Die Südtiroler Bäuerinnenorganisation lädt am Dienstag, den 29. November gemeinsam mit Eurac Research, Freie Universität Bozen, Bioland Südtirol und Agrigenda zu einem Workshop zum Thema Nachhaltigkeit und Biolandbau in Südtirol – ein.
Im Rahmen dieser Veranstaltung werden drei Bäuerinnen mit dabei sein, die sich für ein nachhaltiges Leben und Wirtschaften stark machen. Sabine Schrott (Artenvielfaltshöfe Südtirol) spricht über Erhaltung alter Landsorten und lokalem Gemüsesaatgut und Waltraud Schwienbacher (Winterschule Ulten) über die Erhaltung des lebendigen immateriellen Kulturerbes. Mit dabei auch Martina Lintner, Bergbäuerin auf dem Schornhof in Aldein. Sie wird von ihren Erfahrungen als Pionierin der Nachhaltigkeit erzählen. Martina Lintner und Waltraud Schwienbacher haben beide auf Antrag der Südtiroler Bäuerinnenorganisation den Preis für die Kreativität der Landfrauen erhalten. Sabine Schrott ist Bäuerinnen-Dienstleisterin. Landesbäuerin Antonia Egger erklärt, warum es wichtig ist, dass auch die Bäuerinnen mitreden, wenn über Nachhaltigkeit diskutiert wird.
Nachhaltigkeit, was bedeutet das für Sie?
Beim Thema Nachhaltigkeit spielt bereits das Handeln der Bäuerinnen eine wichtige Rolle. Sie produzieren Lebensmittel, sie schauen darauf, dass sie kurze Wege gehen, die Selbstversorgung am Hof ist für viele Bäuerinnen selbstverständlich, in der Direktvermarktung übernehmen sie eine besondere Rolle. Die Bäuerinnen bewirtschafteten mit der bäuerlichen Familien ihre Betrieb so, dass sie den Hof an die nächste Generation weitergegeben können, das hat für mich auch ganz viel mit Nachhaltigkeit zu tun. Sie denken automatisch an die nächste Generation, sie möchten ja Grund und Boden so bewirtschaften, dass er morgen noch Ertrag hat. Dieses nachhaltige Denken ist sehr wichtig.
Welche Rolle spielt der Biolandanbau in der Diskussion um die Nachhaltigkeit?
Viele Bäuerinnen und Bauern sind durch Aus- und Weiterbildung sensibel für dieses Thema geworden. Wichtig ist, keine Kluften entstehen zu lassen, sondern ein Aufeinander zugehen und ein Verständnis – immer mit dem Ziel, das was uns die Natur schenkt, zu bewahren und sich nachhaltig weiterzuentwickeln. Ich glaube, bei dem Thema muss die ganze bäuerliche Familien mitreden. Es geht in dieser Diskussion ja auch um die Wirtschaftlichkeit und um das Einkommen des Betriebes. Natürlich wird hier der Aus- und Weiterbildung eine besondere Rolle zugeschrieben. Es ist wichtig, neue Wege zu gehen, aber gemeinsam.
Wie wichtig ist für Sie die Zusammenarbeit der Wissenschaft mit den Bäuerinnen und Bauern?
Der Austausch ist ganz wichtig. Wir brauchen die Erkenntnisse der Wissenschaft, so können wir sehen, was umsetzbar ist und auch das Wie. Die Wissenschaft braucht aber auch die Erfahrungen aus der Praxis, die Rückmeldung von uns Bäuerinnen und Bauern. Diese Symbiose braucht es, damit nicht jeder seinen eigenen Weg geht, sondern gemeinsam an neue Perspektiven gearbeitet wird.
Warum braucht es diese Diskussion?
Es ist immer wichtig, sich mit neuen Erkenntnissen der Wissenschaft auseinander zu setzen. Wir sollten uns Zeit dafür nehmen, wir sollten schauen, was auf unseren Betrieb umsetzbar sein kann, was geändert werden kann. Sich darüber Gedanken zu machen, bringt uns weiter, sonst machen wir Rückschritte. Neue Wege zu gehen oder auch nur das Bestehende kritisch zu betrachten, ist deshalb wichtig, dann dadurch eröffnet sich Neues. An diese Offenheit appelliere ich bei den Bäuerinnen und Bauern.
Interview: Ulrike Tonner