Wie geht es den Bäuerinnen auf ihren Höfen? Wie geht es den Funktionärinnen? Wie schaut es mit der ehrenamtlichen Arbeit aus? Eine Ortsbäuerin erzählt…
Silke Gatterer Sinner ist die Ortsbäuerin der SBO-Ortsgruppe Prags. Die 43jährige Bäuerin lebt mir ihrem Mann und ihren drei Kindern auf dem Glögglhof, einem Milchwirtschafts- und UaB-Betrieb. Silke erzählt von den Herausforderungen und den Neuerungen in dieser Zeit für sie als Familie, als Betrieb aber auch als Funktionärin.
Wie geht es Ihnen in Zeiten von Corona? Wie gehen Sie mit der aktuellen Situation um?
Silke Gatterer Sinner: Dies ist eine schwierige Zeit für uns alle und stellt uns vor große Herausforderungen und viele Neuerungen. Als Bäuerin bin ich Daheim, kann mich um Kinder, Hausaufgabe und Haushalt kümmern. Zum Glück haben wir ein gut sortiertes Geschäft im Dorf und ich bin es gewohnt auch auf Vorrat zu kaufen, vieles machen wir auch selbst und frisch. Im Moment sieht man wie wichtig Regionalität, lokale Kreisläufe und Lebensmittelproduzenten sind. Mir ist auch bewusst geworden, dass wir auch mit Weniger trotzdem gut leben können.
Vor welchen Herausforderungen stehen Sie gegenüber?
Der Fernunterricht unserer Kinder ist nicht so leicht zu handhaben. Auch wenn man versucht einen geregelten Alltag zu haben ist es doch oft chaotisch. Die Kinder sind zwar mit Computer und den digitalen Medien vertraut aber der soziale Kontakt zu den Mitschülern fehlt und somit auch die Motivation.
Auch die Situation auf dem Arbeitsmarkt und in der Wirtschaft beunruhigt: Unsere Älteste hat aufgrund der Coronakrise die Arbeit verloren und wann oder wie die Sommersaison startet und gehandhabt wird steht auch in den Sternen. Den Gästen und unseren Kindern Zuversicht zu kommunizieren, obwohl wir selbst nicht wissen wie es weitergeht, ist nicht immer leicht. Zum Glück haben wir keine Angestellten, für die wir verantwortlich sind. Das wäre noch eine zusätzliche Belastung.
Sie sind die Ortsbäuerin des Ortsgruppe Prags. Sind sie mit den Mitgliedern ihrer Ortsgruppe in Kontakt?
Wir haben eine WhatsApp Gruppe für den Ausschuss und auch eine für unsere Mitglieder. Im Ausschuss kommunizieren wir sonst auch viel über WhatsApp, da alle einer Arbeit nachgehen und Kleinigkeiten so auch ohne Sitzung besprochen werden können. Wir senden uns gegenseitig Aufmunterungen, telefonieren auch gelegentlich. Aber das "Zusammensitzen" und die Gemeinschaft fehlt uns schon sehr.
Veranstaltungen, Kurse, … müssen abgesagt werden. Gibt es dennoch Pläne für die Zukunft?
Im Moment liegt alles auf Eis. Unsere alljährlich wiederkehrenden Veranstaltungen werden wir sobald es geht wieder machen, für Neues sind wir jetzt im Frühjahr auf Ideensuche. Aber die Ungewissheit wann und wie wir wieder Treffen veranstalten können, hemmt uns zurzeit.
Sobald sich die Regelungen etwas lockern, was werden Sie als erstens tun?
Ich freue mich sehr darauf endlich mal wieder einen ausgedehnten Kaffeeklatsch mit Freundinnen zu machen, freue mich, wenn sich die Menschen wieder trauen sich anzusprechen und anzulachen, sich Zeit nehmen, um Neues auszutauschen und nicht vermummt herumhetzen als ob sie was gestohlen hätten… Diese soziale Distanz macht schwer zu schaffen.
Was möchten Sie den Bäuerinnen mit auf den Weg geben?
Wir als Bauernstand müssen zusammenhalten und können froh sein als Selbstversorger nicht so abhängig zu sein. Wir brauchen nicht noch mehr, müssen nicht noch schneller und noch weiter nach vorne kommen. Wenn wir versuchen zu entschleunigen und bewusst genussvoll zu leben, unsere wunderbare Natur- und Kulturlandschaft schätzen sowie unsere tollen regionalen Produkte, dann können wir nur profitieren. Ich wünsche Allen, dass sie gesund bleiben und dass wir alle gestärkt aus dieser Krise kommen.
Bild: Ortsbäuerin Silke Gatterer (dritte von rechts) freut sich wieder mit den Ortsbäuerinnenratsmitgliedern zusammenzusitzen.