Im Rahmen der 5. Internationalen Tagung „Frauen in der Landwirtschaft“, die vom 2.-4. April in Bozen stattfindet, werden besonders die Herausforderungen der kleinstrukturierten Landwirtschaft und die Rolle der Bäuerinnen thematisiert.
In drei spannenden Tagen gibt es eine gute Mischung aus Vorträgen aus der Wissenschaft, Workshop zum Mitreden und Mitgestalten, Betriebsbesichtigungen und viel Raum für Austausch unter Gleichgesinnten. Mit dabei Christian Hoffmann (Eurac-Research, Institut für Regionalentwicklung) und Georg Lun (WiFO) vertiefen im Rahmen der Tagung die Herausforderungen und die Chancen der kleinstrukturierten Landwirtschaft.
Welche Herausforderungen sehen Sie für kleinstrukturierte landwirtschaftliche Betriebe?
Christian Hoffmann: Kleinstrukturierte Betriebe stehen heute vor mehreren großen Herausforderungen. Ein zentrales Problem ist die finanzielle Begrenzung – viele Betriebe haben keinen einfachen Zugang zu Kapital und die Investition in neue Technologien oder nachhaltige Lösungen ist schwierig. Hinzu kommt der Arbeitskräftemangel, was die Arbeitsbelastung auf den wenigen verfügbaren Personen weiter erhöht. Schließlich gibt es auch die räumliche Benachteiligung, da viele Betriebe in ländlichen und abgelegenen Regionen liegen, was es ihnen erschwert, ihre Produkte zu vermarkten oder auf Infrastruktur zugreifen zu können.
Wie kann Innovation den Betrieben helfen, diese Herausforderungen zu meistern?
Christian Hoffmann: Innovation bietet viele Möglichkeiten, diese Herausforderungen zu überwinden. Besonders vielversprechend ist die Diversifizierung, bei der Betriebe ihre Einkommensquellen erweitern. Das kann durch die horizontale Diversifizierung geschehen, bei der der Produktionsmix erweitert wird, oder durch vertikale Diversifizierung, wie etwa die Verarbeitung von Produkten und deren Direktvermarktung. Einige Betriebe erschließen andere Geschäftsfelder, wie Agrotourismus oder Veranstaltungen auf dem Hof, um neue Einnahmequellen zu schaffen.
Warum ist die Diversifizierung für die Bäuerinnen wichtig?
Christian Hoffmann: Für Bäuerinnen ist die Diversifizierung eine wichtige Möglichkeit, ihre Betriebe auf eine breitere Basis zu stellen. Gerade Bäuerinnen übernehmen häufig viele verschiedene Aufgaben, vom Anbau bis hin zur Betriebsführung. Durch Diversifizierung können sie ihre Betriebe nicht nur finanziell absichern, sondern auch ihre eigene Rolle als Unternehmerinnen stärken.
Welche Rolle spielt die kleinstrukturierte Landwirtschaft für das Gemeinwohl?
Georg Lun: Die kleinstrukturierte Landwirtschaft ist ein unverzichtbarer Bestandteil des Gemeinwohls, da sie weit über die bloße Lebensmittelproduktion hinaus einen entscheidenden Beitrag zur Erhaltung unserer Kultur und Traditionen leistet. Diese Betriebe tragen aktiv zum Erhalt der Kulturlandschaften bei und fördern gleichzeitig lokale Wirtschaftskreisläufe, was nicht nur die wirtschaftliche Stabilität stärkt, sondern auch das soziale Miteinander und die Resilienz im ländlichen Raum. Sie sind ein wichtiger Pfeiler für die Bewahrung von Identität und Traditionen und bieten den Menschen vor Ort eine starke Bindung zu ihrer Region.“ Welche Bedeutung haben kleinstrukturierte Betriebe speziell für die Frauen im ländlichen Raum?
Georg Lun: Kleinstrukturierte landwirtschaftliche Betriebe bieten nicht nur wirtschaftliche Chancen, sondern auch wichtige gesellschaftliche und kulturelle Impulse. Besonders für Frauen im ländlichen Raum können sie neue Perspektiven eröffnen.
Interview Ulrike Tonner
Internationale Tagung Frauen in der Landwirtschaft: Programm und zur Anmeldung