Die Bäuerin Marianne Fink vom Untertrotnerhof in Oberbozen wollte immer schon mit Kindern arbeiten, sie wollte eigentlich Lehrerin werden. Doch irgendwie kam es anders. Als sie im Jahre 2003 das Angebot von „Schule am Bauernhof“ sah, wusste sie, dass sie das auf ihren Hof verwirklichen möchte. Und so konnte sie doch noch ihren Traumberuf verwirklichen. Wer in Zukunft auch Schule am Bauernhof anbieten möchte, hat jetzt die Gelegenheit die Ausbildung zu besuchen, die Voraussetzung für die Ausübung dieser Tätigkeit am Hof ist.
Im folgenden Interview erzählt Marianne Fink über ihre Tätigkeit als Schule am Bauernhof-Betreiberin.
Welche Ziele setzten Sie sich beim Projekt „Schule am Bauernhof“?
Meine eigenen Kinder haben schon an „Austauschprojekte“ teilgenommen und so kam eine Klasse von Gries/Bozen auf unseren Bauernhof. Da merkte ich, dass die Kinder eigentlich wenig von einem Bauernhof wissen. Und das war für mich sehr bedenklich. Das möchte ich ändern. Daher ist es ganz wichtig, dass jedes Kind spätestens bis zur 4. Klasse Volkschule einmal einen Bauernhof besuchen sollte. Nicht nur auf einen Schaubauernhof um Tiere zu streicheln, sondern auf einem richtigen Bauernhof, denn nur so lernen die Kinder das Leben, die Bäuerin mit der Familie, die Arbeit und den Betrieb als solchen kennen.
Was möchten Sie den Kindern vermitteln?
Die Landwirtschaft ist das Fundament des Lebens, das muss den Kindern aufgezeigt werden, damit sie die Zusammenhänge in der Natur verstehen. In der Schule wird die Theorie gelernt und auf dem Bauernhof wird die Theorie gelebt. Und so kann den Kindern auf spielerische Art und Weise das Leben auf dem Bauernhof näher gebracht werden. Es ist auch wichtig, den Kindern den Respekt vor der Natur zu vermitteln. Die Kinder müssen lernen, dass Spinnen und Käfer wichtig sind und dass auch die Fliegen gebraucht werden, damit die Schwalben etwas zum Fressen haben. Ich gehe mit den Kindern in den Stall und der Gestank macht ihnen nichts aus. Dort lernen sie was die Tiere fressen, wie schnell sie wachsen und dass da die Schnitzeln herkommen. Ich sage immer: Nahrungsmittel stillen nur den Hunger, Lebensmittel vermitteln das Leben. Wir können nicht einfach einen Hamburger essen und nicht daran denken wo das herkommt.
Für die Zukunft: Was soll verbessert werden, worauf sollte noch mehr Aufmerksamkeit gelenkt werden?
Die Themenbereiche Landwirtschaft, Wald, Wasser und Tiere sollten in Schulen mehr Gewicht bekommen, den Kindern sollte der natürliche Kreislauf der Landwirtschaft vermittelt werden. Wenn z.B. die Kinder verstehen, dass das Ausbringen von Gülle nicht nur stinkt, sondern dass die Gülle als Dünger gebraucht wird, dann haben sie einen andern Zugang zu diesem Thema. Heute wissen die Kinder alles über Hightech und haben alle ein Handy, aber die elementaren Dinge z.B. über das Ei, wie wertvoll es überhaupt ist, wissen sie leider nicht.
Ein schönes Erlebnis ist…
wenn ab und zu eine Kuh kalbt oder ein junges Kälbchen im Stall steht. Die Kinder haben jedes Mal Tränen in die Augen, wenn sie das erleben dürfen. Auch wenn sie ein Kaninchen oder Kätzchen auf den Arm halten ist das für sie sehr emotional. Die Kinder sind gerne auf dem Hof, sie gehen gerne in den Stall zu den Kühe oder Schweinen. Die Kinder wollen gar nicht mehr weg und sind den Tränen nahe. Und da sehe ich, wie wertvoll „Schule am Bauernhof“ für diese Kinder ist.
Interview: Ulrike Tonner