„30 Prozent Frauenanteil ist unser Ziel!“: So lautete die Forderung der Landfrauenverbände und Bäuerinnenorganisationen aus Österreich, Deutschland, Schweiz, Südtirol, Liechtenstein und Luxemburg beim 6-Ländertreffen in Wien.
Wie man mehr Frauen am Land motiviert und unterstützt, öffentliche Funktionen in Politik, Wirtschaft und Interessenvertretung anzunehmen, war Themenschwerpunkt beim alljährlich stattfinden 6-Ländertreffen der Landfrauen und Bäuerinnen im Haus der Landwirtschaft in Wien. Dazu geladen hatte heuer Andrea Schwarzmann, Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Österreichische Bäuerinnen in der LK Österreich: „Eine moderne Agrarpolitik und eine erfolgreiche Regionalentwicklung erfordern das Engagement der Bäuerinnen und Frauen am Land. Um innovative und kreative Prozessen und Lösungen in Gang zu bringen sind häufig unterschiedliche Sichtweisen von Frauen und Männern nützlich. Frauen sind im Unternehmen Bauernhof ebenso unverzichtbar als außerhalb des bäuerlichen Betriebes. Auch aus wirtschaftlichen Gründen können wir uns es künftig nicht mehr leisten, auf das weibliche Potenzial gut ausgebildeter Frauen am Land zu verzichten,“ betonte Andrea Schwarzmann, anlässlich des 6-Ländertreffens der Bäuerinnen Österreich in Wien.
Freauen in der Politik
Die Bäuerinnen reden und entscheiden heute verstärk mit und bäuerliche Betriebe werden auch vermehrt von Frauen geführt. Doch außerhalb von Bauernhof und Familie ist die Einbindung von Frauen in Entscheidungsgremien noch keine Selbstverständlichkeit. So müsse in Zukunft das Engagement von Frauen in der Politik und Interessenvertretung durch Mentoringprogramme, Workshops und Lehrgänge gefördert werden, um den Frauen Mut, Inspiration, Motivation und Kraft zu vermitteln. „Wissenszuwachs stärkt das Selbstbewusstsein der Frauen und sie können besser mit Vorurteilen gegenüber Frauen in der Politik umgehen. Politiklehrgänge bilden in gewissem Maße die weibliche Politik-Eliten von morgen und tragen in noch größerem Ausmaß zur Bildung einer kritischen weiblichen Öffentlichkeit bei“, skizzierte Theresia Oedl -Wieser, Autorin der Studie „Frauen und Politik am Land“ von der Bundesanstalt für Bergbauernfragen in Wien.
Weibliche Sichtweisen
Dies bestätigte auch Brigitte Scherb, Vorsitzende des Deutschen Landfrauenverbandes, der seit Jahren bereits Bildungsprogramme für Frauen anbietet: „Die Frauen müssen fit sein, sie brauchen das nötige Rüstzeug und das nötige Handwerk dazu. Doch sie sollten ihre weibliche Sichtweise beibehalten, denn wenn Frauen, die an der Spitze sind, nur mehr so agieren wie die Männer, dann fehlt uns auch was. Es ist uns doch wichtig, dass beide Sichtweisen in Entscheidungsprozessen miteinfließen. Für uns Frauen sollte es selbstverständlich, diese Entscheidungen für uns einfordern.“ Die Frauen sind in allen Bereichen - von der Wirtschaft, Sozialem bis hin zur Landwirtschaft - überall Bestandteil und das müssen sie selbst begreifen, sich damit auseinandersetzen. Frauen können selbstbewusster auftreten, sie haben alles was Männer auch haben und können auch alles was Männer können und dies gilt es sichtbarer zu machen. Dies fordert Elisabeth Köstinger, VP-Europaabgeordnete, die beim 6-Ländertreffen mit dabei war: „Gerade in der Landwirtschaft sehen wir das überall. Ohne Bäuerinnen würden die Betriebe nicht funktionieren, wir könnten nicht die Welt ernähren. Sie sind der Schlüsselfaktor, doch in den Funktionen sind sie unterpositioniert. Da braucht es Synergien untereinander und ein Netzwerk, um sich gegenseitig zu unterstützen. Es brauche natürlich die Kompetenz, das Wissen um das Was, Wie und Warum.“
Ändere das System
„Change the system“, müsse künftig das Motto lauten. Frauen und Männer müssen auf allen Wahllisten paritätisch vorzufinden sein, lautet eine zentrale Forderung der Bäuerinnen-Präsidentinnen. „Moderne Agrarpolitik und eine erfolgreiche Regionalentwicklung erfordern das Engagement der Bäuerinnen und Frauen am Land. Frauen wollen, können und müssen an Entscheidungsprozessen teilhaben und ihre Sichtweisen in allen Themen einbringen. Das ist eine Frage der Gerechtigkeit, aber auch eine Frage der Ressourcen. Die Talente der Frauen gehören genutzt, zum Wohle der Gesellschaft. Oft scheitern motivierte und engagierte Frauen aber am System. Daher muss auch das System geändert werden“, hielten die Präsidentinnen in ihrer Resolution fest „Den Frauen müssen alle Türen in wichtigen Funktionen geöffnet werden, damit künftig mehr Frauen in wichtigen Gremien und Organisationen des ländlichen Raumes mitreden und mitentscheiden können“, hielt Schwarzmann vor versammelten Kolleginnen aus Österreich, Deutschland, Schweiz, Südtirol, Liechtenstein, Luxemburg fest. „Wir müssen Frauen nicht nur Mut machen, sondern sie fachlich top für Agrarthemen schulen. Denn Frauen im ländlichen Raum gestalten unser Land und werden dies auch zukünftig prägen,“ so die Landesbäuerin Hiltraud Erschbamer.
Bildtext zu Gruppenbild: VP-Europaabgeordnete Elisabeth Köstinger und Bundesbäuerin Andrea Schwarzmann mit den Präsidentinnen der Bäuerinnenorganisationen und Landfrauenverbände beim 6-Länder-Treffen in Wien. Auf dem Foto (v.l.n.r): Christiane Kayser (Lux.), Christine Bühler (CH), EP Elli Köstinger, Bundesbäuerin Andrea Schwarzmann, Brigitte Scherb (BRD), Annemarie Büchel (Liechtenstein), Hiltraud Erschbaumer (Südtirol).
Foto: ARGE Bäuerinnen/Schreiner