Aus- und Weiterbildung, den Stellenwert der Bäuerinnen stärken, Kultur und Brauchtum: Das sind einige der Arbeitsschwerpunkte der Landesbäuerin Hiltraud Erschbamer im neuen Jahr.
Rückblickend: Was war im Jahre 2015 für die Südtiroler Bäeurinnenorganisation (SBO) das wichtigste Ereignis?
Landesbäuerin Hiltraud Erschbamer: Voriges Jahr war Wahljahr: Die Wahlen innerhalb der SBO sind gut über die Bühne gegangen. Wir haben die Funktionärinnen durch Weiterbildungsangebot unterstützt und wir freuen uns, dass sie aktiv landauf, landab unterwegs sind. Bei den Gemeinderatswahlen war es trotz intensiver Suche schwierig, Frauen für die Kandidatur zu motivieren. Nichts desto trotz freuen wir uns über das Ergebnis: Es wurden einige Bäuerinnen überraschend stark in den Gemeinderat gewählt und der Bauernstand insgesamt ist doch gut aufgestellt. Wenn man bedenkt, dass wir Bäuerinnen und Bauern immer weniger werden, sind wir in den Gemeinderatsstuben verhältnismäßig gut vertreten.
Und was bringt das Jahr 2016 Neues? Gibt es neue Projekte?
Heuer steht die 35. Jahrfeier im Vordergrund. Der Landesbäuerinnentag am 13. März steht im Zeichen dieses Jubiläums. Wir werden die Festschrift vorstellen: Texte und Bilder werden den Stellenwert der Bäuerin, der in diesen 35 Jahr gewachsene ist, aufzeigen. Und eingebaut in dieser 35. Jahrfeier ist auch die Fahnenweihe. Wir haben uns zu diesem Anlass eine Bäuerinnenfahne zugelegt, die beim Landesbäuerinnentag im Dom in Brixen vom Bischof Ivo Muser geweiht wird. Wir feiern heuer auch das 10jährige Bestehen des Bäuerinnen-Dienstleistungsportals. Anlässlich dieses Jubiläums werden wir am Tag der Landfrauen der Film „Heint zu Tog Bäuerin sein“ präsentieren. Er zeigt die vielfältige Tätigkeit der Bäuerinnen-Dienstleisterinnen auf. Das Berufsbild Bäuerin zu erstellen ist mir nach wie vor ein großes Anliegen. Das ist nicht so einfach. Wir werden jedoch dran bleiben und versuchen die bürokratischen Hürden zu überwinden.
Im Bereich Bildung: Gibt es da für die Bäuerinnen neue Angebote?
Uns ist es wichtig weiterhin qualitative Aus- und Weiterbildungen für die Bäuerinnen anzubieten. Jedoch müssen die Bäuerinnen gewillt sein, längere Fahrtstrecken in Kauf zu nehmen. Wir haben heuer drei größere Lehrgänge angedacht: Als erstes die „Bäuerinnenschule Lebens(t)raum Bäuerin“ an der Fachschule Dietenheim bei Bruneck. Ansprechen wollen wir mit dieser Ausbildung alle Frauen, die mehr über die Arbeit der Bäuerin am Hof und über die Landwirtschaft wissen möchten. Die Ausbildung soll ihnen das nötige Rüstzeug gegen, damit die Arbeit am Hof leichter von der Hand geht: die Arbeit im Haushalt, im Feld und Stall, im Bereich Direktvermarktung oder Produktveredelung, in der Ausübung diverserer Dienstleistungen am Hof. Zum einen soll das Fachwissen gestärkt werden, zum anderen soll dadurch auch die Freude an der landwirtschaftlichen Arbeit gestärkt werden. Im Herbst startet wieder ein Basismodul „Südtiroler Bäuerinnen. Aus unserer Hand“ im Bezirk Vinschgau. Außerdem bieten wir wieder eine Ausbildung zum ehrenamtlichen Lebensberater/zur ehrenamtlichen Lebensberaterin für die bäuerliche Familie in der Lichtenburg in Nals.
Sie wurden als Hüterin bäuerlicher Traditionen benannt. Sind Sie das?
Tradition und Brauchtum gehören zu meinem Leben dazu. Unsere bäuerliche Welt ist geprägt davon. Diese Vielfalt an Traditionen und Bräuche nach außen sichtbar zu machen ist mir ein großes Anliegen. Und deshalb freue ich mich wenn mein Anliegen durch die Einführung des Internationalen Tages des Brauchtums gestärkt wird. In diesem Sinne bin ich schon eine Hüterin bäuerlicher Traditionen.
Was wünschen Sie den Bäuerinnen?
Ich wünsche den Bäuerinnen, dass sie weitermachen, ihren Weg gehen und nicht stehen bleiben. Ich wünsche ihnen, dass sie gemeinsam mit der Familie am Hof die Herausforderungen des Alltages meistern und dass es uns gelingt, den Stellenwert der Bäuerin in unserer Gesellschaft in der heutigen Zeit weiterhin zu festigen.