…meinten über 200 Schüler, die im letzten Schuljahr am Projekt „Mit Bäuerinnen wertvolle Lebensmittel erleben“ teilnahmen - ein erfolgreiches Projekt der Südtiroler Bäuerinnenorgansiation in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Schulamt.
Einmal selbst Dinkelbrot oder Müsliriegel herstellen: Warum nicht? Kinder lieben es mit den Händen zu arbeiten. Dann schmeckt es auch. Und nebenbei lernen sie, was sie alles mit frischen, saisonalen Produkten herstellen können. Etwa 200 Schülerinnen und Schüler aus 24 Grundschulklassen und einer Mittelschulklasse durften im letzten Schuljahr diese wertvolle Erfahrung machen. Sie nahmen beim Projekt „Mit Bäuerinnen wertvolle Lebensmittel erleben“ teil. Es ist ein Kooperationsprojekt des Deutschen Schulamtes mit der Südtiroler Bäuerinnenorganisation: Eine „Brotzeitbäuerin“ gestaltet in Absprache mit dem Gesundheitsberater/in an einer Grund- oder Mittelschule einen etwas anderen Schulunterricht. An vier bis fünf Vormittagen bereiteten sie gemeinsam mit den Lehrern und Kindern gesunde Lebensmittel zu. „Die Schüler lernen mit der Ressource Lebensmittel wertschätzend umzugehen. Und unsere Brotzeitbäuerinnen können dies sehr authentisch vermitteln“, ist Landesbäuerin Hiltraud Erschbamer überzeugt.
Schmecken, riechen, selber zubereiten
Die Gesundheitsberaterin Annalies Tumpfer war eine der Projektinitiatorinnen: „Ausschlaggebend für mich war das Bestreben, den Kindern durch einen intensiven Kontakt mit einer Bäuerin aus ihrem Umfeld einen echten Kontakt zur bäuerlichen Kultur zu geben. Ihnen über ganz konkrete Erfahrungen - schmecken, riechen, kosten, selber zubereiten - einen wertschätzenden und respektvollen Umgang mit den Lebensmitteln zu ermöglichen.“ Einer dieser Schüler war Tino, der 4. Klasse der Grundschule Planeil: „Am letzten Tag haben wir Müsliriegel gemacht. Wir haben Haferflocken und etwas Öl, Sonnenblumen Kerne und Sesam Kerne in eine Schüssel gemischt. Dann haben wir Honig dazu geschüttet und das Ganze in den Ofen geschoben. Es war ein toller Tag!“
Bäuerliche Kultur und deren Ressourcen
Die Stärken des Projekts sind zum einen ein ganzheitlicher, sehr praxisbezogener Ansatz und zum anderen das Engagement der eingesetzten Bäuerin, die vorlebt, was ihr wichtig ist. „Die Kinder und Lehrpersonen spüren das und wissen: Das ist ein Herzensanliegen, “ sagt Annalies Tumpfer. Die Kooperation der Schulen mit den Brotzeitbäuerinnen spielt dabei eine besondere Rolle. Die Vernetzung ist wichtig, weil dadurch wertvolle personelle Ressourcen verknüpft werden und Ziele effizienter verfolgt werden können.
Nachhaltige und wertvolle Ergänzung zum Schulunterricht
Auch die Eltern werden beim Projekt miteingebunden, so z.B. in der Grundschule Bruneck. An zwei Nachmittagen durften auch sie die Rezepte ausprobieren und verkosten: „Dies trug wesentlich zum Gelingen des Projektes bei, da dadurch auch die Eltern die Rezepte kennenlernen und das Nachkochen zu Hause leichter fällt“, sagt Lehrerin Christine Pörnbacher. Und so war das Projekt für alle Beteiligten eine Bereicherung und der Grundgedanke des Projektes, nämlich die Sensibilisierung für die gesunde Ernährung mit regionalen Nahrungsmitteln ist durchaus gelungen. Auch die Lehrpersonen der Gs Mareit befürworten das Projekt: „Die Schüler/Schülerinnen konnten selbst kochen und backen, was ihnen riesen Spaß gemacht hat und ihr Selbstvertrauen gestärkt hat. Mit Begeisterung werden die Rezepte auch zu Hause nachgekocht und wir erhielten auch viel lobende Worte seitens der Eltern.“ Die Lehrpersonen schätzen, dass das Projekt sehr praxisbezogen ist, diese Praxisnähe fehlt heutzutage oft im Schulunterricht. Gesunde Ernährung ist einer der wichtigsten Bestandteile des Lebens und zum Alltag jedes Kindes gehört. Die Landschaft um uns herum gibt alles her ums sich abwechslungsreich zu ernähren. „Wir möchten, dass das Projekt nachhaltig ist“, sagt Landesbäuerin-Stellvertreterin Maria Egger. Sie war beim Abschlussfest in der Mittelschule Obermais mit dabei und hat sich gefreut, dass alle Eltern mit dabei waren. „Dies zeigt, wie wichtig das Projekt ist und dass es unbedingt weitergeführt werden muss!“
Infobox: Das Projekt wurde von folgenden Bäuerinnen betreut: |
Die Brotzeitbäuerin Monika Stocker Schwembacher betreute das Projekt in der Mittelschule Obermais, in der Grundschule Rabland und Planeil.
