Informiert sein, um mitreden und mitentscheiden zu können: Das ist Ziel der politischen Vortragsreihe der Südtiroler Bäuerinnenorganisation, zu der sie zurzeit die bäuerlichen Gemeinderefentinnen und -rätinnen, sowie Funktionärinnen der SBO ladet und das mit viel Anklang!
„Es braucht Mut sich in Gremien einzubringen, doch wenn wir es nicht tun, dann entscheiden andere über uns! Es ist wichtig, dass wir Frauen in den Gemeinden mitreden und bei den Entscheidungen unsere weibliche Sicht der Dinge miteinbringen!“, ist Landesbäuerin Antonia Egger überzeugt und weil sie aus Erfahrung weiß, wie mühsam die politische Arbeit sein kann, möchte sich den politischen Vertreterinnen Rüstzeug und Informationen mit auf dem Wege geben, damit sie sich in politischen Gesprächen mutig einbringen können. So laufen zurzeit auf Bezirkseben online Vorträge zu den unterschiedlichen Themen. Jeder Bezirk lädt zu einem anderen Thema ein. Wir berichten darüber in den nächsten Landwirtausgaben.
Vortrag 1 - Landschaft und Raumordnung
Bezirksbäuerin Vroni Stampfer lud zur ersten Vortragsreihe, und zwar zum Thema Raumordnung mir Landesrätin Maria Hochgruber Kuenzer. „Es geht in der Raumordnung um Landschaft und gerade hier haben die Frauen eine besondere Sicht, hier haben die Frauen ihre Stärke, sie gestalten Landschaft mit, sie sehen ihre Wichtigkeit und deshalb ist es notwendig, dass die Frauen beim Gemeindeentwicklungsplan mitreden!,“ plädierte Landesrätin Kuenzer. Sie stellte am Vortragsabend den Frauen das neue Gesetz Raum und Landschaft vor und legte ihnen besonders ans Herz, dass Landschaft begrenzt ist und deshalb vorsichtig mit der Landschaft umgegangen werden muss. „Die Landschaft nutzen ja, doch verbrauchen nein“ – so ihre Devise. In der Diskussionsrunde konnten die Bäuerinnen ihre Fragen zum Thema einbringen und sie erhielten aus erster Hand die Infos über die Geschichte der Südtiroler Raumordnung, die sehr wichtig ist, um zu verstehen, warum manche Themen, die die Raumordnung betreffen, so brisant sind. Landesrätin Kuenzer informierte über das Leerstandsmanagement, über den Gestaltungsbeirat, über das Mitspracherecht der Bevölkerung beim Gemeindeentwicklungsplan – nur um einige Themen zu nennen, die angesprochen wurde. Sie legte den Bäuerinnen ans Herz sich einzubringen, und die Mitsprache im Bereich Landschaft und Raumordnung einzufordern. Dazu rief auch die Bezirksbäuerin Vroni Stampfer auf: „Reden und gestalten wir mit!“ Dass jede Gemeinde für sich ein maßgeschneidertes Kleid für die Zukunft braucht, wo auch die Frauen daran arbeiten dürfen und sollen, war am Ende des Vortragsabends allen klar.
Vortrag 2 – Bezirksgemeinschaften
Am zweiten Vortragsabend stand das Thema Bezirksgemeinschaften auf dem Programm. Bezirksbäuerin Irmgard Testor lud dazu den Präsidenten der Bezirksgemeinschaft Eisacktal, Walter Baumgartner, als Referenten ein. Die Bezirksgemeinschaften waren früher Zweckverbände und sind mittlerweile große, wichtige Organisationen mit vielen Mitarbeitern. In Südtirol gibt es sieben: Vinschgau, Wipptal, Pustertal, Burggrafenamt, Eisacktal, Salten-Schlern und Überetsch Unterland. Baumgartner erzählte kurz von der Entstehung der Bezirksgemeinschaften – es gibt sie in dieser Form seit 1991 - und ging dann genauer auf die Aufgaben der Bzg Eisacktal ein. „85 Prozent der Mitarbeiter arbeiten im Eisacktal im sozialen Bereich, ein kleinerer Anteil in den umwelt- und technischen Bereichen“, so Baumgartner. Zu den Sozialdiensten gehören die Sozialsprengel Brixen und Klausen. Diese haben eigene Einrichtungen wie die Seeburg in Brixen, verschiedene Rehabilitationseinrichtungen, Frauenhäuser, Übernachtungsstätten für Obdachlose und noch viele weitere. „Die Seeburg ist eine sehr schöne Einrichtung für Menschen mit Beeinträchtigung. Mehr solcher Strukturen in Zentrumsnähe wären wünschenswert, um die Inklusion der Menschen zu bewirken“, plädierte Baumgartner. Ein gelungenes Beispiel dafür ist die WunderBAR in Brixen. Dort kann man einen Kaffee trinken und selbstgemachte Produkte kaufen, die in den Behindertenwerkstätten hergestellt werden. Des Weiteren ist die Bezirksgemeinschaft Eisacktal auch zuständig für die Abfall- und Wasserwirtschaft sowie die Trinkwasserversorgung. Auch die Erweiterungen der Radwege sind zum Teil Aufgaben der Bzg. Im Anschluss an den Vortrag stellten die Bäuerinnen Fragen zu den Themen wie den Frauenhäusern, den geschützten Einrichtungen und anderes. Dass die Bezirksgemeinschaften viele Projekt in Kooperation mit der Gemeinde realisieren und dass es sich auszahlt genauer hinzuschauen und sich zu informieren, wurde den Gemeindereferentinnen und -rätinnen bewusst. So können schlussendlich die Dienstleistungen der Gemeinde vor Ort auch besser genutzt und ausgebaut werden.
Bild: Interessiert nehmen die Bäuerinnen an den SBO-Online-Vorträgen Politische Bildung teil.