Kürzlich fand in Matrei am Brenner eine Fachtagung der Koordinatoren des Projekts Schule am Bauernhof aus dem deutschsprachigen Raum statt.
Im Herbst 2022 lud das Österreichische Ministerium für Land- und Forstwirtschaft zu einem Treffen der Schule am Bauernhof Koordinatoren aus dem In- und Ausland. Anstoß dazu war eine Anfrage der Südtiroler Bäuerinnenorganisation, sich mit den österreichischen Vertretern des Projekts zu treffen und auszutauschen. Diese Anfrage nahm man gleich zum Anlass, alle Vertreter des Schule am Bauernhof Projekts im deutschsprachigen Raum einzuladen. Das Treffen fand in Matrei am Brenner statt, Koordinatoren aus Österreich, Deutschland, Schweiz, Liechtenstein und Südtirol waren anwesend.
Besonders interessant war es, den Aufbau des Projekts in den einzelnen Ländern miteinander zu vergleichen. Erwartungsgemäß ist der Ablauf in Österreich sehr ähnlich zu dem Schule am Bauernhof Besuch in Südtirol. Allerdings gibt es in Österreich einige Zusatzprojekte, die in Südtirol noch nicht angedacht wurden. So gibt es zum Beispiel längere Projekte auf den Höfen (Ganztagesbesuche und Projektwochen), Schule auf der Alm oder Waldpädagogik als neues Standbein. Das Projekt wird von den einzelnen österreichischen Bundesländern organisiert, wird aber auf nationaler Ebene abgesprochen und nach einheitlichen Richtlinien ausgeführt. Anders in Deutschland, dort ist jedes Bundesland sehr autonom aufgestellt. Es gibt auch keine bundesweiten Förderungen. Die Initiative in Deutschland geht hauptsächlich von den Pädagogen aus. Oft sind es betriebsfremde Personen, welche auf den Höfen für die Kinder den Schule am Bauernhof Besuch gestalten. Das ist auch aufgrund der Größe der deutschen Bauernhöfe vielfach nötig, da sich die Betriebsleiter selbst kaum Zeit für solche Projekte nehmen können.
Auch in der Schweiz hat Schule am Bauernhof eine lange Tradition. Bereits seit 35 Jahren werden solche Besuche organisiert. Es sind Förderungen für die Schule am Bauernhof Besuche vorgesehen und decken ca. 50% der für die Schüler anfallenden Kosten. Insgesamt ist das vorgesehene Budget der Kantone für dieses Projekt wie auch in Österreich nach oben hin gedeckelt, sodass nach Aufbrauchen des Budgets die Kosten zur Gänze von den Schülerinnen und Schülern getragen werden müssen.
Liechtenstein, ein sehr kleines Land mit wenigen landwirtschaftlichen Betrieben, möchte das Projekt Schule am Bauernhof wieder neu ins Leben rufen. Es gab diese Initiative bereits vor einigen Jahren, leider konnte damals der Fortbestand des Projektes nicht gesichert werden. Nun hat sich ein Verein dem Thema angenommen, der auch noch viele weitere innovative Projekte verfolgt, um die Gesellschaft verstärkt mit der Landwirtschaft in Verbindung zu bringen. Im Zuge der Gespräche bei der Schule am Bauernhof Tagung stellte sich heraus, dass man hierzulande durch die Verankerung der Lehrbetriebe im Gesetz zur sozialen Landwirtschaft, einen großen Vorteil im Vergleich zu den anderen Ländern hat. Dadurch wird der Fortbestand der Projekte garantiert und muss nicht immer, wie in den anderen Ländern von Projektzeitraum zu Projektzeitraum neu ausverhandelt werden.
Bei dem anschließenden gemeinsamen Besuch eines "Schule am Bauernhof"-Betriebes in der Nähe von Innsbruck wurde bewusst, wie viele Gemeinsamkeiten es doch über die Grenzen hinweg mit anderen landwirtschaftlichen "Schule am Bauernhof"-Betrieben gibt.