Der 15. August: Ein Tag, wo es in den Kirchen nach frischen Kräutern duftet. Denn an diesem Feiertag – am Hochunserfrau – werden während der Messfeier Kräuterbuschen geweiht.
Heilkräuter und Blumen zu „Kräuterbuschen“ binden, um sie anschließend weihen zu lassen: Ein alter Brauch, der am Hochunserfrauentag oder „Maria Himmelfahrt“ alljährlich gefeiert wird. Der 15. August ist der Auftakt zur wichtigsten Kräutersammelzeit des Jahres und dauert 30 Tage bis zu Maria Namen am 12. September. Da gibt es auch ein altes Sprichwort: Maria Namen, da sagt der Sommer Amen! Diese Zeit wird auch „Frauendreißiger“ genannt.
Ursprünglich sollten im Kräuterbuschen sieben Kräuter sein, aber man kennt auch den 9er, 12er und weitere. Um der Königskerze herum, die sogenannte Wetterkerze, werden andere Kräuter gebunden, z.B. Johanniskraut, Schafgarbe, Baldrian, Arnika, Kamille, Wermut und Tausendgüldenkraut. Früher nahm man nur wildwachsende Kräuter, heute nimmt man auch Gartenkräuter und Blumen, sagt die Gartenführerin und Kräuterpädagogin Jutta Tappeiner. Sie spricht von einer Kräuterapotheke, da die Kräuter eine heilende Wirkung haben: „Früher haben vor allem Hebammen und andere Kräuterkundige Kräuter weihen lassen und den Kräuterbuschen als Kräuterapotheke verwendet. Wenn jemand krank war wurde ein Teeaufguss gemacht oder die Schwerkranken wurden mit einem Zweig aus dem Kräuterbuschen besprengt.“ In der Winterszeit haben die Bauersleute den Kräuterbuschen zum Räuchern in den Rauhnächten verwendet. Heute noch dient der geweihte Kräuterbusch bei einem Unwetter: Ein Zweig wird ins Feuer geworfen, das helfe gegen Blitzschlag.
Der Kräuterbusch wird am 15. August in die Kirche gebracht, geweiht und danach Heim getragen. Er bekommt meistens im Herrgottswinkel einen besonderen Platz. Für Landesbäuerin Hiltraud Erschbamer ist die Erhaltung dieses Brauches sehr wertvoll: „Viele Ortsgruppen der Südtiroler Bäuerinnenorganistion bereiten für diesen Festtag Kräutersträuße vor und verteilen sie nach der Segnung am Hochunserfrauentag. Dadurch können alle an diesem Brauch teilhaben. Vergelt’s Gott dafür!“
Bild 1: In einen „Kräuterbuschen“ gehören unter anderem Pflanzen wie Königskerze, Johanniskraut, Arnika, Malve oder Kamille.
Bild 2: Landesbäuerin Hiltraud Erschbamer