Michaela Rott Brunner vom Johannserhof in Villanders und Bäuerin des Jahres 2016 lässt uns teilhaben an ihren Gedanken in der Adventszeit und zu Weihnachten. Eine ganz persönliche Denkschrift von einer traditionsbewussten und selbstsicheren Bäuerin mit viel Herz und Zeitgeist.
Die Törggelezeit ist vorbei und es vergeht ein Tag nach dem anderen mit Aufräumen, Putzen, Kochen und Abspülen. Es ist mir wieder nicht gelungen, Fichtenzweige zu holen und einen Kranz zu winden. Schade eigentlich! Es war für mich etwas ganz Besonderes, wenn unser „Tata“ jedes Jahr am Samstag vor dem 1. Adventsonntag in der Küche saß, umgeben von Fichtenzweigen, und einen Adventskranz band.
Ich stelle vier Kerzen auf den "Stubmtisch", die sollen als Adventskranz dienen. Abends sitz ich dann dort, singe Adventlieder und bete. Der 4jährige Georg hört mir zu, und - von Tag zu Tag mehr - singt und betet er mit. Die großen Kinder hören verstohlen und überspielt gelangweilt zu. Es gefällt ihnen trotzdem: Tief im Herzen feiern sie mit.
Ich hab die Zutaten für Weihnachtszelten und Kekse besorgt, und komme schon wieder nicht zum Kekse backen. Vielleicht morgen. Wir sind müde. Müde von harter Törggelearbeit. Aber wir sind zufrieden. Froh, die Saison gut überstanden zu haben, und wir freuen uns auf eine ruhigere Zeit. Ich freue mich aufs Zusammensitzen, auf ausgiebige Gespräche und nicht zuletzt aufs „Ofenliegen“.
Je ruhiger die Adventszeit für mich wird, je mehr Weihnachtsstimmung aufkommt, desto häufiger denke ich an bekannte und weniger bekannte Menschen, die sich nicht auf Weihnachten freuen können, weil sie einen geliebten Menschen verloren haben. Ich denke an kranke Menschen und an jene, die ein schweres Schicksal zu tragen haben. Ich bete im Stillen, dass sie nicht allzu traurig sind und ihr Schicksal ertragen können.
Es geht so schnell, plötzlich ist der Heilig Abend da. Noch war kaum Zeit, an Geschenke zu denken. Außerhalb der Familie bekommt niemand Geschenke, ich schreibe auch keine Weihnachtspost. Hektik und Stress vermeide ich in dieser Zeit, wo ich kann. Nur Ausruhen und Genießen sind nun wichtig! Und dabei werde ich tatkräftig unterstützt von Schwester und Schwägerin, die uns an beiden Weihnachtsfeiertagen zum Mittagsfestessen einladen. Was gibt es Schöneres? Essen, ohne selber zu kochen; nur sitzen, mit der Familie ratschen und genießen bis es Abend wird. Gott sei Dank wartet dann wieder etwas Arbeit auf uns, sonst müssten wir mit vollem Bauch schlafen gehen!
Lieber Leser dieses Artikels. Ob ich Dich kenne oder nicht. Von ganzem Herzen wünsche ich Dir eine schöne, ruhige, friedliche und besinnliche Weihnachtszeit. Ich wünsche Dir, dass Du nicht traurig bist in dieser Zeit, und ich wünsche Dir, dass es Dir gelingt, Kräfte zu sammeln für das kommende Jahr, das hoffentlich ein gutes Jahr wird!
Foto 1: Die Bäuerin des Jahres Michaela Rott mit Sohn Georg.