Bescheid wissen, sich informieren, den Bäuerinnen und allen Frauen, Mut machen, Führungspositionen - sei es auf Gemeindeebene, als auch auf Verbandsebene und in Genossenschaften - anzunehmen und dann mitzuentscheiden. Das war ein Ziel der Politischen Vortragsreihe der Südtiroler Bäuerinnenorganisation im Frühjahr.
An einem SBO-Vortragsabend ging es um das Thema Die Rolle der Sozialdienste in unserer Gesellschaft. Dazu lud die Bezirksbäuerin von Pustertal Renate Steinwandter Gebhard Mair als Referent ein, der die Bäuerinnen über das soziale Angebot informierte.
Gebhard Mair ist seit 2009 Direktor der Bezirksgemeinschaft Pustertal. Er ist selbst seit 1995 im Gemeinderat von Mühlwald und bekräftigt, wie sehr er es zu schätzen weiß, dass sich Frauen neben all den beruflichen Tätigkeiten auch noch politisch und sozial engagieren. Die weitgehende Zuständigkeit des Landes für die Führung der sozialen Dienste wurde mit dem Landesgesetz 13/1991 auf Gebietsebene festgeschrieben. Die Bezirksgemeinschaften haben ihre Zuständigkeiten im Bereich der Sozialdienste auf dem Wege der Delegierung durch die Gemeinden erhalten. Ziel der Sozialdienste ist es, Menschen, die in Schwierigkeiten geraten, zu unterstützen, und zwar durch punktuelle Hilfe, so dass die Hilfesuchenden anschließend wieder autonom und unabhängig sind.
Die Bezirksgemeinschaften führen die an sie delegierten Sozialdienste entweder direkt über die eigene Körperschaft oder indirekt durch den Abschluss entsprechender Verträge/Konventionen mit anderen öffentlichen oder privaten Leistungsanbietern. Mair fordert die Gemeinderätinnen und Referentinnen auf, Wünsche aus der Bevölkerung zu bündeln und an die Bezirksgemeinschaft heranzubringen: „Erkennen wir gemeinsam die Bedürfnisse der Bevölkerung.“
In Südtirol gibt es in Summe sieben Bezirksgemeinschaften plus den Betrieb für Soziale Dienste Bozen, das entspricht 20 (de facto 20 + jene 4 von Bozen) Sozialsprengeln. Der Sozialsprengel ist das Bindeglied zur Gemeinde und die erste Adresse, bei der man konkrete Antworten erhält. Die Tätigkeit der Sozialsprengel gliedert sich in vier Bereiche: die Sozialpädagogische Grundbetreuung, die Hauspflege, die finanzielle Sozialhilfe und den soziosanitären Bürgerservice. Die Finanzierung des Sozialwesens erfolgt über verschiedene Quellen: Finanzmittel des Landeshaushaltes Landessozialfonds, Finanzmittel der Gemeinden für die Altersheime, Kinderhorte und Hauspflege, Eigenbeträge der KlientInnen, Tarifbeteiligung, Eigenmittel der Träger von sozialen Diensten, Spendenmittel, um einige zu nennen.
In Zukunft sieht Gerhard Mair Angebote wie Essen auf Rädern, Seniorentafeln, -clubs oder -treffs, aber auch vernetzte Angebote für Jung und Alt stark ins Kommen, so könnten Senioren beispielsweise in den Kindergärten speisen. Die Bevölkerung soll vermehrt in den Dörfern leben und arbeiten. Großes Potenzial sieht er auch in der Sozialen Landwirtschaft, denn diese Angebote können punktuell auf den Höfen abgedeckt werden.
Die Landesbäuerin Antonia Egger bedankt sich, dass er ihr im Bereich der Sozialen Landwirtschaft einen Motivationsschub gegeben hat und fragt abschließend noch, was die Ehrenamtlichen vor Ort als sozialen Dienst beitragen können. Einkaufshilfen, Botengänge oder Nachbarschaftshilfen, sind einige der Angebote. Doch Mair meint, ganz viele Freiwillige, vor allem die Unterstützung durch die Frauen in den Dörfern ist nicht erfasst, denn sie arbeiten meist still und leise, machen unbezahlbare Arbeit und beendet seinen Abendvortrag mit dem Spruch: „Wenn alle an einem Strang ziehen, dann reicht es auch für alle. Behaltet die Glut in Euch und entfacht daraus immer wieder ein Feuer – in der Familie, in der Freizeit, im Beruf und im Ehrenamt.“