35 bäuerliche LebensberaterInnen gibt es in Südtirol. Zwei Männer und 33 Frauen haben ein offenes Ohr, wenn es zu Krisen im Leben der Bauern und Bäuerinnen kommt. Eine Lebensberaterin erzählt.
Frau Elisabeth*, Sie sind seit fünf Jahren Lebensberaterin. Das Ziel der Lebensberatung ist es, die Lebensqualität der bäuerlichen Familie am Hof zu stärken. Wie entsteht der Kontakt, wenn jemand Hilfe braucht?
Der erste Kontakt erfolgt über die Koordinatorin der Lebensberatung der bäuerlichen Familie. Dann werden wir LebensberaterInnen angesprochen, ob wir uns dem Fall widmen wollen und können. Das muss ich als Lebensberaterin wissen. Ich betreue zum Beispiel zur Zeit zwei Fälle. Wenn ein Kontakt gewünscht wird, melden wir uns telefonisch und bieten einen Termin an.
Der wahrscheinlich nicht gleich am Hof stattfindet?
Genau. Viele wollen sich zunächst auf neutralem Boden treffen, z.B. beim Bauernbund. Aber das ist individuell. Wir richten uns da nach dem Wunsch der Ratsuchenden.
Welche Themen beschäftigen die Bäuerinnen und Bauern?
Das sind Konflikte zwischen den Generationen, zwischen Schwiegermutter und Schwiegertochter, aber auch Krisen in der Partnerschaft und der Familie. Erst kürzlich ging es in einer Begleitung darum, dass eine Bäuerin einfach nicht wusste, wie sie sich ein Leben mit ihrem Mann aufbauen sollte. Ich sag immer: Eine Bäuerin braucht einen eigenen Herd und einen eigenen Kühlschrank.
Themen also, die Frauen und Familien im ganzen Land beschäftigen…
Richtig. Trotzdem ist es für uns als LebensberaterInnen wichtig, dass wir selbst aus dem bäuerlichen Milieu kommen. Da weiß ich einfach, was Sache ist. Dass eine Hofübergabe nicht einfach ist, dass Schulden da sind. Dass oft in einer bäuerlichen Familie wenig geredet wird, kein Raum da ist, das zu erzählen, was einem auf der Seele liegt.
Und wie lange dauert eine Begleitung?
Unterschiedlich: Manchmal sind es nur zwei Monate, manchmal ein halbes Jahr, die Betreuung kann aber auch über Jahre gehen.
Sie geben viel Ihrer Zeit – aber Sie kriegen auch etwas zurück.
Auf jeden Fall. Die Menschen begleiten zu dürfen, das ist mir eine Ehre. Und das Tolle ist: die Leute haben immer selbst die Lösung für sich. Ich helfe nur, das hervorzuholen. Denn sein Leben verändern kann nur der Ratsuchende selbst. Wenn z.B. jemand in einer Gewaltsituation bleiben will, müssen wir das respektieren.
Aus der SBO-Festschrift, Ursula Lüfter
*Name von der Redaktion geändert