Der Bezirksbäuerinnenrat Bozen lud zu einem Austausch mit Politikerinnen und Politikern einiger im Landtag vertretenen Parteien und deponierten seine Anliegen.
„Vor der Wahl gibt es viele Wahlversprechen, aber jetzt geht es um die konkrete Arbeit im Landtag. Wir möchten mit euch über die Anliegen der Bäuerinnen sprechen“, begrüßte Bezirksbäuerin Veronika Stampfer die Diskussionsteilnehmer. Gekommen waren die Landtagsabgeordneten Maria Elisabeth Rieder von Team K, Brigitte Foppa von den Grünen, Hannes Rabensteiner von der Süd-Tiroler Freiheit, Franz Locher von der SVP, Otto Mahlknecht von den Freiheitlichen und über 60 Funktionärinnen der Südtiroler Bäuerinnenorganisation aus dem Bezirk Bozen.
Gefordert wurde unter anderem eine bessere soziale Absicherung der Frauen und eine angemessene Anerkennung der Pflege- und Kindererziehungszeiten. Die gesetzgeberische Kompetenz dazu liege zwar nicht in Südtirol, müsse aber von den Südtiroler Parlamentariern in Rom vorangetrieben werden. Thema waren auch die geringen Einkünfte in der Landwirtschaft. Eine zusätzliche Arbeit sei deshalb notwendig, diese jedoch oft mit der Arbeit am Hof schwer vereinbar. Urlaub auf dem Bauernhof ermögliche vielen Bäuerinnen und Bauern ein ausreichendes Einkommen am Hof und sei deshalb von großer Bedeutung. Dieser stehe oft zu Unrecht in der Kritik steht. „Niemand kommt wegen Airbnb nach Südtirol, sehr wohl aber wegen Urlaub am Bauernhof,“ so Landtagsabgeordnete Foppa. „Auch die Pflege der Landschaft sollte ihr Geld wert sein“, ergänzte Locher.
Die stärkere Berücksichtigung regionaler Produkte in öffentlichen Ausschreibungen, wie etwa für Kindergärten, Schulen und Krankenhäuser, war eine weitere Forderung der Bäuerinnen. Rieder von Team K stimmte dem zu: „Preislich ist es schwer mitzuhalten, aber die kurzen Transportwege und die Unterstützung der nachhaltigen Wirtschaftsweise unserer Höfe sollte in den Ausschreibungen mitberücksichtigt werden.“ Locher sprach von einem parteiübergreifenden Konsens im Landtag, die kleinstrukturierte Landwirtschaft bestmöglich zu unterstützen und zu erhalten: „Nun gilt es konkrete Maßnahmen, auch finanzielle, umzusetzen.“ Mahlknecht verwies auf die Notwendigkeit in Südtirol das Ineinandergreifen der drei Wirtschaftszweige Tourismus, Handel und Landwirtschaft: „Dies gilt es zu stärken.“ Sehr emotional wurde die Diskussion beim Thema Wolf und Bär. Eine Bäuerin schilderte eindrücklich ihre Ängste: „Der Wolf hat nur den Menschen als natürlichen Feind, wenn wir ihn in diesem hohen Schutzstatus belassen, so wird er sich immer weiter in bewohntes Gebiet vorwagen“, so Rabensteiner. Die Aussagen radikaler Tierschützer seien nicht nachvollziehbar. Dem schloss sich auch Brigitte Foppa an und sprach sich für eine Regulierung aus.
Noch weitere Themen wie die Bürokratie, die Minimierung des Flächenverbrauchs durch bessere Leerstandsnutzung oder die Vor- und Nachteile der Digitalisierung wurden diskutiert. Die Diskussionsrunde mit den Vertretern der Parteien war für alle gewinnbringend: „Der Austausch ist für alle sehr wertvoll und sollte regelmäßig stattfinden, nicht nur mit den Bäuerinnen“, schloss Bezirksbäuerin Veronika Stampfer den Abend ab.