Brauchtumskalender der Bäuerinnen Nr. 8/53 vom 14. Dezember 2020
„Sankt Thomas bringt die längste Nacht, weil der den kürzesten Tag gebracht“.
Die Thomasnocht, die längste und finsterste Nacht des Jahres, ist im Volksglauben mit vielen Bräuchen verbunden. So heißt es, dass jene Gedanken, die zur Wintersonnenwende aufziehen, wachsen und sich verwirklichen werden, genauso wie das Sonnenlicht zunehmen wird. In der dunkelsten Nacht des Jahres wird mitten in der Finsternis das Licht geboren. Dieser magische Moment wird seit Jahrtausenden gefeiert. Auch das Christkind, die Lichtgeburt, das Licht der Welt wird in dieser Zeit geboren.
Mit der Thomasnacht beginnen die Weihnachtsvorbereitungen, der Christbaum wird geholt und der Zelten gebacken.
„Pan Thommas, keart der Tog um.“
Der 21. Dezember gilt als eine Losnacht, wie die Christnacht, die Neujahrsnacht und die Nacht auf Dreikönig. Der Begriff „Los“ kommt von lösseln oder leaslen und meint das Erkunden der Zukunft. Orakelbräuche sind heute beliebter denn je, Kartenlegen, Runen werfen, die Träume aufschreiben und als Botschaften interpretieren oder wohlriechende Kräuter räuchern und den Rauch deuten.
Der Name „Rauchnächte“ könnte sich vom Räuchern und vom „Rauch“ ableiten. Zur Abwehr von Gefahren und zum Vertreiben von Geistern und Dämonen wird das Haus in den Rauchnächten und später an den drei großen Rauchnächten am Heiligabend, zu Silvester und am Dreikönigsabend ausgeräuchert.
Im Volksglauben verbinden die Rauchnächte das Mondjahr mit dem Sonnenjahr. Sie füllen die Lücke zwischen dem alten Mond- und Sonnenkalender und gleichen beide aus.
Mehr über die Rauchnächte und die Räuchermischung für die Rauchnächte lesen Sie im Buch „Lebendige Bräuche in Südtirol“, Jutta Tappeiner & Hans Grießmair, Athesia Verlag