Seit 1985 werden im festlichen Rahmen des Landesbäuerinnentages Witwen für besondere Leistungen für Hof und Familie mit freundlicher Unterstützung der Stiftung Südtiroler Sparkasse geehrt. Dieser geschätzte Preis ist Ausdruck der Anerkennung für den Mut und die Kraft einer Bäuerin, die trotz des unerwarteten und tragischen Verlustes ihres Mannes, mit viel Energie und Eigeninitiative in vorbildlicher Weise die Familie betreut und den Hof weitergeführt hat. Der Preis zeichnet die jahrelangen und oft harten Bemühungen den Hof und die Familie zu sichern aus. Heuer hat für die Stiftung Südtiroler Sparkasse Sr. Mirjam Volgger die Ehrung der fünf Witwen vorgenommen. Die Anerkennung besteht aus einer Urkunde und einem Geldbetrag. Hierfür wird der Stiftung Südtiroler Sparkasse ein ganz besonderer Dank ausgesprochen.
Die Witwenehrung machte wiederum deutlich, wie tapfer und mutig die Bäuerinnen auf ihren Höfen sind. „Uns ist es ein großes Anliegen, diese Anerkennung auszusprechen. Wir möchten ihnen durch diese Geschichten die Aufmerksamkeit geben, die sie sich verdienen,“ sagte Sr. Mirjam Volgger, die im Auftrag der Stiftung Südtiroler Sparkasse mit der Landesbäuerin Antonia Egger die Witwenehrung vornahm: „Der Dank kommt von Herzen.“
Der Preis der Stiftung ging an Reinhilde Wieser Wwe. Leitner (Weissteinerhof, Pfunders/Vintl), Elsa Amhof Wwe. Lechner (Tschachnerhof, Obervintl), Maria Schrott Wwe. Pernthaler (Zinnerhof, St. Peter/Villnöss), Maria Anna Oberhauser Wwe. Weidacher (Huberhof, Prags), Hildegard Mayr Wwe. Winkler (Girlan).
Elsa Amhof Wwe. Lechner Tschachnerhof, Obervintl
Elsa ist 1939 als dritte von sieben Kindern auf einem Hof in Taisten geboren. Nachdem ihre Mutter früh an Tuberkulose verstorben ist, musste Elsa im Haushalt und am Hof hart mit anpacken. In Obervintl, wo sie später im Gasthaus Weisskirche arbeitete, lernte sie Alois kennen. Sie heirateten 1964, zwei Jahre später kam der erste Sohn zur Welt, 1967 und 1968 folgten zwei weitere, dann noch drei Mädchen. Der Hof erwirtschaftete nicht genug für den Lebensunterhalt der großen Familie und Alois musste außerhalb zuarbeiten. 1976 erkrankt er an Blasenkrebs. Schon vor der Diagnose hatten sie begonnen, das Haus umzubauen. Kurz nachdem es bezugsfertig war, starb Alois. Die drei Buben waren schon größer und konnten Elsa deshalb schon viel Arbeit am Hof abnehmen. Aber die Familie hatte Schulden und durch den Tod des Vaters fehlte ein ganzes Einkommen. Eineinhalb Jahre nach dem ersten großen Schicksalsschlag kam der nächste: Eine Bürgschaft war anders als gedacht noch nicht aufgelöst. Für Elsa folgten fünf Jahre Kampf um den Hof, um die Zukunft ihrer Familie und die Heimat. Aber Elsa nahm sich einen Rechtsanwalt und wehrte sich - mit Erfolg. Trotz aller Schwierigkeiten blieb Elsa eine lebensfrohe Frau, aktiv in der Gemeinde, bei den Bäuerinnen, in der Kirche. Sie heiratete noch einmal, zog ins Dorf und übergab den Hof an Sohn Andreas. Heute verbringt sie ihre Zeit mit ihren 15 Enkeln, ihrem Urenkel und ist dankbar für ihr Leben.
Hildegard Mayr Wwe. Winkler Girlan/Eppan
Hildegard wurde 1954 in St. Pauls geboren. Schon als Kind half sie am landwirtschaftlichen Betrieb ihrer Familie mit. Später arbeitete sie bei Kellerei Niedermayr im Weinkeller, dort traf sie auch Franz. Die beiden verliebten sich und heirateten 1976. Zwei Jahre später kam Monika auf die Welt, 1979 Oskar. Als sie 1984 in das neue Haus zogen, konnten die Familie zunächst ihre Zeit genießen. Keine zehn Jahre später bekam Franz dann die Diagnose Darmkrebs. Trotz Operation und einer ersten guten Zeit, meldete sich der Krebs zurück. Schließlich starb Franz im September 1994 im Alter von 47 Jahren, Hildegard war gerade mal 40 Jahre alt. Die Zeit war hart, die Kinder hatten selbst mit der Trauer zu kämpfen. Ein befreundetes Ehepaar und ihr Schwager standen Hildegard in dieser Zeit bei. Dann erkrankte sie selbst, wurde operiert und bekam eine Hirnhautentzündung. Drei Monate lag sie im künstlichen Koma. In dieser Zeit schaute ihre Mutter auf die Kinder. Kaum zurück auf dem Hof, packte sie wieder mit an, denn den Hof zu verpachten, war für sie nie eine Option, genauso wenig für ihre Kinder. Sie sind durch die Schicksalsschläge reif geworden, mussten früh Verantwortung übernehmen. Sohn Oskar wird nun den Hof übernehmen. Gemeinsam bewirtschaften sie den fast zwei Hektar großen Obst- und Weinbetrieb im Nebenerwerb.
