„Alte Gemüsesorten: nur gegessen werden sie nicht vergessen“: Die Südtiroler Bäuerinnenorganisation richtet diesen Appell an die Konsumenten, um die alten Sorten vor dem Verschwinden zu bewahren.
„Saatgut sollte als Grundlage unserer Nahrung die Aufmerksamkeit bekommen, die es verdient“, fordert Bäuerinnen-Dienstleisterin Sabine Schrott aus Uttenheim. Vor allem im Gemüsebereich sei die Artenvielfalt besorgniserregend geschrumpft, weiß Sabine Schrott. Es sei wichtig, ein Augenmerk auf die alten Sorten zu legen. Oft handle es sich um fast vergessene Gemüsesorten oder saisonal begrenzte Arten. Aber gerade das mache sie zu echten Besonderheiten, so die Bäuerin: „Puschtra Kohlrübe, Burgstaller Schoatln, Trudner Kobis, Ultner Mohn, Terlaner Steckrübe, Naturnser Mais - um nur einige zu nennen. Sie haben ihre Wurzeln in unserer Geschichte und Tradition, sie sind ein Teil unserer Kulturgeschichte, sie tragen zur Stärkung der kulinarischen Identität bei und verleihen unseren regionalen Speisen Geschmacksvielfalt und Charakter.“
Auch für Elisabeth Kössler vom Sortengarten Südtirol sind die alten Sorten eine Besonderheit, die es unbedingt zu bewahren gilt: „Wenn wir sie nicht vermehren, dann gibt es sie nicht mehr“, sagt Kössler. Sie vermehrt ihre Pflanzen auf ihrem Betrieb PflanzGutes in Meran selbst und weiß um die Vorteile der alten Gemüsesorten. Sie lädt ein, das Gemüse auszuprobieren, zu vergleichen und die große Vielfalt zu entdecken.
Leider seien letztes Jahr durch die Corona-Pandemie auch die Pflanzen- und Samenmärkte abgesagt worden. Heuer ist ein kleines Saatgutfest in Mals für Ende Februar geplant. Kössler hofft, dass es stattfinden kann. Die Sensibilität für alte Sorten sei gestiegen, doch sie müssten mehr in die Gärten, Äcker und Küchen Einzug finden, denn nur so könnte das Saatgut lebendig bleiben. Wichtig sei das Netzwerk untereinander zu stärken, zu sensibilisieren, damit man unabhängig von den großen Saatgutkonzernen bleibt und die alten Gemüseschätze bewahrt werden können.
Landesbäuerin Antonia Egger wünscht sich, dass es immer mehr Bäuerinnen und Bauern sowie Gärtnerinnen und Gärtner gibt, die die alten Sorten vermehren und sie anpflanzen. „Ich denke, dass dies für einige sogar die Möglichkeit für einen Zu- und Nebenerwerb bietet, denn die alten Sorten sind Nischenprodukte, die für die Verbraucherinnen und Verbraucher und für die Gastronomie interessant und wertvoll sind,“ sagt Landesbäuerin Antonia Egger. Und auch sie hofft, dass heuer im Frühjahr trotz Pandemie einige Pflanzen- und Samenmärkte stattfinden können.
Eventuelle Termine werden auf der Homepage www.baeuerinnen.it und www.sortengarten-suedtirol.it veröffentlicht.
Bild 1: Samen von alten Sorten – nur gegessen werden alte Sorten nicht vergessen.
Bild 2. Landesbäuerin Antonia Egger