Für die besondere Kraft weiter zu machen geehrt
Bereits zum 20. Mal konnten auch heuer dank der Unterstützung der Stiftung Südtiroler Sparkasse sechs Frauen ausgezeichnet werden, die sich oft mehrere Jahrzehnte ohne Mann um Hof und Familie bemüht hatten. Einen sehr berührenden Teil des Landesbäuerinnentages stellten die zur Tradition gehörenden Witwenehrungen dar. In einer Bildpräsentation und einer Laudatio wurde über das oft schwere und unfassbare Schicksal der Witwen berichtet, die es geschafft haben, ihren Hof für die eigene Familie weiter zu erhalten. Dr. Reihnold Marsoner, Verwaltungsratsmitglied der Stiftung Südtiroler Sparkasse, überreichte den sechs Witwen eine Urkunde und einen Geldbetrag: „Beeindruckend, was diese Frauen geleistet haben.“
Hedwig Habicher Wwe. Thöni, St. Valentin auf der Haide
Hedwig ist am Tanleznhof in St. Valentin auf der Haide, wo sie noch heute lebt, aufgewachsen. Mit 21 Jahren heiratete sie Oskar Thöni, der nebenbei im Straßendienst arbeitete.1986 starb er bei einem Arbeitsunfall. Weitere Schicksalsschläge wie der Tod der Mutter und des Bruders sowie ein Brand am Hof folgten, doch Hedwig blieb mit ihren beiden Töchtern am Hof. Sie liebt ihre Arbeit mit den sechs Stück Vieh, die heute im Stall stehen und könnte sich auch nichts anderes vorstellen. Mit viel Fleiß kümmert sie sich auch um die Kirche und sorgt für frische Blumen. „Lai gsund bleibm, sischt gour nicht“
Berta Schaller Wwe. Bachmann, St. Magdalena Gsies
Berta zog nach der Hochzeit 1966 mit Josef Bachmann von Lajen auf den Veidlerhof in St. Magdalena. Nach nur 15 Jahren Ehe starb Josef nach einer Krebserkrankung und Berta stand mit den vier Kindern alleine da. Der Hof brachte nicht viel Geld ein und Regen tropfte durch das Haus. Berta versuchte für Hof und Familie stark zu bleiben und mit Unterstützung und Zusammenhalt der Familie gelang es ihr den Hof weiter zu bewirtschaften. Den Hof übergab sie 1997 an ihren Sohn Johann, der auf Ziegenhaltung umstieg. „I hon nia gezweifelt - Gott sei donk! Dor Herrgott hot mir olm gholfn und hot mi glott gsund aufstiehn und isch mir beigstondn!“
Flora Prader Wwe. Winkler, Afers
Afers ist seit jeher die Heimat von Flora. Im Jahre 1968 heiratet Flora den Nachbar Rudolf Winkler und kam so auf den Kaspernellerhof. Als Rudolf schwarzbunte Kühe kaufte, war dies Dorfgespräch. 52-jährig starb Rudolf jedoch an Krebs, alle sechs Kinder waren noch minderjährig. Vor allem die älteste Tochter Mathilde musste viel am Hof mithelfen. Obwohl Mathilde 1991 vom Hof wegzog, wusste Flora, dass es weiter gehen muss. Zusammen mit Sohn Hansjörg und dessen Familie lebt die 76-jährige heute am Hof. „I hon lai die Orbet gsechn, und hon kuene Zeit kopp noch zu denken, sell wor es Guete!“
Monika Sparber Wwe. Eisendle, Sterzing
Monika ist mit 50 Jahren die jüngste geehrte Frau. Ihr Hochzeitstag im Mai 2001 mit Anton Eisendle vom Rieserhof in Sterzing war wohl ihr schönster, aber auch traurigster Tag in ihrem Leben zugleich: Noch am selben Tag starb Anton bei einem Arbeitsunfall. Mit den zwei Kindern, der vielen Arbeit ging es dank Unterstützung weiter. Mit dem Tod des Schwiegervaters, des Vaters und der Mutter ereilten Monika weitere Schicksalsschläge. Doch sie ist wie sie selbst sagt, „mit Leib und Seele Bäuerin“ geblieben, trotz allem. „I hon schun gmiasst ibor meine grenzn außi gien, es hot sich obor gelohnt asou zu kämpfen!“
Juliana Fischnaller Wwe. Kofler, Villnöss
Heute mit 80 ist Juliana froh, dass das Leben am Urbanhof in Coll/Villnöss weitergeht. Durch die Heirat mit Franz Kofler kam sie hierher. Mit nur 43 Jahren starb ihr Mann. Schwierig war für sie das Weiterbringen der sieben Kinder. Auch wollten andere den Hof kaufen, doch Juliana blieb. Sie mähte mit der ältesten Tochter die steilen Wiesen, gemeinsam machten sie den Führerschein. Ein weiterer Schicksalsschlag für sie war die schwere Erkrankung eines ihrer Kinder. Heute bewirtschaftet den Hof die älteste Tochter Elsa. „Des isch mein gröschter Wunsch: dass die Enkel den Hof weiterführen“
Klara Kofler Wwe. Unterkalmsteiner, Sarnthein
Durch die Heirat mit Klaus Unterkalmsteiner kam Klara auf den Zaunerhof in Sarnthein. Da der Hof nicht das Nötige für das Leben abwarf, ging Klaus auswärts arbeiten und so musste Klara mit den Kindern die gesamte Arbeit am Hof verrichten. 1996 starb dann Klaus bei einem Arbeitsunfall. Die sechs Kinder gaben Klara die nötige Kraft weiterzumachen. Heute hilft sie nach wie vor bei der Heuarbeit mit und freut sich sehr, wenn die Enkelkinder sie besuchen. „Aus jeder Schwierigkeit es Beschte zu mochen, Gsundheit und dor Zusommenholt in der Familie: Sell isch es Wichtigschte!“