Dienstag, 24 September 2024

Frauen in der Politik: "Einfach tun"

Die Gemeinderatswahlen 2025 sind eine Chance für Veränderungen: sei es thematisch als auch gesellschaftspolitisch. Nutzen wir diese Chance.

Landesbäuerin Antonia Egger macht sich jetzt schon Gedanken über die Gemeinderatswahlen 2025. Ihr Ziel: Frauen am Land zu motivieren, Gemeindepolitik mitzugestalten, sich zu interessieren und sich aktiv zu beteiligen. Denn es ist wichtig, dass auch Frauen im Gemeinderat sitzen und mitentscheiden, wohin sich ihre Gemeinde in Zukunft entwickelt. Und je mehr Frauen dort vertreten sind, desto größer ist die Wertigkeit ihrer Anliegen.

Interview: Ulrike Tonner

Gemeinderatswahlen 2025, was wird die Herausforderung sein?

Antonia Egger: Eine große Herausforderung wird es sein, die richtigen Frauen ansprechen, die auch Lust haben, politische Aufgaben zu übernehmen. Wir müssen sie aber auch motivieren. Oft heißt es ja, ich kann nicht, ich habe nicht Zeit. Beides sind Hindernisse für eine Frau eine politische Aufgabe in den Gemeinden zu übernehmen. Zum Argument “Ich kann das nicht” möchte ich sagen: Ich bin überzeugt, Männer stellen sich diese Fragen nicht. Sie tun es einfach. Und das sage ich auch zu den Frauen: einfach tun. Die Zeit findet man, wenn es einem wichtig ist.

Sie sind auch Gemeinderätin und wissen, wie es läuft. Kann man etwas bewegen?

Bestimmte Entscheidungen müssen getroffen werden, sprich Haushalt. Man kann aber schon mitentscheiden, wofür das Geld ausgegeben wird. Das sind oft kleine Entscheidungen mit großer Wirkung. Ich kann mitreden, wieviel wird für die Straßen ausgegeben und wieviel für den Kindergarten. Und gerade auch jetzt, wo überall die Dorfentwicklungspläne gemacht werden, ist es wichtig, dass wir Vertreter der Landwirtschaft dabei haben, weil es geht meistens um landwirtschaftlichen Grund.

Oft wird auch gesagt, man findet keine Frauen. Wenn man sie fragt, dann wollen sie nicht.

Das ist manchmal eine faule Ausrede, denn es gibt Frauen. Man hat oft Angst vor den Frauen, die kritisch sind, von den Frauen, die sich getrauen, etwas zu sagen. Ich glaube, wir sollten die Courage haben, wir als Bäuerinnenorganisation müssen die Courage haben, genau diese Frauen anzusprechen und sie zu unterstützen - im Wahlkampf und auch anschließend. Wir sollten sie nicht alleine lassen und sie zu den Sitzungen und zu den Versammlungen einladen. So kann sie mit den Bäuerinnen im Gespräch bleiben, und das erleichtert das Arbeiten in der Gemeinde sehr.

Dies ist auch eine Aufgabe unsere Funktionärinnen ...

Das ist wirklich eine wichtige Aufgabe der Bäuerinnenorganisation vor Ort. Die Bäuerinnen sollen draußen aus ihren Reihen Frauen suchen, sie ansprechen oder fragen: Wer hätte Lust? Es ist wichtig, dass wir Frauen im Gemeinderat haben. Die Rechnung ist ganz einfach: Wenn eine Frau weniger da ist, dann sitzt ein Mann mehr im Gemeinderat. Ich will jetzt nicht dem Mann die Kompetenz absprechen, aber wir Frauen wissen, was wir brauchen. Es geht los beim Schülertransport, bei der Schulausspeisung, bei verschiedenen Familieneinrichtungen und da geht es nicht nur um Themen in unserer Landwirtschaft, sondern da gibt es auch Themen, die Familie betrifft. Und die Landwirtschaft ist auch Familie und ich glaube, das ist ganz, ganz wichtig, dass wir uns da einbringen, gerade im ländlichen Raum, damit das Leben für die Familien im ländlichen Raum einfach auch bestimmte Erleichterungen mit sich bringt.

