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Mittwoch, 20 April 2022

Wir haben´s in der Hand

Wir haben’s in der Hand: Da wird sich die eine oder andere sagen, das ist leicht gesagt. Da muss ich euch auch recht geben. Bei den verschiedenen Bestimmungen die immer wieder auf uns zukommen, bei den Preisanstiegen, die uns das Wirtschaften erschweren und die Gewinnspanne wieder verkleinern, bei den Ansprüchen der Gesellschaft an unsere Produkte. Auch der Krieg in Europa macht es uns nicht leichter, unser Leben, dass wir‘s in der Hand haben. Aber trotzdem liegt viel in unserer Hand, ganz wichtig ist dabei, dass wir das Glas wie man so schön sagt nicht halb leer sehen, sondern halb voll. Ich will damit sagen, wir müssen lernen mit dem Sehen auch die guten Dinge zu sehen und nicht die negativen Seiten immer feststellen. Das Gute zu sehen bewirkt viel mit uns, es gibt uns Kraft und Motivation, halten wir am Negativen fest, treten wir immer wieder auf der Stelle sind wir nicht imstande etwas zu ändern.

Wir erwarten vom Konsumenten, dass er das regionale Produkt kauft. Auch wir sind Konsumenten, da müssen wir uns fragen: kaufen wir regional ein? Ich betrachte meinen Einkaufswagen im Lebensmittelgeschäft, und denke mir, was würde mein Kunde vom Markt sagen, wenn er hineinschaut. Habe ich mich meinem Kundenwunsch entsprechend verhalten. Auch wir müssen unsere Produkte kaufen. Wenn nicht wir es tun, können wir es nicht von den anderen erwarten. Auch da haben wir einiges in der Hand. Bin ich in einem Restaurant, kann ich ruhig fragen woher die Produkte kommen, durch ständiges Hinterfragen bin ich mir sicher, können wir auch dort kleine Schritte erreichen. Bei den ansteigenden Betriebskosten, bei den Energiepreisen aber besonders bei den Strompreisen, da fragen sich viele in unserem Land, haben wir das wirklich in der Hand.

Auch bei den vielen Anforderungen zum Tierwohl haben die Bäuerinnen und Bauern das Gefühl, es entgleitet ihnen aus den Händen. Wir haben viele kleine und kleinere Betriebe in unserem Land, bei denen die Tiere zum Hof und zur Familie gehören. Jeder behandelt sein Tier gut, damit es ihm auch einen wirtschaftlichen Nutzen bringt, und dieser geht eh in den meisten Fällen ohne Gewinn aus. Denn viele der Bauersfamilien arbeiten zweimal um einmal zu leben. Sie tun dies aus Liebe zum Hof und zu dem Ort, wo sie leben. Wenn diese Geschichten ums Tierwohl für die kleineren Betriebe nicht mehr zu stemmen sind, machen sie die Stalltüre zu. Ist eine Stalltüre zu, geht sie nicht mehr auf. Es sind gerade die vielen kleinen Betriebe, die die Landschaft pflegen, die alle kleinen steilen Wiesen mähen und so unser Südtirol so erhalten wie wir es kennen und wie der Gast es liebt. Südtirol ist nur Südtirol mit der Berglandwirtschaft wie wir sie bis jetzt haben. Wenn wir sie weiterhin so haben wollen, muss die Politik all ihre Kraft in die Hand nehmen, und sie muss von uns allen darin unterstützt werden.

Auch müssen wir weiterhin mit der Gesellschaft im Gespräch bleiben, ihnen zeigen welch wertvolle Lebensmittel wir herstellen. Auch wenn vom schulischen Käse gesprochen wird, werden wir uns als Bäuerinnenorganisation nicht beirren lassen und noch mehr an unseren Schulprojekte festhalten. Auch wenn uns vorgeworfen wird, unsere Projekte hätten die Vermarktung Südtiroler Produkte zum Ziel. Den Kindern müssen wir zeigen wie Lebensmittel hergestellt werden und wie sie schmecken.

Auch die Weitergabe an die nächste Generation ist nicht immer einfach, und besonders dann, wenn es keinen Übernehmer oder Übernehmerin gibt. Da ist zu Überlegen, ob es nicht andere Formen der Weitergabe gibt, damit der Hof nicht an Investoren aus dem Ausland verkauft wird. Für ein gutes Arbeiten auf dem Hof, ist es auch wichtig, nicht immer so zu tun, wie man das schon immer gemacht hat. Man muss sich immer weiterbilden, informieren, Beratung auf den Hof holen. Es ist wichtig, mit einem anderen Blick durch den Hof zu gehen, sonst sieht man Schwachstellen nicht mehr, man wird betriebsblind. Da haben wir‘s auch in der Hand, ob wir so einen Blick zu lassen.
Ich wünsche euch, dass euch die verschiedenen Anforderungen nicht entmutigen, und dass ihr den Blick immer auf ein halb volles Glas habt. Diesen Blick, den habt ihr in der Hand

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