Maria Schrott Wwe. Pernthaler Zinnerhof, Villnöss
Aufgewachsen ist Maria in Lajen-Ried. Die Kindheit war karg. Zu essen gab es nur, was der Hof hergab. Eines Tages lernte sie auf dem Lajener Markt Anselm kennen, schließlich wurde geheiratet. Schon bald kamen drei Mädchen zur Welt, alle nacheinander. Am Hof lebte noch der Schwiegervater. Er war streng, aber eine große Hilfe. Anselm wäre gerne Förster geworden, doch er musste den Hof übernehmen. Dann folgten mehrere Schicksalsschläge: Ihre Eltern starben, danach der Schwiegervater und ihre Schwester. 1986 kam dann auch ihr Mann Anselm durch einen Unfall ums Leben. Da stand Maria mit ihren Kindern alleine da, sie waren 12, 14 und 16 Jahre alt. Zum Glück halfen ihr viele, sie hat immer alle verlässlich bezahlt, sie wollte niemanden etwas schuldig bleiben. Die Bäuerin ließ sich nicht unterkriegen, nach und nach wurde investiert und renoviert. Die jüngste Tochter Waltraud war bei den Arbeiten am Hof stets eine große Stütze, Sie und ihre Partner haben 2007 den Hof übernommen. Beide arbeiten zusätzlich auswärts. Maria hat lange mitgeholfen, jetzt geht sie immer noch bei der Wäsche, beim Kochen und im Garten zur Hand. Die Blumen sind ihre große Freude, und ihre acht Enkelkinder.
Reinhilde Wieser Wwe. Leitner Weissteinerhof, Pfunders
Reinhilde ist auf einem Hof im Ahrntal aufgewachsen. Später arbeitete sie im Gastgewerbe, lernte mit 19 Jahren ihren Karl kennen und schon bald, im Jahr 1997, heirateten sie. Reinhilde zog zu Karl auf den Weissteinerhof. Zwei Jahre später kam auch schon Anna Katarina zur Welt. Die Familie wuchs mit Alexandra und Phillip und 2009 schließlich die Nachzüglerin Barbara. Das Leben der Familie verlief nicht ohne Herausforderungen, es galt Schulden abzubezahlen, Kinder und Hof unter einen Hut zu bringen. Karl war immer fleißig und hatte große Pläne, aber 2010 verunglückte er tödlichen auf seiner Alm. Von da an musste Reinhilde kämpfen, für ihre Kinder und für den Erhalt des Hofes. Um Barbara kümmerte sich in dieser Zeit ihre Schwiegermutter. Auch ihre Schwester und ihre Schwäger waren eine große Hilfe, besonders ihr Schwager Pater Severin. Als er starb, war es für Reinhilde ein weiterer großer Verlust. Trotzdem musste Reinhilde weitermachen, die Arbeit am Hof ging weiter. Heute stehen im Stall 17 Kühe und Kälber, insgesamt 30 Stück. Die Arbeit mit den Tieren macht Reinhilde gern, schwer fällt ihr die Arbeit mit den Maschinen. Dabei hilft ihr Schwager Markus und mittlerweile auch ihr Sohn Phillip. Reinhilde hofft, dass er den Hof übernimmt, damit die Verantwortung nicht mehr auf ihr allein lastet. Reinhilde ist stolz auf ihre Kinder. So schwer die Zeiten nach dem Tod ihres Mannes auch waren, so wusste Reinhilde doch, dass der Hof nicht nur ihre Einkommensquelle war, sondern ein Zuhause für sie und ihre Kinder. Ein Zuhause, das es zu erhalten gilt.
Maria Anna Oberhauser Wwe. Weidacher Huberhof, Innerprags
Maria Anna kam mit ihrem Sohn Armin durch die Heirat mit Paul auf den Huberhof in Prags. Dort wohnten anfangs noch Pauls Tante und die pflegebedürftige Cousine Rosl, die Maria Anna bis heute betreut. Ein Jahr nach der Hochzeit kam Silvia zur Welt und zwei Jahre später Dolores. 2005 wurde das Futterhaus umgebaut, eine große Arbeitserleichterung. Doch ein Jahr danach verunglückte Paul, die Ärzte im Krankenhaus stellen einen Kopftumor fest. Nach einer Operation und Bestrahlungen ging es ihm zunächst besser, 2008 verstarb er aber mit nur 48 Jahren. Im Stall standen gut 22 Stück Vieh. Das Arbeiten in den steilen Wiesen war nicht einfach. Eine große Stütze war Pauls Bruder Stefan, er war auch für Armin ein guter Lehrmeister. Langsam lernte dieser den Umgang mit den Maschinen und übernahm im letzten Jahr den Hof. Er hat große Pläne, möchte demnächst ein Wohnhaus bauen und Urlaub auf dem Bauernhof anbieten, als zweites Standbein am Hof.