Soziale Landwirtschaft, Brauchtum, SBO-Neuwahlen: Das sind die großen Themen 2018. Landesbäuerin Hiltraud Erschbamer spricht über die Erfolge und neue Projekte.
Frau Erschbamer, worauf blicken Sie im letzten Jahr gerne zurück?
Hiltraud Erschbamer: Wir haben mit der Broschüre „Die Bäuerin am Hof. Ich weiß Bescheid“ für die Bäuerinnen eine wichtige Informationsgrundlage geschaffen. Sie können sich über ihre rechtliche Situation als Bäuerin unkompliziert informieren. Bescheid wissen ermöglicht ein partnerschaftliches und betriebliches Zusammenleben aller Generationen am Hof. Ein großes Ziel war es die Aus- und Weiterbildungen voran zu bringen. So freue ich mich über den ersten Abschluss der Bäuerinnenschule, 13 junge Frauen haben die Chance genutzt und die Ausbildung erfolgreich abgeschlossen. Erfreut bin ich auch über den Abschluss der vierten Ausbildung der Lebensberater für die bäuerliche Familie. Wie haben einige motivierte Lebensberater dazugewonnen, die diesen ehrenamtlichen Dienst leisten. Freude bereitete mir auch der Euregio-Preis „Tourismus trifft Landwirtschaft“, den die Südtiroler Bäuerinnenorganisation (SBO) für die Marke „Südtiroler Bäuerinnen. Aus unserer Hand“ erhalten hat. Dies zeigt auf, wie wichtig die Zusammenarbeit zwischen Landwirtschaft, Tourismus und allen Wirtschaftsbereichen ist. Diese müssen wir in den Vordergrund stellen.
Und was bringt das Jahr 2018 Neues?
2018 wird ein großes Wahljahr, zum einen die Landtagswahlen und zum anderen ab Herbst die Wahlen in der SBO. Uns geht es darum, die „Hofübergabe“ gut zu gestalten. Deshalb sind wir im Frühjahr auch mit der Veranstaltung „Ehrenamt lässt Menschen wachsen“ unterwegs, um Frauen zu motivieren in der SBO mitzuarbeiten. Ein großes Projekt ist unser Brauchtumsbuch. Bräuche liegen uns sehr am Herzen, wir möchten sie hegen und pflegen. Zudem möchten Menschen Lust machen, sich mehr mit Brauchtum im Alltag zu beschäftigen. Wir haben bereits 2017 mit der Verwirklichung des Projektes Brauchtumsbuch begonnen und hoffen, dass wir es im Herbst vorstellen können.
Welche politischen Themen stehen an?
Die Verabschiedung des Raumordnungsgesetzes ist ein vieldiskutiertes Thema. Uns ist dabei der Schutz des bäuerlichen Eigentums und ein wertschätzender Umgang mit Grund und Boden ein großes Anliegen. Zurzeit ist wird das Höfegesetz überarbeitet. Dabei müssen die Bedürfnisse der Frauen berücksichtig werden. Die Frauen bringen oft einen Besitz mit. Dieser ist meistens für sie eine Altersabsicherung, und sollte als solcher beachtet werden und darf nicht zum Eigentum des geschlossenen Hofes fallen. Der geschlossene Hof als solcher muss weiterhin unsere Landwirtschaft prägen und das Überleben der bäuerlichen Familie sichern. Wir werden uns weiterhin mit der Sozialen Landwirtschaft befassen. Bis jetzt war die Ausarbeitung des Gesetzes wichtig, doch nach dessen Genehmigung fängt die Arbeit erst an. Wir werden hier mit neuen sozialen Dienstleistungen auf dem Hof starten, um den Frauen weitere Möglichkeiten eines Zuerwerbes zu bieten. Wir werden weiterhin als Plattform für die sozialen Dienstleistungen auf den Höfen bleiben und diese ausbauen. Der Bereich der Sozialen Landwirtschaft wird uns die nächsten Jahre über begleiten.
Was wünschen sie den Bäuerinnen?
Ich wünsche ihnen, dass sie schwungvoll ins neue Jahre gehen. Jedes Jahr hat seine Herausforderungen. Wir sollten den positiven Blick in den Vordergrund stellen und bedenken, dass alles seinen Sinn und seine Zeit hat. Oft braucht es eine Portion Gelassenheit, aber auch Freude am Tun, an der Umsetzung. Das Ehrenamt bringt nicht nur Positives für die Gesellschaft, sondern auch für jeden einzelnen. Wir sind als Ehrenamtliche sehr stark unterwegs, und das wird von der Gesellschaft geschätzt. Wichtig ist, dass die Politik die Rahmenbedingungen so legt, dass die Freude am Ehrenamt nicht erdrückt wird. Hier müssen unsere Politischen Vertreter vor allem im Zuge der neuen NPO Reform in Rom dafür sorgen, dass Ehrenamt auch Ehrenamt bleibt.