Die Bäuerin ist ein Beruf, der in Südtirol stark mit der ländlichen Tradition der einzelnen Täler und örtlichen Gemeinschaften verbunden ist. Die gesellschaftlichen, wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Veränderungen haben das Berufsbild der Bäuerin in den letzten Jahrzehnten stark verändert. Die Tätigkeitsbereiche der Bäuerin am Hof haben sich ständig erweitert und ihre Funktion in den verschiedenen Arbeitsabläufen verändert. In Vollerwerbsbetrieben übt die Bäuerin vorwiegend ihre Tätigkeit im Haus, im Garten, in der Produktverarbeitung und in der Gästebeherbergung aus. Sie unterstützt den Bauern in der organisatorischen und wirtschaftlichen Planung am Hof.
Zunehmend aber werden landwirtschaftliche Betriebe, vor allem im alpinen Raum, als Zu- und Nebenerwerbsbetriebe geführt. Dies bedeutet, dass der Bauer, dem traditionsgemäß die Führung, die Koordinierung und die Ausübung der Haupttätigkeiten am Hof oblag, einen Großteil der Verantwortung, aber auch der Arbeit am Hof, an die Frau abtritt.
So versieht die Bäuerin im Zu- und Nebenerwerbsbetrieb weiterhin die ihr traditionell übertragenen Aufgaben im Haushalt, im Garten und in der Gästebewirtung, zusätzlich ist sie aber immer stärker in die Leitung und Bewirtschaftung des Betriebes eingebunden, sie übernimmt Verantwortung und führt landwirtschaftliche Arbeiten aus. Ebenso trägt die Bäuerin durch die neu erworbene Kompetenzen und Fertigkeiten zur wirtschaftlichen Sicherung des landwirtschaftlichen Betriebes bei. Dies gilt vor allem für die Bereiche: Produktveredelung und -verarbeitung, Vermarktung, Aufnahme von Gästen, Kindern und älteren Menschen am Hof, Referentinnen- und Botschafterinnentätigkeit für landwirtschaftliche Produkte. Dadurch erbringt sie Dienstleistungen und trägt bei zur Erhaltung der lokalen Tradition und der Kultur, sie schafft Bewusstsein für Nahrungsmittelkreisläufe und eine gesunde Ernährung.
In der dörflichen Gemeinschaft ist die Bäuerin mit eine Trägerin von Kultur und Tradition und unterstützt die Vereine bei gesellschaftlichen Anlässen. Es ist angebracht, dass das Berufsbild der Bäuerin als eigenes Berufsbild eingetragen wird, und die Bäuerinnenorganisation arbeitet maßgebend an der Realisierung dieses Projektes mit.