Bäuerin sein ist mein absoluter Traumberuf Veronika Mahlknecht Stampfer, Bäuerin des Jahres 2014, glaubt in Zukunft an die selbstbewussten Bäuerinnen, die am Hof oder außerhalb einen Nebenerwerb nachgehen, die Mut für Neues haben, sich aber Zeit für sich selbst nehmen und wünscht sich, dass ihnen dabei Zeit für das Ehrenamt bleibt. Im Interview mit Ulrike Tonner verrät die Vroni mehr über ihr Wirken und Arbeiten am Stamperhof in Völser Aicha
Was bedeutet es für Sie Bäuerin zu sein? Bäuerin zu sein ist für mich das Schönste, mein absoluter Traumberuf. Ich wollte schon immer am Hof arbeiten, habe die Arbeiten, auch schwere, schon als Kind gerne gemacht. Es ist ein vielseitiger Beruf, wird nie langweilig, man hat eine gewisse Freiheit, kann selbständig arbeiten und vor allem in und mit der Natur, was sehr spannend ist.
Was verstehen Sie unter „freiem Bauerntum“? Freies Bauerntum bedeutet für mich, dass wir ohne Subventionen und Beiträge einen Hof bewirtschaften können, selbsterzeugte Produkte zu angemessenen Preisen an den Mann bringen und auch davon leben können. Von Beiträgen ist man immer abhängig, gewissen Regeln und Vorschriften unterworfen und sehr eingeschränkt im selbständigen Tun. Für manche, z.B. für die Bergbauern, sind sie aber notwendig. Bei uns sind die meisten Höfe klein und somit nur im Nebenerwerb möglich. Das Geld und die Freizeit werden dann automatisch in den Hof investiert. Dadurch haben viele Bauern eine Doppelbelastung.
Was ärgert Sie am meisten? Dass der Bauernstand in unserer Gesellschaft ein schlechtes Image hat, was wir meiner Meinung nach einigen schwarzen Schafen zu verdanken haben. Und der Rentenskandal. Er ist das Negativbeispiel unserer Wohlstandsgesellschaft. Ich finde es schlimm, dass Politiker nur an sich denken und jeglichen Bezug zur Realität verloren haben. Man kann Erklärungen abgeben wie man will, nirgends auf der Welt gibt es einen Vorschuss auf die Rente, wieso auch und ich kann mir überhaupt nicht vorstellen, dass so viel Beiträge eingezahlt wurden.
Welche Hoffnung setzten Sie in die Landespolitik? Ich möchte, dass die Politik wieder ehrlicher wird, dass mehr Courage an den Tag gelegt wird, und dass man manchmal auch den unbequemen Weg geht. Ich habe manchmal den Eindruck, dass die Politiker zu sehr darauf bedacht sind, in der Öffentlichkeit gut dastehen. Die bäuerlichen Landtagabgeordneten sollen sich vehement für die Belange der Landwirtschaft einbringen. Ich möchte aber auch, dass das Miteinander mit anderen Verbänden und Institutionen gepflegt wird, um dadurch das Image des Bauernstandes zu verbessern. Wir brauchen uns alle gegenseitig, einmal mehr, einmal weniger.
Welche Hoffnung setzen Sie in die Familienpolitik? Familie ist einer der wichtigsten Säulen unserer Gesellschaft, funktioniert diese nicht, so hat das auch massiv Auswirkungen für die Gesellschaft. Ich hoffe auch, dass Mütter die Möglichkeit bekommen, die ersten drei Jahre ihre Kinder zu Hause zu erziehen, und dass die Jahre dann auch für die Rente zählen. Außerdem muss das Ungleichgewicht von öffentlich Angestellten und Privaten aus der Welt geschafft werden. Familie sollte für alle „leistbar“ sein und man sollte nicht kalkulieren und rechnen müssen, ob man sich Kinder und Familie überhaupt leisten kann.
Wie sollte die Bäuerin der Zukunft ausschauen? Die Bäuerin der Zukunft ist gebildet, selbstbewusst, arbeitet am Hof im Nebenerwerb oder geht außerhalb einer Arbeit nach. Das Ehrenamt kommt aber immer mehr zu kurz. Was möchten Sie den Bäuerinnen als „Bäuerin des Jahres 2014“ auf den Weg geben? Dass sie Mut für Neues haben, ihre eigene Meinung selbstbewusst vertreten, aber sich auch einmal Zeit für sich selbst nehmen. „Bäuerin des Jahres 2014“. Wie denken Sie über die Auszeichnung? Ich habe sehr viel Freude mit dieser Auszeichnung und es ist mir eine große Ehre und ein großes Anliegen, das Bild der Bäuerin nach außen hin positiv zu repräsentieren.
Was wünschen Sie sich für die Bäuerinnenorganisation? Ich wünsche mir, dass sich die SBO auch weiterhin mit so viel Elan und Umsicht für die Belange der Bäuerinnen und Frauen einsetzt. Und ich hoffe, es finden sich auch immer wieder Bäuerinnen die bereit sind, ehrenamtlich zu arbeiten und sich für die Gesellschaft einzubringen.
Was wünschen Sie sich für ihre Familie? Ich wünsche mir weiterhin Zusammenhalt, Gesundheit, und dass die Kinder einen Partner finden, mit dem sie eine Familie zu gründen. Für unseren Hof, dass eines der Kinder Freude an der Landwirtschaft hat, und dass es gut weitergeht.
Verraten Sie uns Ihr Lebensmotto? Da gibt es mehrere, einer ist man muss Geduld haben im Leben, manches regelt sich dann von selbst und ein zweites, mach aus jeder Situation das Beste.