„Karfreitaratschn“ und Judasverbrennen

Brauchtumskalender der Bäuerinnen Nr. 23/53 vom 29. März 2021

Mit der Karwoche beginnt die Vorbereitung auf das Osterfest. Das Wort „Kar“ leitet sich vom althochdeutschen Wort „Kara“ ab und bedeutet „Klage, Sorge, Trauer“.

Vom Gründonnerstag bis zum Samstagabend erinnert die Kirche an das Leiden und den Tod Jesu Christi. Vom Gloria beim Letzten Abendmahl am Gründonnerstag bis zum Gloria in der Osternacht schweigen die Kirchenglocken. An ihrer Stelle rufen die „Ratschn“ die Gläubigen in die Kirche.
“Am Gründonnerstag fliegen die Glocken nach Rom“, sagt der Volksmund im Oberen Vinschgau.
Anstelle der Altarglöckchen benutzen die Ministranten die „Klappern“ oder „Ratschn“.

In den Ortschaften wird der Brauch der Karfreitagsatschn unterschiedlich gehandhabt. So ziehen zum Beispiel in Tschengls oder in Prad die Ministranten mit ihren Ratschen von Platz zu Platz, um mit ihrem Klappern das Zwölf-Uhr-Läuten zu ersetzen.

In Mals ratschen ungefähr acht erwachsene Männer. Man ratscht mit großen Ratschen auf jeder Turmseite auf der Balustrade um 12.00 Uhr mittags, zur Messe oder zur Andacht.

Ebenfalls in Mals gibt es am Karsamstag vor der Messfeier zur Osternacht den Brauch, alles Geweihte vom Vorjahr, wie Kräuterbuschn oder Palmzweige, auf dem Friedhof zu verbrennen. Die Asche dieses „Judas verbrennen“ wird am Aschermittwoch zum Äschern verwendet.

Text©Ingeborg Rechenmacher

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