Märzenkolb und Zigoristechn

Brauchtumskalender der Bäuerinnen Nr. 19/53 vom 1. März 2021

Das Märzenkolb und das Zigoristechen sind Südtiroler Bräuche, die heute noch genauso wie früher zum Frühlingserwachen dazugehören.

Märzenkolb – 1. März

Ähnlich dem Aprilscherz hält sich der Brauch der Irreführung am 1. März. Gelingt es zum Beispiel, den Blick des Gegenübers dorthin zu lenken, wo angeblich eine große Spinnawett (Spinne) oder dergleichen ist, wird der/die Betroffene mit Märzenkalb oder mit Märzenkotz (Märzenkatze) betitelt und herzlich ausgelacht.

Ausmärzn

Bäuerinnen pflegen noch den Brauch, ihre wollenen und seidenen Trachtentücher und Schürzen zum Durchlüften und als Schutz vor Ungeziefer in die Märzensonne zu legen. Es heißt "die Märzensunn ischs Beste pa di Mottn".
Vor Ostern wird das Haus und die Wohnung aufgeräumt und geputzt und dabei alles Überflüssige ausgemärzt.

Dieses Entrümpeln befreit, schafft Platz für Neues und so entwickelt sich der Frühjahrsputz zu einem echten Seelenbalsam.

Der Ausdruck ausmärzen stammt vom Brauch, im März die alten, schwachen und zur Tierzucht ungeeigneten Nutztiere auszusondern und auszumärzen. Nach dem Schlachtigen kommt das Fleisch bis Ostern in die Selchkammer oder wird zu Kaminwürsten verarbeitet. Dazu wird das Fleisch durch den Fleischwolf gedreht und mit Gewürzen, Kräutern und Knoblauch in Därme gefüllt. Die Kaminwurzen werden dann geräuchert und anschließend luftgetrocknet.

Zigoristechn

Im Volksglauben haben Wildkräuter zur Tag-und-Nacht-Gleiche im Frühling eine besondere Heilkraft. Heute wird in dieser Zeit – vor allem im Überetsch und im Unterland – mit dem traditionellen Zigoristechn begonnen.
Aus den jungen Löwenzahnwurzeln samt der zarten Blätterrosette wird ein schmackhafter Zigorisalat zubereitet.

Bauernregel

Märzengrün soll man mit einem Schlegel in den Boden zurückschlagen.
…oder mit einer anderen Bauernregel ausgedrückt:
Märzengrian tuat im Tol und im Berg nit schian.

Wenn's donnert in den März hinein, wird der Roggen gut gedeihn.
und Wenn im März viel Nebel fallen, im Sommer viel Gewitter schallen.

 

Rezept Zigorisalat

Zutaten

  • kleine Kartoffeln
  • junge Löwenzahnrosetten mit Wurzeln
  • Zwiebel
  • Salz
  • Pfeffer
  • Apfelessig
  • Olivenöl
  • hartgekochte Eier

Zubereitung

Kartoffeln in Salzwasser kochen, schälen und noch warm in dünne Scheiben schneiden. Löwenzahnrosetten sorgfältig waschen, bürsten, trockentupfen und klein schneiden. Zwiebel schälen und fein hacken. Alle Zutaten vermengen und mit Salz, Pfeffer, Essig und Öl marinieren. Hartgekochte Eier schälen, halbieren und zum Zigorisalat servieren.

Text©Jutta Ebner und „Lebendige Bräuche in Südtirol“, Jutta Tappeiner & Hans Grießmair, Athesia Verlag

Bild©SBO_Armin Huber

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