Oft hört man das Argument: Die Frau wählen sich selbst nicht ...

Ja, das muss ich auch sagen, das tut mir oft leid. Weil, wenn wir Frauen wirklich die Frauen unterstützen würden, müssten wir mehr Frauen vertreten haben. Wir sind da einfach zu kritisch. Wir hinterfragen viel zu viel: Ist die Frau schon geeignet für diese Aufgabe? Wir müssen das den Frauen zutrauen. Wenn wir Frauen im Gemeinderat haben, haben wir eine persönliche Ansprechpartnerin. Und wenn wir mehr Frauen vertreten haben, können auch mehrere Anliegen der Frauen weitergebracht werden. Und Frauen sehen bestimmte Sachen einfach von einem anderen Blickwinkel. Der ist wichtig. Wenn die Frauen zu schwach im Gemeinderat oder im Gemeindeausschuss vertreten sind, dann tun sich diese schwer, ihre Themen durchzusetzen. Sie sind dann einfach immer in Minderzahl.

Braucht es mehr Vorbilder, haben wir Vorbilder?

Es gibt Vorbilder, da muss ich jede Frau selbst auch ihr Vorbild suchen. Es muss jetzt nicht immer eine Frau sein, es kann auch ein Mann sein, der politisch gut arbeitet. Man muss einfach die Courage haben, sich politisch einzubringen. Politik hat einfach mit dem Leben zu tun. Das Leben hat mit Politik zu tun, das gehört zusammen. Man darf nicht alles kritisieren, und nur sehen was falsch ist. Man hat die Möglichkeit, auch selbst etwas anderes zu machen und das, glaube ich, soll Motivation sein, dass sich Frauen für die Gemeideratswahlen zur Verfügung stellen. Es soll auch Motivation sein, dass wir Frauen uns auch unterstützen. Wir sollen sie wählen, und danach mit ihnen im Gesprächen bleiben und mit Ideen bestärken.

Haben es Frauen schwerer, weil sie nach wie vor für die Familienarbeit zuständig sind?

Für die Frau ist immer noch die Familie das Wichtigste in ihrem Leben. Die geht vor, die Familienarbeit nimmt ihr niemand ab, und so verzichtet sie auf ihre Karriere. Es ist einfach so, in der Politik und im Beruf. Und das ist natürlich schade. Und ich glaube, gerade deswegen sollten Frauen die Frauen unterstützen, denen es gelingt, alles ein bisschen unter einem Hut zu kriegen. Es ist auch eine Belastung für diese Frauen, weil irgendwo hat man dann oft ein schlechtes Gewissen der Familien gegenüber. Da müssen wir uns gegenseitig bestärken. Man tut das im Einsatz für alle Familien und für die Dorfgemeinschaft. Solche Frauen muss man schon in ihrem Handeln und Tun bestärken. Es ist auch wichtig, dass die Männer die Frauen unterstützen, die sich für die Wahl zur Verfügung stellen. Auch die Männer zu Hause. Anstatt zu sagen: Bist du schon wieder weg, einfach sich darüber freuen, dass ihre Frauen aktiv sind. Es heißt: Hinter jedem starken Mann steht eine starke Frau! Es kann auch umgekehrt heißen: Hinter jeder starken Frau steht ein starker Mann. Sich gegenseitig unterstützen ist wichtig.

Was wünschen Sie sich für die Gemeinderatswahlen 2025?

Ich wünsch mir, dass wir wirklich wieder mehr Frauen in den Gremien haben, im Gemeinderat, aber auch in den Ausschüssen. Und die Frauen sollen sich auch getrauen, die Ämter anzunehmen. Auch Männer müssen sich einarbeiten, auch sie wissen nicht alles und können nicht alles und wir Frauen können uns genauso gut einarbeiten. Deswegen sollen wir jetzt nicht sagen: Nein, ich kann das nicht. Wir können vieles lernen, vieles ist machbar, man bekommt viel Unterstützung und deswegen schaffen wir das. Gehen wir es an.

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