Landesbäuerin Antonia Egger blickt zuversichtlich ins neue Jahr, fordert von der Politik gute Rahmenbedingungen für den ländlichen Raum und eine zukunftsfähige soziale Absicherung, sieht den Wahlen in der Südtiroler Bäuerinnenorganisation zuversichtlich entgegen und hofft, dass die Bäuerinnen wieder Lust auf Gemeinschaft haben. Interview: Ulrike Tonner
Auch da Jahr 2021 war ein pandemiegeprägtes Jahr, doch einige Ereignisse fanden statt, zu Ihrer Zufriedenheit?
Ja, auf alle Fälle, vor allem die 40-Jahrfeier in Toblach. Auch der Landesbäuerinnentag im Sommer war eine Herausforderung, doch es war wichtig, ihn abzuhalten, um in Kontakt zu bleiben. Das hat mir auch Auftrieb für meine Arbeit gegeben, denn Landesbäuerin in dieser Zeit zu sein, ist nicht einfach. Durch die Lockdowns und die Regelungen, die sich dauernd ändern, war die Arbeit die letzten beiden Jahre schwierig. Ich habe bemerkt, dass sich die Bäuerinnen einigeln, sich auf die Arbeit daheim konzentrieren und wenig Interesse mehr für die Vereinsarbeit haben. Das erschreckt mich schon. Ich hoffe, dass die Bäuerinnen wieder mehr zusammenkommen.
Im Herbst stehen wieder Wahlen in der Bäuerinnenorganisation an. Macht Ihnen das Sorge?
Wir sehen der Wahl positiv entgegen. Die Bauernjugend und die Senioren haben es geschafft, in der Pandemiezeit die Wahlen durchzuführen, wir werden es auch schaffen. Ich bin zuversichtlich, dass es den Bäuerinnen ein Anliegen ist, draußen vor Ort die Ortsgruppe weiterzuführen, und dass sich Bäuerinnen finden, die motiviert in die Vereinsarbeit einsteigen.
Wie lief die Netzwerkarbeit außerhalb der Bäuerinnenorganisation?
Wir hatten viele Kontakte mit den Frauenorganisationen und anderen Einrichtungen, auch außerhalb der Landesgrenze, zwar teilweise über Zoom, doch sie waren wichtig, um gemeinsam nach vorne zu denken. Vor allen die Zusammenarbeit mit den Bäuerinnen aus Österreich, Bayern und der Schweiz empfinde ich immer als großen Gewinn, z.B. der Bäuerinnentag in Schlanders gemeinsam mit den Graubündner Bäuerinnen. Wir können viel voneinander lernen. Wichtig ist stets weiterzudenken und nicht stehenzubleiben.
Ist die politische Diskussion stehengeblieben?
Ich muss gestehen, dass die aktuellen landwirtschaftlichen Themen durch Corona schon in den Hintergrund gelangt sind, außer die frauenpolitischen Themen, da waren wir mit den anderen Frauenorganisationen immer in Verbindung. Wir hatten zudem einen informativen Austausch im Sommer mit Landesrätin Waltraud Deeg, denn es ist wichtig, dass wir uns bei den sozialen Themen einbringen.
Was fordern Sie von der Politik?
Die Politik darf den ländliche Raum nicht vergessen: Digitalisierung, ländliches Wegenetz, Mobilität, keine Auflösung von Strukturen z.B. Schulen in kleinen Dörfern. Die Rahmenbedingungen müssen so geschaffen werden, dass die Familien in den kleinen Weilern draußen Zugang zu Bildung, zu Arbeit und zur Gemeinschaft haben. Und ganz wichtig ist das Thema soziale Absicherung, da muss die große Politik dranbleiben, damit wir in Zukunft nicht einer Verarmung der Bäuerinnen und Bauern entgegen gehen.
Gibt es eine konkrete Forderung von den Bäuerinnen?
Uns sind unsere Schulprojekte ganz wichtig. Hier braucht es weiterhin finanzielle Unterstützung, die darf nicht angetastet werden. Die Schulprojekte bieten einmal ein finanzielles Standbein für die Bäuerinnen und zum anderen treten wir so in Kommunikation mit der Gesellschaft.
Da geht es auch um das Thema Nachhaltigkeit oder?
Ja, genau. Wir sind im Netzwerk der Nachhaltigkeit mit dabei. Wir möchten aufzeigen, dass wir viele nachhaltige Projekte haben, und das können wir durch unsere Schulprojekte. Ich bin der Meinung, dass wir als landwirtschaftliche Familienbetriebe nachhaltig wirtschaften, dadurch können wir unsere Höfe der nächsten Generation auch übergeben. Natürlich können wir uns weiterentwickeln. Die Höfe sollen sich modernisieren, aber immer im Einklang mit der Natur, stets mit dem richtigen Maß.
Auch das Thema Saatgut gehört hier dazu?
Das Thema Saatgut ist eine komplexe Angelegenheit, hier bedarf es unbedingt neuer Regelungen. Es gibt die Artenvielfaltshöfen, die ihr Saatgut selbst vermehren. Diesen Betrieben möchten wir im Bäuerinnen-Dienstleistungsportal eine Plattform bieten.
Die Südtiroler Bäuerinnenorganisation braucht es also weiterhin?
Auf jeden Fall, sie ist immer aktuell. Sie muss sich den neuen Herausforderungen der Gesellschaft anpassen und auf die Anliegen und Ideen der Mitglieder hören. Man kann nicht alles umsetzen, doch vieles herauspicken. Nicht ich und der Landesbäuerinnenrat sind die SBO: Die SBO sind alle Mitglieder, sie machen die SBO zu dem, was sie ist!
Ihr Afruf an die Bäuerinnen?
Wagt ein Ehrenamt in der SBO anzunehmen, ich habe so viele positive Begegnungen gehabt, viele Erfahrungen, schöne persönliche Erlebnisse, die mich positiv geprägt haben, die mir zu meiner positiven Lebenseinstellung verholfen haben, die mich einfach auch glücklich machen. Wagt ein Ehrenamt anzunehmen, es bereichert!