Das Baden-Württembergische Ministerium für ländlichen Raum und Verbraucherschutz organisierte kürzlich den Fachkongress „Kreativ, engagiert, vernetzt – Frauen gestalten Zukunft auf dem Land“. Auch die Südtiroler Bäuerinnenorganisation stellte ihre Projekte vor.
„Wir müssen Frauen in qualifizierte Berufe bringen“, brachte es die Präsidentin des Landfrauenverbands Württemberg-Baden, Hannelore Wörz, auf den Punkt, die über 400 Frauen aus Baden-Württemberg, Südtirol und der Schweiz begrüßte. Ziel des Fachkongress war es, die Teilnehmerinnen über die Fördermöglichkeiten von Frauen im Ländlichen Raum durch den Maßnahmen- und Entwicklungsplans Ländlicher Raum zu informieren. Anhand von praktischen Beispielen wurde aufgezeigt, wie Unternehmerinnen erfolgreich Geld verdienen, Familie und Betrieb unter einen Hut bringen und Unternehmensnachfolgen erfolgreich lösen können.
Erfolgreiche Projekte aus Südtirol
Landesbäuerin-Stellvertreterin Maria Egger stellte dabei das Dienstleistungsportal der Südtiroler Bäuerinnenorganisation und die Sozialgenossenschaft „Mit Bäuerinnen lernen wachsen leben“ vor und ernte großen Applaus. Kinderbetreuung am Bauernhof ermöglicht mittlerweile vielen Bäuerinnen einen Nebenerwerb am Hof. Auch die Bäuerinnen-Dienstleisterinnen erwirtschaften sich durch Produktvorstellungen, Kurse, Vorträge, „Brotzeit: gsund und guet“ u.a. ihr eigenes Einkommen. Andere Beispiele waren die „Zwergenküche“: zwei Frauen kochen mittlerweile für 300 Kinder im Kindergarten Essen. Oder aber die Unternehmerin Christel Erz und ihre Nachfolgerin Anne Erz, die die Kutschanfahrten „Rossnatour“ anbieten und damit ihr Einkommen erwirtschaften.
Frauenprojekte unterstützen
Der Amtschef im Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz, Ministerialdirektor Wolfgang Reimer: „Den Frauen im Ländlichen Raum gute Zukunftsperspektiven zu bieten und sie bei der Umsetzung neuer, kreativer Ideen zu unterstützen, hat für die grün-rote Landesregierung eine hohe Priorität. Daher setzt das Land auch in der Förderperiode 2014 bis 2020 mit dem Maßnahmen- und Entwicklungsplan Ländlicher Raum auf das Programm Innovative Maßnahmen für Frauen im Ländlichen Raum (IMF). Mit diesem Programm fördert die Landesregierung gezielt Existenzgründungen, Unternehmenserweiterungen, Unternehmensnachfolgen und Netzwerkbildung“. Doch damit nicht genug: Das Ministerium fördere bevorzugt Projekt, in deren Aktionskreisen der Frauenanteil 30 Prozent betrage.
Frauen sind starke Stütze im Ländlichen Raum
Größte Herausforderung für den ländlichen Raum sind die mit dem demographischen Wandel einhergehenden tiefgreifenden Veränderungen in Wirtschaft und Gesellschaft. Vor allem die Abwanderung jüngerer Menschen, unter ihnen hauptsächlich Frauen, wirke sich auf ländlich geprägte Gebiete aus. „Frauen sind eine starke Stütze des gesamten Ländlichen Raums“. Ohne ihr Engagement fehlt vieles in den Dörfern. Die „Sicherung von Bleibeperspektiven“ hat absolute Priorität“, so Reimer.
Netzwerke und Mentoren wichtig
Die Gastreferentin Barbara Becker betonte in ihrem Gastvortrag, wie wichtig auf der einen Seite Netzwerke und auf der anderen Seite gute Mentoren sind. „Mentoren haben viel Erfahrung, sagen sehr direkt und ehrlich ihre Meinung und können Kontakte eröffnen, welche frau selber noch nicht hat. In ihrem Vortrag ging Frau Becker auch auf ihre Erfolgsbausteine ein. Einer der wichtigsten Bausteine, laut Becker sei „der Mut, sich auf Neues einzulassen. Dinge anders machen und das Scheitern auch miteinzukalkulieren“. Denn eine beherzte Fehlentscheidung sei besser als gar keine, so Becker.
Neue Einkommensfelder und Vereinbarkeit von Familie und Beruf
Beim Fachkongress „Kreativ, Engagiert, Vernetzt – Frauen gestalten Zukunft im Land“ wurde klar: Die Frauen müssen qualifiziert und gefördert werden. Es geht nicht zuletzt um Geld: Es müssen Möglichkeiten ausgelotet werden, die Frauen bei der Erschließung neuer Einkommensfelder unterstützen und die die Vereinbarkeit von Familie und Beruf fördern. Das wird nötig sein, damit die Frauen weiterhin auf dem Land bleiben und ihre Zukunft und die ihrer Familie dort gestalten.
Bildtext. Die Südtiroler Delegation mit Ministerialdirektor Wolfgang Reimer sowie der Ministeralrätin des Ministeriums für ländlichen Raum und Verbraucherschutz Fieß-Heizmann (1.von rechts)