Im Jahr 2022 haben sich 92 Personen mit ihren Anliegen an die Lebensberatung für die bäuerliche Familie gewandt. So viele wie noch nie. Für die Koordinatorin Nicole Irsara ein Zeichen dafür, dass die Lebensberatung Halt bieten kann, wenn’s mal nicht so gut läuft.
Was ist das Wichtigste, wenn man merkt, dass es einem nicht gut geht?
Nicole Irsara: Ich möchte sehr dazu ermuntern, mit jemandem offen über Schwierigkeiten, Sorgen, Ängste zu reden. Man muss nicht alles aushalten und alleine „derpacken“, wie manche vielleicht oft meinen. Wenn es alleine zu schwer geworden ist, sollte man sich rasch Hilfe holen, um danach wieder aus eigener Kraft weitergehen zu können. Man braucht keine Scheu davor zu haben, und sollte damit auch nicht zulange zuwarten. Je früher man sich jemandem mitteilt, desto früher kann es auch zu einer Lösung kommen oder zumindest zu einer Besserung der Situation. Und ich sehe immer wieder, dass sogar hoffnungslose Situationen zu einem guten Ende finden können.
Im letzte Jahr haben es doch einige ausprobiert? Worauf führen Sie den starken Anstieg zurück?
Ich führe den Anstieg nicht unbedingt nur darauf zurück, dass die Schwierigkeiten zugenommen haben, sondern auch, dass sich der Dienst der Lebensberatung etabliert hat. Vielleicht hat sich auch herumgesprochen, dass sich ein Anruf oft ausgezahlt hat.
Warum zahlt sich ein Anruf aus?
Einfach aus dem Grund, dass durch ein Gespräch oft ein Stein ins Rollen kommt, der zu einer Veränderung, bzw. Besserung der Situation führen kann. Außerdem: Reden hilft, da es den Kopf frei macht.
Gab es Anrufe, die Ihnen besonders in Erinnerung geblieben sind?
Ja, die gab es und das sind Anrufe, bei denen Menschen über ihre Einsamkeit sprechen und über Gedanken an Suizid. Bei solchen Anrufen bin ich besonders froh, dass die Menschen diese Gedanken mit jemanden teilen und nicht länger mit sich alleine herumtragen.
Interview: Ulrike Tonner