Brauchtumskalender der Bäuerinnen Nr. 12/53 vom 4. Jänner 2021
Das Kartenspiel Perlåggen war früher so bekannt und verbreitet, dass es sogar hieß es sei das Nationalspiel der Tiroler. Man erzählt sich, dass es der Teufel selber erfunden hat, denn a Perlåggerstreit geat bis in olle Ewigkeit.
Vor allem in den Wintermonaten wurde sehr viel Kartengespielt, besonders am Sonntag Vormittag nach dem Kirchgang. In einigen Ortschaften gab es an bestimmten Tagen das Perlåggen-Preiswatten wie z.B. zu Sebastiani beim Trattner in Guntschna bei Bozen.
Beim Perlåggen werden wie auch beim Watten dem Partner durch Zeichen das jeweilige Blatt mitgeteilt. Zudem wird während des Spielverlaufs viel Wahres und Unwahres gesprochen, denn das Ratschn trägt zum Unterhaltungswert bei.
Je nach Ort und Situation werden bis zu acht Karten als Perlågg festgelegt, die eine Sonderfunktion erhalten. Das Täuschen gehört als wichtiges Element zum Spiel. Beim Perlåggen ist der Weli die zweithöchste Karte unter den Perlåggen.
In den letzten Jahrzehnten wird das Perlåggen nicht mehr oft gespielt. Im Jahr 2004 kamen einige Männer zum Schluss, man müsste etwas unternehmen um dieses interessante, alte Tiroler Kartenspiel wieder in Südtirol bekannter zu machen. So wurde der Förderkreis „PERLAGGEN“ in Südtirol gegründet.
Im Jahr 2016 wurde das Perlåggen sogar von der österreichischen UNESCO-Kommission zum immateriellen Kulturerbe erhoben.
Perlågger-Lied
Im Wirtshaus zur Rosn, gonz gleim bei der Straß, do kuckn vier Mander mit blauroater Nos.
Der Hiasl, der Joggl, der Sepp und der Veit, dö pippln und nöbln und redn recht gscheid,
dö pippln und nöbln und redn recht gscheid. Afn Tisch steaht a Flasch, Tafl und Kreid
und a Posch und a nuis Kartenspiel, dös isch zuviel.
Ban Trinken muaß si’ der Mensch a wia: haltn, ja haltn, haltn, ja haltn, ja haltn, haltn!
(1. von insgesamt vier Strofen)
©Perlåggen Südtirol, Reatia Verlag
Bild©SBO: Sebastiani Preis Perlåggen beim Trattner in Guntschna bei Bozen um die 70er Jahre: Der Wirt gratuliert den Siegern, die Sieger eine rote Schleife.