Zukunft der Landwirtschaft: Frauen benötigen europaweit gute Rahmenbedingungen – so die Forderung heuer beim Vier-Ländertreffen der Bäuerinnen.
Die Präsidentinnen und Geschäftsführerinnen der Bäuerinnen- und Landfrauenverbände aus Deutschland, Österreich, der Schweiz und Südtirol trafen sich kürzlich in Bad Salzuflen in Nordhein-Westfalen zum jährlich Wissens- und Erfahrungsaustausch. Sie berieten sie über den Status Quo und die Herausforderungen von Frauen in der Landwirtschaft.
„Dass sich Frauen zunehmend in der Landwirtschaft und bei der Übernahme von landwirtschaftlichen Betrieben engagieren, ist ein wichtiger Trumpf für die Zukunft der Landwirtschaft,“ so die Südtiroler Landesbäuerin Antonia Egger. Dies auch im Hinblick auf Nachfolgelösungen und um dem zunehmenden Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Das Potential von gut ausgebildeten Frauen für die Zukunft der Landwirtschaft und der ländlichen Räume muss besser genutzt. Ein gutes Einkommen, eine ausreichende soziale Absicherung, partnerschaftliche Aufteilung der Care-Arbeit und maßgeschneiderte Unterstützungsangebote sind in diesem Zusammenhang wichtige Anliegen, um attraktive berufliche Perspektiven zu schaffen.
Einzelne Länderstudien zeigen übereinstimmend, dass der Arbeits- und Lebensort Bauernhof von den dort lebenden Frauen sehr geschätzt wird. Die unternehmerischen Entfaltungs- und Diversifizierungsmöglichkeiten sind vielfältig, viele Frauen verantworten eigene Betriebszweige. Deren wirtschaftliche und soziale Bedeutung für die Landwirtschaft ist signifikant und in den Studien bestätigt, jedoch oftmals nicht ausreichend sichtbar.
Die Präsidentinnen und Geschäftsführerinnen forderten gemeinsam, regelmäßig Daten und Analysen zur Lebens- und Arbeitssituation der Frauen in der Landwirtschaft in einer europaweiten Studie zu erheben. Mit einer solchen Grundlage kann die gemeinsame Agrarpolitik der EU und der Schweiz zielgerichteter an den Bedürfnissen der Frauen ausgerichtet und ihre Beiträge sichtbarer gemacht werden.
Die Care-Arbeit ist nach wie vor überwiegend eine Frauendomäne. Die Teilnehmerinnen diskutierten Wege zu einer partnerschaftlicheren Aufteilung der Arbeit in Betrieb, Haushalt und Familie, um eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu erreichen. Jede Familie muss dafür ihre individuelle Lösung finden. Aber es solle sich keine Frau zwischen Kuh und Kind entscheiden müssen. Nur so lässt sich der vorsichtige Trend zu mehr Betriebsleiterinnen festigen. Um mehr Frauen zu einer Hofübernahme zu ermutigen, müssen mehr Vorbilder für junge Frauen vor den Vorhang geholt werden. Eine diversere Bildauswahl und Sprache gehören ebenso zum Empowerment zukünftiger Betriebsleiterinnen dazu wie zielgruppengerechte Weiterbildungsangebote. Ebenso braucht es ausreichende Finanzierung von Modellprojekten, welche Hofnachfolgen wie auch landwirtschaftliche Existenzgründungen von Frauen unterstützen.
„Oft sind es die Bäuerinnen, die Innovationen auf dem Hof vorantreiben und ihre Arbeit auf die Zukunftssicherung des Hofes ausrichten. Diese Frauen müssen wir unterstützen und sichtbar machen, sie leisten einen wichtigen Beitrag für einen nachhaltigen Fortbestand unserer Landwirtschaft,“ betont die Südtiroler Landesbäuerin Antonia Egger.
Bild 1: v.l.n.r. Antonia Egger Landesbäuerin von Südtirol, Petra Bentkämper, Präsidentin Deutscher LandFrauenverband, Anne Challandes, Präsidentin Schweizerischer Bäuerinnen- und Landfrauenverband, Irene Neumann-Hartberger, Vorsitzende ARGE Österreichische Bäuerinnen