Brauchtumskalender der Bäuerinnen Nr. 7/53 vom 7. Dezember 2020
Ungefähr zwei Wochen vor Weihnachten ist es Brauch, den Weihnachtszelten zu backen.
Er war früher neben den Krapfen das ursprüngliche Weihnachtsgebäck, für das die Bäuerin einmal in Jahr in eine Spezerei (Gewürzhandlung) zum Kauf von kandierten Früchten, Zimt, Nelkenpulver und Feigen gehen musste. Der „Zeltn“, wie er genannt wird, ist ein nahrhaftes Gebäck, reich an Früchten und Nüssen, also an wichtigen Spurenelementen. Die Zutaten variiern oft von Tal zu Tal. So z.B. sind für den Vinschgau die getrockneten Palabirnen oder Zwetschgen als Zutaten typisch.
Symbolik
Die Rautenmuster auf den Weihnachtszelten aus geschälten Mandeln, Walnüssen und kandierten Früchten stellen die vier Elemente oder die vier Evangelisten und in der Mitte Jesus dar. Der Kreis ist das Symbol von Leben; die runde Form der Zelten ein Symbol für die Vollkommenheit. Das noch heiße Früchtebrot wurde früher mit Weihwasser besprengt.
Text und Bild©SBO
Weihnachtszelten am Heilig Abend
Der erste Weihnachtszelten wird im Vinschgau am Heiligen Abend angeschnitten, dann am Weihnachtstag, zu Neujahr und am Dreikönigstag. Der letzte Zelten wird zu Maria Lichtmess gegessen, erst daraufhin kann die Weihnachtskrippe wieder weggeräumt werden. Der Zeltn als Weihnachtsgebäck wurde in jüngster Zeit vom Lebkuchen abgelöst; der Lebkuchen wurde ursprünglich an Wallfahrtsorten an die Pilger als nahrhaftes, wärmendes Gebäck verkauft. Nach wie vor ist der Weihnachtszelten ein beliebtes Weihnachtsgeschenk und hochwertiges Mitbringsel für Verwandte und Bekannte.
Rezept für Weihnachtszelten (aus dem Buch Lebendige Bräuche inSüdtirol, Jutta Tappeiner und Hans Grießmayr, Athesia Verlag)
Zutaten für ca. 20 Zelten: 3 kg Feigen, 1 kg Rosinen, 1 kg Sultaninen, 500 g Mandeln, 500 g Haselnüse, 500 g Walnüsse, 400 g Arancini und Sauerteig Gewürze: 2 EL Zimt, 2 TL Nelkenpulver, 1 Weinglas Rum Zutaten Glühwein: 1 l Wein, 2 Orangen (Saft und Schale), etwas Muskatnuss, Zimtrinde und Nelken, Zucker nach Geschmack
Zubereitung Zelten: Die gehackten Früchte in eine große Schüssel geben, die Gewürze drüberstreuen und mit dem Glühwein angießen. Die Masse gut durchmischen und zugedeckt 1 – 2 Tage ziehen lassen. Die Früchte gut durcharbeiten. Vom Sauerteig so viel dazugeben, dass man schöne Brote formen kann. Zelten mit Wasser bestreichen und nach Belieben mit Mandeln, Müssen und Arancini verzieren. Im vorgeheizten Backofen bei etwa 180 Grad etwa 30 Minuten backen. Nochmals mit Wasser bestreichen.