Wir haben haben nachgefragt wie es Monika mit dem Projekt ergangen ist!
SBO: Wertvolle Lebensmittel erleben: Wie findet das im Klassenzimmer statt?
Monika Stocker: Ich komme für das Projekt vier Mal in die Klasse und bereite mit den Schüler verschiedene Gerichte zu. Dabei erkläre ich den Kindern, was Vollwert bedeutet, zeige ihnen verschiedene Getreidesorten und wir erarbeiten den Weg vom Korn zum Brot. Hauptaugenmerk wird auf vollwertige, saisonale und regionale Produkte gelegt. Dabei kommt auch der Apfel nicht zu kurz. Bei einer Apfelverkostung lernen die Kinder, dass nicht jeder Apfel gleich schmeckt. Ich bemühe mich, Vorurteile gegenüber Vollwertkost abzubauen und zu zeigen, dass diese gut schmeckt. Ein Kommentar einer Schülerin in Rabland: "Bäuerin, ich dachte, wir bereiten hier eine gesunde Jause zu, aber das hier ist ja köstlich!" - So sollte es auch sein.
Warum braucht es dafür die Bäuerinnen?
Ich denke, dass wir als Bäuerinnen unsere Produkte gut kennen und den Wert deshalb ausgezeichnet übermitteln können. Wir können unsere täglichen Erfahrungen in der Herstellung einfließen lassen und eine persönliche Note in die Projekte bringen.
Was lernen die Kinder konkret?
Die Kinder lernen, dass eine gesunde Jause gut schmecken kann und es auch soll. Es ist wichtig, dass die Schüler auch einmal selber verschiedene Gerichte herstellen dürfen. Was selbst gemacht wird, hat meist einen größeren Wert und wird nicht so leicht weggeworfen. Die Kinder lernen auch, dass z.B. Brotbacken oder selber Pizza oder Müsliriegel herstellen, gar nicht so kompliziert und aufwendig ist.
Ihr eindrucksvollstes Erlebnis in der 2. Klasse Mittelschule in Obermais?
Die Schüler waren sehr begeistert. Wir haben die Klasse geteilt, weil mit 21 Schüler die Gruppe zu groß war. Die Schüler haben genau berechnet, dass ja keine Gruppe zu kurz kam. Alle wollten immer dabei sein. Bei der Abschlussfeier hat mir eine Mutter erzählt, dass ihr Sohn nach dem ersten Tag des Projektes heimkam und sagte, sie solle in Zukunft für ihn anstelle von Semmeln doch bitte Dinkelvollkornbrötchen kaufen, weil die Bäuerin gesagt hatte, dass Dinkel gut fürs Gehirn sei.
Und in der 4. Klasse Grundschule in Planeil?
In Planeil war die gesamte Grundschule beteiligt. Es besuchen nur 7 Kinder diese Schule. Dort wird schon länger viel Wert auf gesunde Ernährung gelegt. Die Lehrpersonen waren sehr überzeugt vom Projekt und haben mich sehr unterstützt. Ich habe dann zusätzlich einen Kurs für die Eltern abgehalten, weil diese sehr interessiert waren. Ich finde, dass dies ein sehr wertvolles Projekt ist und dass in Zukunft vielleicht auch die Eltern stärker eingebunden werden könnten, damit die Wirkung länger anhält.