnen auch Möglichkeiten, gut "abschalten" zu können. Das ist wichtig, damit die Schwierigkeiten der ratsuchenden Personen nicht zu ihren eigenen werden.

Warum ist aus Ihrer Sicht eine Beratung dieser Art für die bäuerliche Familie sinnvoll?

Sie ist deshalb sinnvoll, weil Menschen in schwierigen Situationen dadurch schnell und so unkompliziert wie möglich gut beraten und begleitet werden können. Oft kann auch nur eine menschliche Präsenz oder eine Möglichkeit mit jemanden über seine Ängste und Sorgen zu reden hilfreich sein. Wichtig ist auch die Einschätzung der Lebensberaterin ob weitere professionelle Begleitung notwendig ist.

Die Beratung findet auf Wunsch auch auf dem Hof direkt statt. Was sagen Sie dazu?

Gut finde ich, dass es dieses Angebot gibt, in seinem eigenen Umfeld beraten zu werden. Das ist ja meines Wissens eigentlich einzigartig. Die Beraterinnen bekommen ein Gefühl wie die Menschen leben. Man weiß auch, dass sich Menschen oft sicherer fühlen, wenn sie sich in vertrauter Umgebung befinden und sich dadurch leichter öffnen können. Es kann aber auch sein, dass sich jemand auf neutralem Boden treffen will, da das Zuhause vielleicht angstbesetzt ist. Oder es kann auch wichtig sein, dass jemand eine gewisse Distanz zum eigenen Umfeld benötigt. Dann ist es besser, man trifft sich nicht auf dem "eigenen Boden".

Können das die Ratsuchenden selbst einschätzen, was für sie besser ist?

Ja, sie wissen sehr wohl, wo sie sich besser aufgehoben fühlen. Wichtig ist, dass ihnen beide Möglichkeiten angeboten werden.

Was ist allgemein Ihr Eindruck von der Tätigkeit der Lebensberater/innen?

Gut finde ich, dass sie meist aus demselben Umfeld kommen. Sie wissen, was gemeint ist, wenn z. B. von Konflikten zwischen den Generationen oder Überforderung durch Arbeit am Hof und Nebenerwerb die Rede ist. Es ist sozusagen eine Beratung auf Augenhöhe. Die Ratsuchenden fühlen sich dadurch oft besser verstanden und aufgehoben. Es ist eine wichtige Anlaufstelle für Menschen in der Landwirtschaft, eine Art erste Hilfe für die Seele.

Was können Sie Menschen empfehlen, die sich nicht trauen anzurufen, obwohl sie eigentlich Unterstützung bräuchten?

Es ist wichtig, sich früher als später Hilfe von außen zu holen. Denn kleine Probleme machen kleine Sorgen, große Probleme machen große Sorgen. Es ist dann dementsprechend anspruchsvoller die Schwierigkeiten zu überwinden.

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