Es gibt sie noch: die Mehrgenerationenfamilie. Der Internationale Tag der Familie am 15. Mai ist Grund, sie in den Vordergrund zu stellen und zu zeigen, welchen Wert Familie hat: sie stärkt, trägt und gibt Zukunft.
Auf dem Moarhof in Niederrasen ist immer war los. „Ständig geht jemand ein oder aus. Und der Kühlschrank und die ‚Speis‘ sind immer voll“, sagt Micaela Viola Stolzlechner. Vor 18 Jahren zog sie mit ihren zwei Kindern zu ihrem heutigen Mann Paul auf den Moarhof, der ebenfalls zwei Kinder aus einer früheren Beziehung hat. Die Patchworkfamilie wagte den Schritt. Damals gar nicht so einfach. Vor 10 Jahren kam ihr gemeinsamer Sohn Aron zur Welt. Mittlerweile hat die 22jährige Tochter von Micaela zwei Kinder. Und mit am Hof leben noch der 85jährige Großvater sowie ein Schwager – vier Generationen also. Micaela bezeichnet es als Glück alle unter einem Dach zu haben, auch wenn es nicht immer einfach ist. Die Kinder wachsen in der Natur auf, sie machen die Tür auf und rennen los, haben andere Freiräume als in der Stadt, wo man ständig aufpassen muss. Das ist ein großer Vorteil, ist Micaela überzeugt: „Für Aron bedeutet das, dass er unbeschwert aufwachsen kann. Für ihn ist immer jemand da, es ist ständig Leben auf dem Hof!“
Ob die Mehrgenerationenfamilie in Zukunft noch Bestand hat, weiß Micaela nicht: „Die Gesellschaft ändert sich. Ich denke, dass das Vorleben das Wichtigste ist, dass das Zusammensitzen an einem Tisch einfach zum Alltag gehört. Bei einer Großfamilie ist das „alle zusammenzuhalten“ natürlich eine Herausforderung, doch es geht!“ Und durch das Miteinanderreden und Sich-gegenseitig-Zuhören entstehen viele Konflikte erst gar nicht. Wesentlich dabei sind Ehrlichkeit und Aufrichtigkeit. Für die 49jährige Bäuerin ist auch das gemeinsame Pflegen der Traditionen ganz wichtig. „Ich bin stolz, dass wir uns gegenseitig helfen und alle so gut zusammengewachsen sind. Das hat mir am Anfang sehr viel Kraft gekostet. Jetzt bekomme ich diese Kraft zurück.“
Landesbäuerin Antonia Egger weiß selbst aus Erfahrung, dass der Zusammenhalt in der Familie von großer Bedeutung ist: „Ein gutes Miteinander auf dem Hof wirkt sich positiv auf den Weiterbestand des Hofes aus. Es ist uns deshalb wichtig zu zeigen, dass Mehrgenerationenfamilien sehr wohl auch in unserer Zeit Bestand haben. Ich finde, dass die Familie ein Ort sein sollte, wo Jung und Alt Halt und Unterstützung finden sollten. Das ist nicht immer einfach – jeder und jede muss dafür arbeiten. Als Grundzutaten sind die Wertschätzung für Vergangenes und Respekt vor dem Neuen, sowie das Miteinandereden sicher eine gute Basis. Wenn jeder ein Stück auf den anderen zugeht, hat die Mehrgenerationenfamilie Zukunft.“
Bild 1: Micaela Stolzlechner (in Tracht) mit ihrer Familie.
Bild 2: Landesbäuerin Antonia Egger