Nachhaltige bäuerliche Familienbetriebe, Bauernhof als Lebensort, ländlichen Raum als Wohnort, Soziale Landwirtschaft als Möglichkeit für neue Arbeitsplätze, Frauen, die Landwirtschaft gestalten – davon spricht Landesbäuerin Antonia Egger und fordert dabei die nötige Unterstützung der Politik ein.
Interview: Ulrike Tonner
Was ist für Sie Landwirtschaft?
Landwirtschaft ist für mich die Produktion von Lebensmitteln. Dazu gehört die Landschaftspflege, der bäuerliche Familienbetrieb, der Erhalt des Bauernhofes. Und das bedeutet immer wieder eine familiäre und eine finanzielle Herausforderung. Oft ist das eine Belastung für die bäuerlichen Familien. Sie werden immer kleiner, es ist schwierig Arbeitskräfte für die Mithilfe zu finden. Die Gesellschaft stellt hohe Ansprüche an die Landwirtschaft und sieht dabei nicht die Schwierigkeiten, die es auf den Höfen gibt.
Welche Anforderungen stellt die Gesellschaft an der Landwirtschaft?
Die Gesellschaft möchte eine nachhaltige Landwirtschaft. Dabei betreiben wir diese über Jahrhunderte. Wir haben nicht umsonst viele Familienbetriebe, die über Generationen weitergegeben werden. Das gelingt nur, weil wir nachhaltig wirtschaften. Dabei spielen die soziale, die wirtschaftliche und auch die ökologische Nachhaltigkeit eine Rolle. Nur wenn diese drei Komponenten zusammenspielen, ist das Weiterbewirtschaften der Höfe möglich.
Was brauchen die Höfe in Zukunft?
Dass die Politik auf die Höfe schaut. Je weiter entlegen die Höfe vom urbanen Bereich sind, desto größer sind die Herausforderungen für die Bewirtschaftung. Es braucht die Dorfgemeinschaft, soziale Strukturen, Bildung, Krankenhaus, Betreuungsmöglichkeiten. Es ist Aufgabe der Politik den ländlichen Raum nicht zu vergessen und ihn so zu gestalten, dass die Höfe eine Chance haben.
Ist das auch ein Auftrag an Sie, sich dafür einzusetzen?
Auf jeden Fall. Ich sehe es als meine Aufgabe auf die Bedürfnisse der bäuerlichen Familien hinweisen. Sie müssen Gehör finden. Ich fühle mich als eine Stimme der bäuerlichen Betriebe, der bäuerlichen Familien und vor allem der Frauen auf den Höfen.
Wo drückt der Schuh bei den Frauen auf den Höfen?
Da gibt es viele Druckstellen. Viele Betriebe stoßen an der wirtschaftlichen Grenze stoßen. Es ist nicht möglich, mehr zu erwirtschaften und die Ausgaben steigen und da müssen viele Bäuerinnen ihre persönlichen Bedürfnisse hinten anstellen. Es soll dadurch nicht die Freude am Bäuerinnen-Sein gemindert werden. Wichtig ist, die Balance zwischen der Wirtschaftlichkeit und der Begeisterung des Bäuerinnen-Sein zu finden. Die Bürokratie ist auch eine sehr große Herausforderung. Meistens müssen das die Bäuerinnen machen.
Wo sehen Sie hier Möglichkeiten, dass in Zukunft sich etwas zu ändern?
Wichtig sind die Arbeitsplätze am Land, die müssen erhalten bleiben und neue geschaffen werden. Arbeitsplätze in der Nähe des Betriebes ermöglichen eher diese Balance zu finden.
Die Soziale Landwirtschaft würde hier Möglichkeiten bieten, doch in diesem Bereich tut sich nichts?
Leider nein. Es ist sehr schwierig, etwas in die Gänge zu bringen. Die Umsetzung ist sehr schwerfällig. Hier wünsche ich mir, dass die zuständigen Ämter unbürokratisch und schnell endlich die Voraussetzungen ebenen. Die Gesellschaft würde davon nur profitieren. Ich verstehe nicht, warum hier kein gemeinsamer Weg gefunden wird. Zum einen gibt es viele, die soziale Dienstleistungen brächten, zum anderen gibt es Frauen, die sie anbieten würden. Den jungen Bäuerinnen. Was sagen Sie denen? Ich möchte die jungen Bäuerinnen motivieren, sich auf ihren Höfen zu verwirklichen. Ich möchte nicht schlechte Stimmung verbreiten, sondern ich möchte den jungen Frauen sagen, dass Landwirtschaft auch viel Freiraum lässt. Man ist der eigene Chef, man hat viel Gestaltungsmöglichkeiten. Der Bauernhof ist ein guter Platz für ein Familienleben, trotz seiner Herausforderungen.
Was brauchen die Frauen, damit sie auf den Höfen bleiben?
Sie brauchen einen belebten, lebendigen Lebensraum, sie brauchen soziale Einrichtung vor Ort, sie brauchen Unterstützung bei der der Pflege von älteren Menschen, sie brauchen Bildungseinrichtungen, Wir brauchen Frauen, die sich dafür einsetzen, auch auf Gemeindeebenen und wir brauchen auch die Männer, die sehen, wie wichtig das ist. Jahresthema 2025 ist ja, Frauen bewegen die Landwirtschaft. Es braucht die Frauen. Sie sind sehr oft die treibende Kraft für eine neue Ausrichtung des Hofes, sie sind diejenigen, die das Familiäre und das Finanzielle im Blick haben, die die Bräuche und Rituale auf den Höfen leben. Da spielt die Bäuerinnenorganisation eine wichtige Rolle. Wenn du als Bäuerin organisiert bist, hast du eine Gemeinschaft vor Ort, die dich trägt, du findest als Bäuerin Anschluss. Es findet ein Austausch statt. Das braucht es, damit die Frauen auf den Höfen bleiben. Sie motivieren sich gegenseitig, helfen, wo Menschen in Not sind. Ich glaube, die SBO-Ortsgruppen sind eine große, wichtige Stütze, damit Landwirtschaft in Bewegung bleibt.
Und was braucht es, damit Landwirtschaft in Bewegung bleibt?
Bäuerinnen, die Freude am Gestalten haben und die Politik, dass die Wichtigkeit sieht, diese Frauen zu unterstützen. Und zwar so, dass sie ihre Projekte und Ideen umsetzen können – ohne großen bürokratischen Aufwand - effizient und direkt. Ich denke hier auch an die EU-Gelder, die irgendwo versanden, weil die Auflagen und der bürokratische Aufwand zu groß sind. Ich erwarte mir von der Politik und den öffentlichen Ämtern hier Verantwortung zu übernehmen und zu handeln.
Ihr größtes Projekt 2025?
Die internationale Tagung Frauen in der Landwirtschaft Anfang April. Ich freue mich auf den Austausch mit vielen Bäuerinnen und Akteuren aus der Landwirtschaft. Ich bin überzeugt, dass unser Netzwerk dazu beiträgt, dass die Frauen auch weiterhin Landwirtschaft bewegen.