Dienstag, 02 Mai 2023

Wie geht es den Bäuerinnen?

Einige Themenbereiche der groß angelegten Bäuerinnenumfrage 2022 werden im Laufe dieses Jahres genauer untersucht. In diesem Bericht geht es um das Thema psychische Belastung, der die Bäuerinnen ausgesetzt sind. In der Umfrage 2022 wurden einige Fragen zur Gesundheit der Bäuerin gestellt. Oft kommt es auf den Höfen nicht nur zu einer körperlichen Überlastung, sondern auch zu einer psychischen, immerhin knappe 12% der Bäuerinnen gaben 2022 an, psychische Belastung zu empfinden. Die Tendenz war in den letzten 20 Jahren leider leicht ansteigend. Dabei fällt der Bezirk Meran mit einer sehr niedrigen Belastung auf, während die anderen Bezirke alle gleich auf liegen. Auffällig ist auch, dass vor allem die jüngere Generation eine höhere Belastung als der Durchschnitt der Befragten angibt. Besonders hoch ist die psychische Belastung verständlicherweise bei verwitweten Frauen. Hohe Arbeitsbelastung durch Zweitberuf Gründe für die Überlastung sind sehr häufig die Arbeitsbelastung, das zieht sich durch alle Bezirke und Altersgruppen durch. In vielen Antworten zeigt sich, dass die psychische Überlastung stark mit der finanziellen Situation der Betroffenen zusammenhängt. Bäuerinnen mit psychischer Belastung haben häufiger als der Durchschnitt einen nichtlandwirtschaftlichen Beruf – sprich Zweitberuf. Der Grund dafür ist zu 67% die Existenzsicherung für den Hof. Das Haupteinkommen wird meist außerhalb des Hofes erwirtschaftet, so ist es nicht selbstverständlich, dass auch die Bewirtschaftung des Hofes weitergeführt wird. Die tägliche Beteiligung an den landwirtschaftlichen Tätigkeiten ist sehr hoch, trotz der Arbeit außerhalb. Oft tragen sie eine hohe Verantwortung für den Hof, sind häufig alleine für den Kontakt mit Ämtern, Behörden und Geschäftspartner und für die Geldgeschäfte zuständig. Die Grünlandwirtschaft ist von psychischer Belastung häufiger betroffen als Intensivkulturen. Einher gehen leider auch viele weitere Probleme: Die körperliche Belastung wird wesentlich höher angegeben als vom Durchschnitt der antwortenden Bäuerinnen. Der Urlaub ist sehr gering, mehr als die Hälfte geben an, dass sie selten bis nie Zeit für Ruhe und Entspannung haben. Man fühlt sich in der Dorfgemeinschaft nicht so wohl. Bei nichtbäuerlicher Herkunft wird auch die Anerkennung durch die bäuerlichen Berufskolleginnen als geringer eingeschätzt. Auch die Wohnverhältnissen werden weniger gut eingestuft als der Durchschnitt dies beantwortet hat. Die hohe Zahl von 20% der psychisch überlasteten Bäuerinnen würden nicht noch einmal den Beruf Bäuerin ergreifen. Wunsch nach Weiterentwicklung Dass die Landwirtschaft doch eine wichtige Rolle im Leben der Bäuerinnen spielt, sieht man daran, dass trotz Schwierigkeiten, doch sehr viele der Bäuerinnen sich in den nächsten fünf Jahren durch Ausbildungen weiterentwickeln möchten und auch häufiger als der Durschnitt einen Zuerwerb planen. Es zeigt, wie sehr die Frauen daran interessiert sind, den Hof in die Wirtschaftlichkeit zu führen und dadurch die Belastung durch einen Nichtlandwirtschaftlichen Beruf, der nicht immer leicht mit den Arbeiten am Hof vereinbar ist, zu kompensieren. Bild: Familie, Hof und Zweitberuf zur Existenzsicherung des Hof: Grund für die körperliche und psychische Belastung der Bäuerinnen ©SBO_Rosamunde Irsara Videsott

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